Sincere - Darkside escort service

Columbia / Sony
VÖ: 03.03.2003
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Geleitschutz

Bisher war alles klar mit den Belgiern. Sie aßen Waffeln, rauchten Pfeife und machten reichlich versponnene Popmusik. Wir denken an Das Pop, die ihre Bestimmung bereits im Namen tragen. Oder Soulwax die mit der spaßigen Bastard-Geschichte. Und dEUS natürlich. Soweit so gut. Wir haben also auch keine Ahnung, was das hier jetzt auf einmal soll. Sincere stammen zwar aus Belgiens offizieller Musikhauptstadt Antwerpen, könnten sich aber gar nicht unbelgischer anstellen. Statt in gewohnter Manier neben der Spur zu experimentieren, haben diese Jungspunde sich den Rock auf die Stirn tätowiert. In derartig großen Buchstaben, daß er fast nicht ganz drauf gepaßt hätte.

"Darkside escort service" ist eines dieser Alben, die keine Zeit zu verlieren haben. In einer knappen Dreiviertelstunde wird man durch 13 kompakte High-Energy-Songs gehetzt und kommt höchstens mal im Laufe einer der raren Halbballaden zum durchschnaufen. "Hypothermia" gibt sich in guter Opener-Manier hart und direkt, glänzt mit muskelprotziger, aber doch beweglicher Riffkraft. Daß der Song dann ausgerechnet von der ersten Single, dem "Anatomie 2"-Titelsong "Killerboys on acid" ausgebremst wird, überrascht. Passend zum Film veranstalten Sincere ein allzu plumpes Gitarrengemetzel, daß allerdings schnell vergessen ist, wenn sie mit der gemächlichen "Carrie" und dem straighten Powerpopper "Can I get" erfolgreich auf vielseitig machen. Nicht ohne.

Leider machen Sincere aber auch eine ganze Menge Sachen, für die man ihnen eine Waffel ins Gesicht klatschen möchte. "Zero", aufgenommen mit Emil Bulls-Sänger Christoph von Freydorf, klingt nach Deftones minus schlechte Laune und Leidenschaft, "Another day" legt sich auf eisig glattem Piano-Schmachtfetzen-Terrain der Länge nach hin. Richtig ärgerlich wird es dann, wenn Sincere einen netten Vorwärts-Rocker wie den Titeltrack durch lyrisches Totalversagen verunstalten: "You really have a nice little pussy, baby sugar". Sowas wäre doch nun wirklich nicht nötig gewesen. Vor allem, wenn man so tolle Streicher-Balladen wie das latent elektronische "Angels" schreibt. Wie soll man aus diesen Jungs schlau werden? Wenigstens das ist typisch belgisch.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hypothermia
  • Carrie
  • Angels

Tracklist

  1. Hypothermia
  2. Killerboys on acid
  3. Centerfold girl
  4. Spider
  5. Carrie
  6. Zero
  7. Oh my sweet something
  8. Can I get
  9. Another day
  10. Darkside escort service
  11. Solitude & loneliness
  12. Semtex
  13. Angels
Gesamtspielzeit: 44:34 min

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