Joco - Into the deep

Columbia / Sony
VÖ: 25.08.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schöner Wohnen

Da ist sie! Eine der wenigen deutschen Bands, die noch internationalen Großflair versprühen, für den sich niemand zu schämen braucht. Joco haben "Into the deep", wie schon ihr Debüt "Horizon", in den Studios der Abbey Road aufgenommen. Erneut produzierte Steven Orchard, der sonst mit Paul McCartney, Coldplay oder U2 zusammenhockt. Für Van Morrison waren Joco hierzulande als Support gesetzt. Und das liest sich, wie sich die Band auch anhört: überhaupt nicht falsch. Denn diese zwei Schwestern bieten: reizende, liebliche Melodien, die zart von den Zungen angestoßen werden. Sie arrangieren lieber zurückgenommen und lassen aus. Grund genug für einige Rezensenten, hier eine Eigenart norddeutscher Reserviertheit zu interpretieren. Herkunft und Schwesternsein werden lieber erwähnt, als genauer auf die Musik zu hören. Geht den Dixie Chicks so. Haim kennen das auch.

Wohl auch, weil Jocos Musik gar nicht mal so einfach zu beschreiben ist. Sicher, sie funktioniert über deutliche Harmonien, diese vermaledeiten Ton- und Akkordfolgen, die – sofern gut genug gelernt – schnell verzücken und beglücken. Harmonien stellen immer etwas mit einem an. Da kann sich niemand wehren. Simon & Garfunkel wussten das, Fleetwood Mac sowieso. Mit der Wirkung lässt sich manipulieren. Joco haben das verstanden. "Into the deep" geht zumindest den Halbschritt voran, dass leicht dekandenter mit Klavier und Streichern umgegangen wird (oder eben für norddeutsche Verhältnisse dekadenter, aber überlassen wir das anderen ...). Jocos Musik hört sich weiterhin im besten Sinn undeutsch an, eher global, folgt der U2ifizierung des Pop. Aber, im Gegensatz zu Haim, die sich mal eben bei "Saturday night live" selbst persiflieren und mit der Gene-Simmons-Gedächtniszunge auch ein wenig Spaß mitbringen, sind Joco (typisch deutsch?) ernst und gewollt tiefgründig.

"Into the deep" zeigt das. Von Beginn an. Nahezu perfekt. Die Songs sind auf den Punkt gespielt: Zartgliedrige Drums, Einwürfe vom Xylophon, warme und wohlige Töne. Die beiden Stimmen teilen sich auf in eine grundierende und eine flüggere Rolle. Alles steht dort, wo es hingehört, aufgeräumt, wie in einem innenarchitektonisch ausgeklügelten Sommerhaus. Ein Problem gibt es nur: Das wirkt dann unbelebt, so durchsystematisiert, dass es ein wenig langweilt. "You make my heart explode" ist da bestes Beispiel: ein zurückhaltender Song, der den Eindruck erweckt, dass hier Angst besteht, es könne etwas kaputtgehen oder die schöne Einrichtung durcheinandergebracht werden. "Whale song" macht weiter mit schwebenden Klavierminiaturen, weichen E-Gitarren. Es lassen sich keine groben Schnitzer in diesen Songs finden. Sie sind makellos. Aber dass alles passt, ist nicht immer der beste Bewertungsmaßstab für Musik.

Immerhin gibt es mit "Kopfkarussell" den ersten deutschsprachigen Song der beiden. Der ist eindrücklich, zeigt, dass Joco auch auf Deutsch texten können: "Knochen schwer / Augen leer / Zweifel machen sich / Lustig über mich." Aber auch hier bleiben die Gedanken im "Kopfkarussell" maximal "unerträglich", was aber in dieser harmlosen Form noch auszuhalten ist. Wenn Joco ein Übel empfinden, auch in "Bavarian", einer Aussteigergeschichte, in der jemand die Stadt verlässt, um im südbayrischen Wald zu leben, dann ist das überhaupt nicht übel, sondern weiterhin schön. Und hört sich auch so an. Wenn alles schön ist, wird es allerdings auch etwas fad.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • City shore
  • Racquet
  • Kopfkarussell

Tracklist

  1. No turning back
  2. City shore
  3. Racquet
  4. Loneliness
  5. You make my heart explode
  6. Whale song
  7. Pandora drive
  8. Kopfkarussell
  9. Rooftop
  10. Full moon
  11. Thinking of you
  12. Bavaria
  13. Lost keys
Gesamtspielzeit: 43:23 min

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Armin

2017-08-16 21:21:08- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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