Rostam - Half-light

Nonesuch / Warner
VÖ: 15.09.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Little Mister Sunshine

Da waren's nur noch drei. Nach einem beachtlichen Werdegang als Teil von Vampire Weekend entschied sich Gitarrist und Keyboarder Rostam Batmanglij 2016 dazu, die Band im Guten zu verlassen. Anderweitig herumgetrieben hatte er sich sowieso stets, sei es im Projekt Discovery mit Ra Ra Riots Wes Miles, im Gespann mit The Walkmens Hamilton Leithauser oder eben ganz solo. Unter seinem eigenen Namen hat er nun sein erstes Album "Half-light" fertig gestellt – gleichermaßen ein Gesamtwerk für sich wie auch eine Art Roundup seines bisherigen Outputs. Der älteste Song hier, "Wood", stammt nämlich bereits aus dem Jahr 2011. Trotzdem bewegen sich die stolzen 15 Tracks im selben Koordinatensystem – wenn schon die Stücke selbst nicht stillsitzen können, warum sollte es das Album dann als Ganzes tun?

Vollkommen überraschend ist der Sound von Rostams Debüt nicht. Die afrikanisch und lateinamerikanisch angehauchten Elemente von Vampire Weekend sind präsent, werden mit Hilfe von Streicher, Bläsern, Didgeridoos und Weißdergeierwas aber noch mal deutlich in die Breite gezogen. Harte, schnatternde Beats im Stil von Weltenbummlerin M.I.A. bei "Don't let it get to you" sind ebenso willkommen wie die Reggae-Einlagen von "Rudy" oder kleine Klavier-Überleitungen wie "I will see you again". Selbst Kirchenchöre tauchen ein paar Mal unvermittelt im Hintergrund auf. Hauptsache, die Sonne scheint den Stücken aus allen Poren. Batmanglij selbst sorgt auch dafür – mit seiner Stimme, die stets ein leichtes Lächeln mitklingen lässt, in sommerlicher Dösigkeit.

Die zackige Effizienz seiner Ex-Hauptband ist ihm jedoch weitgehend fremd. Auf "Half-light" lässt Rostam die Zügel gerne mal schleifen, die Songs ins Nichts driften, um sie später wieder zurückzuholen. Dass der Einstieg mit "Sumer" und "Bike dream" zwei recht kompakt geratene Highlights und Hits bereithält, ist mehr als falsche Fährte zu sehen. Der Titeltrack passt da schon eher als repräsentativer Eindruck, wenn er sich plötzlich verabschiedet, nur um in einer wunderschönen akustischen Coda wieder zu erscheinen. Das eingängige "Never going to catch me" verzaubert mit seinem Spieluhren-Sound, "Gwan" verlässt sich fast ausschließlich auf umherschwurbelnde Streicher, um die hübsche Vokalmelodie zu unterstützen und der Platte einen absolut würdigen Abschluss zu bereiten.

Dazwischen zeigt Rostam häufig, dass man am Vampire-Weekend-Sound nur ein klein wenig justieren muss, bis man bei Animal Collective herauskommt. Deren chaotisch anmutende Strukturen zeichnen anfangs irritierende Skizzen wie "When" oder "Warning intruders" nach. Dann wird deutlich, dass "Half-light" unter seiner Schönwetter-Oberfläche doch nicht so einfach ist, wie es manche direktere Songs weismachen wollen. Es möchte schon erschlossen werden. So ist das mit kleinen Sonnenscheinen wie Rostam Batmanglij: Hinter dem Lächeln finden sich meistens einige Flausen im Kopf.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sumer
  • Bike dream
  • Half-light (feat. Kelly Zutrau)
  • Never going to catch me
  • Gwan

Tracklist

  1. Sumer
  2. Bike dream
  3. Half-light (feat. Kelly Zutrau)
  4. Thatch snow
  5. Wood
  6. Never going to catch me
  7. Don't let it get to you
  8. I will see you again
  9. Hold you (feat. Angel Deradoorian)
  10. When
  11. Rudy
  12. Warning intruders
  13. EOS
  14. Gwan
  15. Don't let it get to you (Reprise)
Gesamtspielzeit: 52:21 min

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Gordon Fraser

2017-11-05 14:57:58

Viel zu lang. 15 Minuten und vier, fünf Songs weniger und die Sache sähe schon anders aus. Zu viele Skizzen und unnötige Spielereien.

Armin

2017-09-20 21:17:01- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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