Soccer Mommy - Collection

Fat Possum / Al!ve
VÖ: 04.08.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwindel, erregend

Eine kleine Frage vorneweg: Was schaffen Sie alles in unter einer halben Stunde? Die Wohnung auf Vordermann bringen? Kommt auf wohl die Quadratmeter an. Eine Tiefkühlpizza einkaufen, aufbacken und anschließend verschlingen? Könnte gerade so noch klappen. Herzen im Sturm erobern? Puh, wird schwierig. Dass man ebendies in besagter Zeit jedoch lockerflockig bewerkstelligt kriegt, zeigt die 19-jährige Sophie Allison aus Nashville, Tennessee. Unter ihrem Alias Soccer Mommy spielt sie lässigen Indie-Rock für Freunde der gepflegten Schludrigkeit, ihr Album "Collection" ist schon jetzt eine der schönsten Platten für die Sommerferien. Ist nämlich alles drin: bisschen Herzschmerz, bisschen Euphorie und, vor allem, viel viel Melodieseligkeit.

"Collection" wird dabei seinem Titel gerecht: Allison "versammelt" hier acht sympathische Songs, die sie zuvor teilweise schon bei Bandcamp veröffentlicht hat, dazu gesellen sich ein paar neue Stücke, alles in Eigenregie komponiert, eingespielt und produziert. Klassischer Do-it-yourself-Ansatz also. Und doch muss sich Soccer Mommy mit ihrem Sound keineswegs verstecken: Wer auf lässige Schluffimusik wie beispielsweise Whitney oder Mac DeMarco steht, kommt hier genauso auf seine Kosten wie Freunde von Tegan And Sara oder Rilo Kiley. Gleich die ersten beiden Songs stecken das Terrain entsprechend ab: "Allison" ist eine melancholische Pop-Miniatur, die nicht viel mehr braucht als eine perlende Gitarre und bittersüßen Gesang, um restlos zu überzeugen. Und "Try" erinnert nicht nur entfernt an den gelenkigen Indie-Rock von Real Estate. Ein Auftakt nach Maß.

"Death by chocolate" wagt sich dann schon etwas weiter raus, ein gleißendes Keyboard schleicht sich ins Szenario und macht sich herrlich breit, Allison singt über die angenehm luftige Instrumentierung schwarzhumorige Zeilen zwischen Selbstverachtung und -ermächtigung: Ein so unprätentiöses Album gab es wohl lange nicht mehr zu hören. Auch "3 a.m. at a party" legt den Finger in die Wunde, während sich vor dem Fenster die Wolken verdichten und verdunkeln: Soccer Mommy fühlt sich offensichtlich am wohlsten, wenn sie grübeln darf. Eine Haltung, die man dieses Jahr auch schon bei Vagabon, einer weiteren hoffnungsvoll-hoffnungslosen Newcomerin beobachten konnte. Gegen Ende brandet Bauchkribbeln auf: "Benadryl dreams" tanzt sich vor Lebensfreude schwindelig, während "Waiting for cars" versonnen auf die Abenddämmerung und die Straßenlaternen blickt, die der Reihe nach angehen. Wie viele Runden in der Gefühlsachterbahn schaffen Sie eigentlich in einer halben Stunde?

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Allison
  • Try
  • Waiting for cars

Tracklist

  1. Allison
  2. Try
  3. Death by chocolate
  4. Out worn
  5. 3 a.m. at a party
  6. Inside out
  7. Benadryl dreams
  8. Waiting for cars
Gesamtspielzeit: 29:52 min

Im Forum kommentieren

erna

2018-03-15 01:48:02

gut

anna

2018-03-15 01:42:38

schlecht

Armin

2017-07-19 21:48:39- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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