
Roddy Woomble - The deluder
Modern Way / IndigoVÖ: 08.09.2017
Hölzerne Ideen
Die Frage, wie man im Musikbusiness würdevoll altert, stellt sich nicht erst seit dem 50. Bühnenjubiläum der Rolling Stones oder der gefühlt 50. Ankündigung eines neuen Paul-McCartney-Soloalbums. Musiker sind Menschen, Menschen werden alt. Punkt. Und all das ist auch lange kein Grund, um seine Berufung an den Nagel zu hängen. Schließlich ist Künstlern wie Johnny Cash, den Red Hot Chili Peppers und sogar Aerosmith schon ein zweiter Frühling vergönnt gewesen. An deren Alterungsprozessen konnte man allerdings auch jenseits ihrer Musikproduktionen in diversen Klatschspalten oder Boulevardmagazinen teilhaben – mehr oder weniger freiwillig. Anders verhält es sich da bei Roddy Woomble, den man vor seinem inneren Auge eher als 20-jährigen Leadsänger der Band Idlewild zu Songs wie "When I argue I see shapes" oder "Actually it's darkness" rocken sieht. Dass der sympathsiche Schotte inzwischen auch schon über vierzig ist, erfährt man weder bei Explosiv, noch in der Vogue. Dafür wirkt sein neues Soloalbum "The deluder", dem es in weiten Strecken an Spielfreude und Esprit fehlt, umso altersmüder.
Schon der Opener "Look back like leaving" klingt gewöhnungsbedürftig uneuphorisch und leitet mit seinem knarzigen Sound einen ganzen Schwung ähnlich behäbiger Lieder ein. Weder die schwermütige Single "Like Caruso" noch das verhuschte "Remember to breath" wollen richtig zünden, da die reduzierten Arrangements nur den Blick auf das diesmal eher mangelhafte Songwriting freilegen. Gleiches gilt für "Any old kind of world will do", das mit schlurfigen Gitarren und schepperndem Beat Richtung Abgrund trudelt. Selbst die rockigeren Momente seines Drittlingswerks wirken im Vergleich zu Krachern seiner Hauptband, die sich schon öfter als Experten in diesem Genre hervorgetan haben, saft- und kraftlos. So klingt der Text des rumpelig-rauhen "Jupiter", das Woomble laut Eigenaussage für seinen astronomie-begeisterten Sohn geschrieben hat, auch so, als wäre er eins-zu-eins aus einem Schulbuch abgeschrieben.
Zum Glück haben es mit "A skull with a teardrop" und "I'll meet you at the memorial" auch zwei Lieder auf das Album geschafft, bei denen die Komposition perfekt zu der eher kargen Stimmung von "The deluder" passt. Letzteres überzeugt hierbei durch programmierte Beats, treibenden Bass und einen tollen Text, während Woomble in ersterem den einsamen Verzweifler mimt, der im Walzertakt durch die Nacht torkelt. Auch der folkige Abschlusssong "Floating on a river" stimmt mit seiner finalen Dreingabe von Akkordeon und Mundharmonika versöhnlich. Mehr von diesen bittersüßen Liedern, die damals auch das Debüt "My secret is my silence" zu einem wunderschönen Stück Musik machten, hätten auch dieser Platte gut getan. So wünscht man sich vom Idlewild-Frontman neben einem neuen Album der Hauptband auch das, was man sich von manchem älteren Herren wünscht: etwas weniger Kauzigkeit und Rückbesinnung auf die eigenen und zuhauf vorhandenen Stärken. Da sich der Albumtitel frei mit "Der Betrüger" übersetzen lässt, kann man einfach mal davon ausgehen, dass Herr Woomble das auch weiß. Eine Schwalbe macht schließlich noch keinen Sommer und ein Betrüger macht noch keinen (zweiten) Frühling. Dafür hat das umtriebige Multitalent sicher auch noch dreißig Jahre und geschätzte vier bis fünf Stones-Tourneen Zeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- A skull with a teardrop
- I’ll meet you at the memorial
Tracklist
- Look back like leaving
- To feel like a fool
- Jupiter
- A skull with a teardrop
- Like Caruso
- First love is never returned
- Remember to breathe
- I’ll meet you at the memorial
- On n'a plus de temps
- Any old kind of world will do
- Floating on a river
Im Forum kommentieren
Armin
2017-08-29 17:43:42- Newsbeitrag
Diesen Freitag erscheint "The Deluder", das neue Solo-Album von Idlewild-Frontmann Roddy Woomble. Mit "On N'a Plus De Temps" gibt es ab heute noch eine weiteren Song daraus als Musikvideo zu sehen. Unten könnt ihr das komplette Album herunterladen, im November spielt Roddy drei exklusive Solo-Shows in Deutschland.
Auf "On N'a Plus De Temps" wird Woomble gesanglich von Hannah Fisher unterstützt, die auch schon auf einigen Idlewild-Alben die Violine spielte. Wie viele der neuen Songs auf "The Deluder" ist "On N'a Plus De Temps" ein schwermütiges, melancholisches Stück, das Woomble gemeinsam mit Fisher auf Englisch und Französisch vorträgt. Das Video zum Song wurde in Berlin gedreht.
Bitte teilt das neue Video von Roddy Woomble ab jetzt über eure Kanäle - Danke!
Roddy Woomble - "On N'a Plus De Temps" (Musikvideo)
Vorher waren aus dem Album bereits die Songs "Like Caruso" und "Jupiter" ausgekoppelt worden.
Armin
2017-08-23 21:33:01- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
worldinyourhands
2017-07-05 17:11:10
auf jeden!
Aber
2017-07-05 09:28:23
Woomble ist schon einer von den Guten.
Armin
2017-07-04 17:31:38- Newsbeitrag
Am 01. September 2017 erscheint "The Deluder", das neue Soloalbum des Idlewild Frotmanns Roddy Woomble. Zur Single "Jupiter" hat der schottische Sänger ein Musikvideo in Berlin gedreht. Im November stehen drei exklusive Shows in Deutschland an.
Idlewild waren in Deutschland nie so erfolgreich wie in Großbritannien, wo die Band als eines der Urgesteine der Indierock-Szene gilt. Doch auch hierzulande gibt es zahlreiche Liebhaber der Band, die Roddy Woomble 1995 gründete. Nicht zuletzt Dank der Überplatte "The Remote Part", die 2002 sogar Platz 3 der UK-Charts erreichte und für das VISIONS Magazin zu den 101 besten Indierock-Alben aller Zeiten zählt.
Die neue Single aus dem kommenden Soloalbum heißt "Jupiter". Das Video wurde von Oscar Sansom (u.a. Biffy Clyro, Newtown Faulkner, u.v.a.) in Berlin gedreht. Über eine Verbreitung des Clips über eure Kanäle würden wir uns sehr freuen.
Roddy Woomble - "Jupiter" (Musikvideo)
"Der Song handelt von den Dingen, die wir nicht vollständig verstehen können. Der Text begann als Spiel zwischen mir und meinem achtjährigen Sohn, aber hat inzwischen eine wichtigere, tiefere Bedeutung für mich. Durch ihn ist mir klar geworden, dass unsere eigenen Geheimnisse uns ausmachen" so Roddy zur Entstehung des Songs.
Als erster Vorbote zu "The Deluder" erschien bereits im März der Song "Like Caruso". Wie beide Songs zeigen, ist die Musik des Albums vielfältig und schlägt den Bogen zwischen dem Sound von Idlewild, Roddys vorherigen Soloplatten sowie seinen Nebenprojekten.
Im November spielt Roddy Woomble drei exklusive Deutschland-Shows, um deren Ankündigung wir euch ebenfalls bitten. Tickets sind ab jetzt überall erhältlich.
Roddy Woomble - Live Germany 2017
07.11. Hamburg, Nochtwach
08.11. Berlin, Privatclub
09.11. Rees, Haldern Pop Bar
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