Qntal - Qntal 3: Tristan und Isolde
Stars In The Dark / Vielklang / EFAVÖ: 10.02.2003
Herzeleid
Es war schon eine merkwürdige Idee, die Ernst Horn (Deine Lakaien), Michael Popp (Das Holz) und Sigrid Hausen (Estampie) 1992 hatten. Mittelalterliche Texte und steinalte Weisen mit klassischer Stimme und finsterer Elektronik zu verbinden, verhieß verkopftes Experiment. Spannung maximal für Schwarzkittel. Doch Qntal, wie sich das Projekt nannte, fand mit technoiden Mantras wie "Ad mortem festinamus" schnell Freunde auch dort, wo man sie nicht erwartet hätte. Mag auch das unerwartete Crossover-Potential vornehmlich an der Mitwirkung Horns gelegen haben, blieb der Erfolg auch beim Zweitling von 1995 keineswegs nur auf die Zillo lesende Zielgruppe beschränkt. Die Lunte war gelegt, nur selber anzünden konnten oder wollten Qntal sie nicht.
Zum Zeitpunkt des nun vorliegenden dritten Streichs ist die alte Zeit der Minnesänger immerhin ganze acht Jahre länger vorbei. Wenig subtile Amboßschwinger wie Schandmaul, Tanzwut oder Subway To Sally stümpern sich seit einiger Zeit erfolgreiche Pseudo-Mediävistik zusammen. Kurz: Minnesang - oder das, was mancher dafür hält - ist breitentauglich geworden. Im Bandgefüge von Qntal hat es jedoch eine nicht unwichtige Verschiebung gegeben: Der ehemalige Mastermind Horn bastelt seit einiger Zeit an einem eigenen Mittelalter-Projekt namens Helium Vola, und an seiner Statt bastelt nun der In Extremo-erfahrene Phillip Groth die morbiden Klanglandschaften zusammen.
Befürchtungen, mit dem Weggang Horns hätte der Dreier seine Faszination verloren, können zunächst auf den Scheiterhaufen gelegt werden. Noch immer klingt die Fusion von Drehleiern, Schalmeien und zirpenden Schaltkreisen bei Qntal weitgehend frisch. Der Holzhammer bleibt vor der Tür. Stattdessen wurden Tristan und Isolde mit Klängen von Harfe und Laute ins stille Kämmerlein gelockt. Beim Versuch, die uralte Sage zweier vom Schicksal schwer geprüfter Liebender zu erzählen, die schon Richard Wagner in einer Oper verwurstete, fischten sich die erprobten Mystiker einmal mehr steinalte Quellen heraus und vertonen die mal lateinischen, mal provenzalischen, mal mittelhochdeutschen Verse mit behutsamer Phantasie.
Doch die Vision hat Flecken bekommen. Betagter Klagesang wie "Owi, Tristan" oder "Am Morgen fruo" weckt zwar unheimliche Gefühle, funktioniert aber eher als mäandernde Stimmung denn als konkreter Song. Spannender gelingt die Wiedererweckung der Legenden in gitarrenbekitzelten Tracks wie "Name der Rose", "Maiden in the mor" oder "Vedes amigo". Auch das durchweg romantische "Entre moi et mon amin" gelingt als verzagter Schleiertanz. Leider rutscht das anspruchsvolle Projekt gegen Ende doch noch in die Verzichtbarkeiten allzu gotischer Klischees ab. Krächzenden Unfug wie "Gottinne minne" sollte man Spacken wie Corvus Corax überlassen. So etwas haben Qntal eigentlich nicht nötig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Name der Rose
- Maiden in the mor
- Entre moi et mon amin
Tracklist
- Owi, Tristan
- Name der Rose
- Maiden in the mor
- Lamento de Tristano
- Am Morgen fruo
- Lasse
- Ecce gratum
- Spiegelglas
- Maravillosos
- Entre moi et mon amin
- Gottinne minne
- Vedes amigo
- Verirret