Marta Collica - Inverno
Solaris Empire / Broken SilenceVÖ: 01.09.2017
Tonight at the Roadhouse
Schummriges Licht, sphärischer Sound. Wohlklang, der eine gewisse Vorahnung mit sich trägt. David Lynch hat sich die Musikacts, die in der neuen "Twin Peaks"-Staffel häufig Auftritte im "Roadhouse" haben, nicht ohne Grund ausgesucht. Als er letztens in der Plattentests.de-Redaktion anrief – wir hielten sicherheitshalber den Hörer schon mal einen Meter weit vom Ohr weg –, klang er jedoch gar etwas erschöpft. "Die Geister, die ich rief...", deutete er gewohnt vage an. Und dann noch: "Das ist so schwer, jedes Mal wieder andere Acts für diese Auftritte zu finden. Bald wollen sie das Konzept für eine weitere Staffel. Sagt mal, könnt ihr bei Plattentests.de nicht aushelfen?" Klar können wir, David! Vielleicht kannst du im Gegenzug Andy und Lucy aus der Serie ... – schon gut. Wir schlagen fürs Erste Marta Collica vor. Ihre neue Platte "Inverno" klingt nämlich wie fürs Lynch-Universum geschrieben und passt perfekt auf die eingangs gelieferte Beschreibung.
Collica stammt aus Italien, lebt jedoch seit einiger Zeit in Berlin. Kollaborationsfreudig ist sie, verdingte sich unter anderem in der John Parish Band oder im Musiker-Kollektiv Songs With Other Strangers. Ihr drittes Soloalbum "Inverno" entstand hauptsächlich gemeinsam mit ihrem Gitarristen Cem Butler in verschiedenen europäischen Metropolen. Und bewegt klingt es: meist reduziert, gar spartanisch und ruhig, aber stets mit einer gewissen inneren Dynamik versehen. "Outside for a walk" heißt einer der schönsten Songs, sein Titel kann programmatisch für das passende Setting für "Inverno" stehen. In einer lauen Sommernacht – solche sollen ja angeblich noch existieren – entfaltet sich die Unwirklichkeit von Collicas schlanken Kompositionen am besten.
Schwadenhaft vorbeiziehend wie im Opener "Clandestine" oder reicher und drückender instrumentiert – in ihrem fokussierten Kosmos bleibt Collica wandelbar. Sie wechselt zwischen Englisch zu Italienisch, dem recht geradlinig voranschreitenden "La fine dei segreti" folgt das unwirkliche "Will we know more", das spannungsvoll eine sich nie materialisierende Hook umkreist. "In this town" ist fast schon zu straight auf den Punkt gebracht, der Titeltrack verhallt zuvor hingegen nur mit der Akustischen und Collicas Vocals zauberhaft im leeren Raum. Die schönste Melodie besitzt "Dov'è che finisce": zeitweise schönster Twee-Pop, doch die verzerrte Gitarre gibt die richtige Würze als Kontrapunkt hinzu. Das kann man sich gut in einem verruchten, verrauchten Club vorstellen, in gedimmtem Licht, voller zwielichtiger, mysteriöser Gestalten. Oder, David?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Clandestine
- Outside for a walk
- Dov'è che finisce
- Will we know more
Tracklist
- Clandestine
- Outside for a walk
- For real
- Dov'è che finisce
- La fine dei segreti (alternate vs)
- Will we know more
- Inverno
- Day off
- In this town
- Vero come te
- She travels fastest alternate vs)
- Stay in wonder
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Armin
2017-08-23 21:29:21- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Marta Collica - Inverno (1 Beiträge / Letzter am 23.08.2017 - 21:29 Uhr)