Institute - Subordination
Sacred Bones / CargoVÖ: 02.06.2017
Lust am Frust
Katharsis, die (Wortart: Substantiv, feminin; Worttrennung: Ka|thar|sis), Bedeutungsübersicht: 1. (Literaturwissenschaft) Läuterung der Seele von Leidenschaften als Wirkung des [antiken] Trauerspiels, 2. (Psychologie) das Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch emotionales Abreagieren. Schön und gut, was der Duden da erklärt. Was er allerdings nicht beantwortet: Wozu braucht man denn bitteschön eine "Läuterung der Seele" oder "Sichbefreien von psychischen Konflikten", wenn man sich die ganze beschissene Kackwut auch einfach aus dem gottverfluchten Leib brüllen kann? Eben. Dachten sich vielleicht auch die Texaner von Institute, die sich auf ihrem Debüt "Catharsis" zwar noch an von Joy Division geprägten Post-Punk-Klängen versuchten, jedoch auf ihrem Zweitling "Subordination" die erste Silbe dieses Genres mit einem Arschtritt über Bord werfen. Hier wird der Wut und dem Frust freien Lauf gelassen. Scheiß, pardon, schrei die Wand an!
"Subordination" ist also allenfalls Post-"Catharsis", und mit nicht mal einer halben Stunde Spielzeit zudem ein schnelles, um nicht zu sagen ein geradezu rasendes Vergnügen. Sofern man bei derart hingerotzter Anarcho-Punk-Attitüde überhaupt von so etwas wie Vergnügen sprechen darf: Der Vierer verliert keine Zeit und bricht schon im Opener "Exhibitionism" seinen eigenen Geschwindkeitsrekord, schrammelt und brüllt sich in Rage, haut dem US-amerikanischen Schulsystem seine eigenen schlechten Noten um die Ohren und macht aus der Lust am Frust eine klare Leidenschaft. Voll auf Speed ist auch das darauffolgende "Only child", in dem Sänger Moses Brown irgendwo zwischen Iggy Pop, Johnny Rotten und Lou Reed eine trotzige Kriegserklärung an alle raushaut, die naiv genug waren, sich ihm in den Weg zu stellen: "Could've been born to war." Ist gut, wir glauben es ja schon.
Dass ihr zweites Album deutlich mehr auf die Kacke haut als der 2015 veröffentlichte Vorgänger, lenkt auch das Augenmerk auf andere Punkte: Fast wirkt es, als würde Brown in jedem der neun Stücke wieder Anlauf nehmen, seine Wut erneut bündeln, um sie feuerspeiend und mit spitzer Zunge hinzurotzen. Institute setzen eben nicht mehr auf emotionales, sondern auf körperliches, verbales Abreagieren. Erholungspausen gibt es auf "Subordination" keine, stattdessen aber einen schweißtreibenden Rüpelrocker wie "Too dumb", der nicht mal ganz zwei Minuten Zeit braucht, um sich im Trommelfell seines Zuhörers festzuprügeln. Von ähnlich raubeinigem Kaliber ist "Oil money", in dem sich Lärm und Launenhaftigkeit auf solch gnadenlose Weise in der Instrumentierung wiederfinden, dass man kaum noch verstehen mag, worüber genau sich Institute gerade denn wieder aufregen. Eigentlich ist es auch gar nicht so wichtig: Wenn mit "Powerstation" diese letzte um sich schlagende Verzweiflungstat verstummt und am Ende gar noch ein paar Sekunden übrig lässt zum Verschnaufen, ist das seelenreinigender, läuternder und befreiender als alles, was einem der Psycho-Onkel in einer einstündigen Sitzung an Tipps geben könnte. Lass es einfach raus!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Exhibitionism
- Too dumb
- Powerstation
Tracklist
- Exhibitionism
- Only child
- Prissy things
- All this pride
- Oil money
- Human law
- Too dumb
- Good ol' boys
- Powerstation
Im Forum kommentieren
bus
2017-07-08 06:21:31
warum gibt es 2 bands mit diesem namen?
Armin
2017-07-05 21:09:05- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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