Kaiser Franz Josef - Make rock great again
Columbia / SonyVÖ: 30.06.2017
In seinem Geiste
Es braucht rund um dieses Album eigentlich bloß die offensichtlichen Stichworte, und schon landet der Beitrag womöglich in der vorgefertigten Schublade: Österreich, Wien, Bandname "Kaiser Franz Josef", Albumtitel "Make rock great again". Mitnichten jedoch haben Kaiser Franz Josef etwas mit den Emporkömmlingen Wanda, Bilderbuch oder Kommando Elefant am Hut, bis auf die Zugehörigkeit zur Wiener Szene. "Make rock great again" versteht sich tatsächlich wörtlich, kommt dabei ohne bierseligen Falco-Touch und schnieke elektronische Spielereien aus. Kaiser Franz Josef haben natürlich jede Menge Selbstbewusstsein im Gepäck und scheinen gemäß ihres Album-Mottos in der Tat fest entschlossen, jenem in die Jahre gekommenen, ergrauten Herrn namens Alternative Rock frischen Wind durchs lichte Haar zu pusten.
Es mag in gewisser Weise zwar legitim sein, dem neuen amerikanischen Präsidenten und seiner orangefarbenen Toupet-Frisur im Albumtitel einen mitzugeben. Rein künstlerisch jedoch wäre dies etwas dünn, bliebe die leicht abgedroschene Remniszens zu Trumps Wahlkampfmotto der erfrischendste Faktor an der zweiten Platte von KFJ, Kurzform der Kapelle. Nicht nur der Ohrwurm-Brecher "Believe", mit markantem Riffing irgendwo zwischen Bluesrock und Stoner bestückt, das wuchtige "Alive" oder das selbstredend epische Finale "Tinnitus" singen von KFJs wirklicher Misson ein lautes Lied. Und die Band untermalt ihre besonderen Ständchen mit einigem an Druck, Testosteron und Leidenschaft – nicht nur den furiosen Bluesrocker "Disguise".
Weil die Truppe sich kurzerhand zum Namensvetter des einstigen österreichischen Kaisers Franz Joseph I. höchstpersönlich macht – ja, seinereiner, der immerhin 68 Jahre das Kaiserreich regierte – könnte man den drei Mannen mit den lauten Riffs sicherlich Größenwahn vorwerfen. Wer die Ambitionen jedoch mit einem Opener wie "Slaughterhouse" untermalt, der zum Finale hin jegliche Staubkrümel auf- und wieder weggewirbelt hat, dem kann man zumindest nicht unterstellen, nicht alles versucht zu haben. All das ist in der Summe sicherlich nicht besonders innovativ oder abwechslungsreich, womit der einzig negative Aspekt an "Make rock great again" genannt werde. Denn die stringete Darbietung des Dreiers aus der österreichischen Hauptstadt überzeugt rundum, trotz mancher Langweile-Kopfnicker wie "Pinkenstein".
Denn auch Onkel Pop darf bei KFJ mal ran. Und das nicht zu knapp, sind doch gerade das mitreißend-hymnische "Give up" wie auch der leicht schmonzige, aber hingebungsvoll-eingängige Gassenhauer "Give it up" Highlights dieses Albums. Klar: Man braucht nicht das Rock-Orakel befragen, um aus dem Sound dieser ambitionierten (Live-)Kapelle die üblichen Verdächtigen zu dekodieren, die den Weg hierher mit Zeitmaschinen aus der Blütezeit des Neunziger-Grunge sowie vom Planeten des Alternative Rock der frühen Nullerjahre gefunden haben und gemeinsam Black Sabbath huldigen. Das Organ von Sänger Sham erinnert auf etlichen Stücken wohl eher zufällig, aber angenehm an den verstorbenen Chris Cornell. Wer um den guten Herrn trauert, kann sich auch mit dieser Platte trösten: Das Vorhaben "Make rock great again" wäre schließlich voll und ganz in Cornells Geiste.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Believe
- Give it up
- Hear me
Tracklist
- Slaughterhouse
- Believe
- Mirror
- Inside my brain
- Disguise
- Give it up
- Hear me
- Alive
- Pinkenstein
- Stuck on you
- Bollywood
- Chuck
- Tinnitus
Im Forum kommentieren
Verve
2017-07-15 08:43:03
Ich mag die Stimme,und bei einer richtigen guten Stimme,kann ich auch mal alles andere stiefmütterlich behandeln. Es ist einfach schöner Rock für mich,welches man gut hören kann. Ich muss nicht immer was innovatives hören. Alt Bewährtes geht auch.
Armin
2017-07-14 22:17:32
Nö, neu ist da nichts. Spannend auch nicht. Ich hör es dennoch sehr gerne.
Badly Drawn Boy
2017-07-14 15:04:55
Da höre ich doch lieber Franz Ferdinand. ;) In den frühen 2000er Jahren wäre diese Musik vielleicht noch neu gewesen, aber heute hat sowas nun wirklich niemanden mehr von Hocker: Ein Bisschen Muse, ganz viel Audioslave und ein Sänger, der gerne Chris Cornell wäre - na ja. Wirklich schlecht ist das zwar nicht und technisch und songwriterisch solide, aber kommt halt einfach einige Jahre zu spät.
seno
2017-07-13 16:56:57
Doofer Bandname und Albumtitel. Verlinktes Lied gefällt mir ganz gut, verleitet mich jetzt aber auch nicht zwingend zum weiteren Reinhören.
Und der Sänger sollte aufhören, zum alten Frisör von Chad Kroeger zu gehen.
besserer rock from austria
2017-07-13 16:07:29
marrok
https://www.youtube.com/watch?v=sWF69O9iijo
https://www.youtube.com/watch?v=Y6Rw523wODU
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Spotify
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