Toro Y Moi - Boo boo

Carpark / Indigo
VÖ: 07.07.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

All that Chaz

"When life throws shit at you, make music out of it." Wir werden diese herzliche Lebensweisheit mal nicht übersetzen, wohl aber verraten, von wem sie stammt: Chaz Bundick alias Chaz Bear alias Toro Y Moi stürzte sich nach einem bedrückenden Beziehungsende und dem damit verbundenen Umzug von Kalifornien nach Oregon in die Arbeit und veröffentlichte unter wechselnden Projektnamen eine musikalische Qualitätsarbeit nach der anderen. Bis es zu viel wurde – zu seinem stetig steigenden Bekanntheitsgrad kam eine scheinbar exponentiell wachsende Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, die Bundick nicht ganz geheuer war. Also tat er das, was er am besten kann: Er machte aus dieser Skepsis wieder mal ein neues Album.

"Boo boo", sein fünftes Werk unter dem Namen Toro Y Moi, ist also die Antwort des 30-Jährigen an all jene, die noch mehr Chaz wollten, als dieser zu geben bereit war. Zwölf Songs zwischen Chillwave, Pop und R'n'B, mit stellenweise erstaunlich ausufernden Instrumentalteilen. Ein durchaus gewollter Umstand: Seine eigene Stimme sei ihm irgendwann dermaßen auf den Keks gegangen, dass er sich lieber an verschiedenen melodischen Experimenten versuchte, die sich etwa an Frank Oceans eklektischem Stil orientieren. Das Ergebnis kann sich hören lassen, so beispielsweise im groovigen Synthie-Kitsch von "Mona Lisa", das beinahe Erinnerungen an diverse Boybands zu wecken vermag – und das ausschließlich im positiven Sinn.

Schon der Opener "Mirage" mit seinen satten Electro-Funk-Anleihen führt zurück in die Neunziger- und Achtzigerjahre. Da wandelt der in South Carolina geborene Sänger auf Pop-Pfaden, die irgendwo zwischen Sexiness und Peinlichkeit liegen, von ihm aber immer mit einer derartigen Konsequenz vorgetragen werden, dass es schon wieder charmant wirkt. Und während ein Großteil von "Boo boo" sich bestens für entspannte wie laue Sommerabende eignet, transportiert das schwermütige "Windows" diese schwitzig-sehnsüchtige Stimmung glatt in sich: "Got me staring out my window / Watching shutters touch the light", säuselt Bundick da auf einem durch die Nacht fliegenden Autotune-Klangteppich und erreicht sein Ziel am Ende doch nur mit gebrochenem Herzen.

Entsprechend dramatisch und tatsächlich leicht ölig geht es weiter mit dem vollkommen ohne Gesang auskommenden "Embarcadero", ehe die Leadsingle "Girl like you" das Ruder wieder an sich reißt und den Schmalz mit einer Machete großzügig aufs Brot schmiert. "Baby, I'm yours now", verspricht Bundick und verschafft sich im neongelben Romeo-Kostüm selbst Zutritt zum Innersten seiner Hörerschaft. Klar wirkt das alles oft sehr übertrieben, aber nie künstlich – was wiederum eine Kunst für sich ist. Wenn "Inside my head" kurz vor Schluss dann noch in eine nur von Flackerlichtern bestrahlte Disco einlädt, wie man sie sich in einer Computerspielwelt der Marke "Grand theft auto: Vice City" vorstellt, ist eh klar: Von Chaz Bundick darf man getrost noch so einiges erwarten. Ohne Scheiß.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mona Lisa
  • Windows
  • Girl like you
  • Inside my head

Tracklist

  1. Mirage
  2. No show
  3. Mona Lisa
  4. Pavement
  5. Don't try
  6. Windows
  7. Embarcadero
  8. Girl like you
  9. You and I
  10. Labyrinth
  11. Inside my head
  12. W.I.W.W.T.W.
Gesamtspielzeit: 49:26 min

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Dielemma

2017-07-13 10:39:55

werde auch reinhören, bisher waren auf jedem Album tolle Songs dabei

Fiep()

2017-07-13 09:05:05

Er ist mir mit alle 2 jahre fast schon etwas zu schnell...
klingt interessant, werd mal rein hören, find das anything in return hier immer noch stark unterschätzt wird.

Armin

2017-07-12 21:08:05- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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