Stone Sour - Hydrograd

Roadrunner / Warner
VÖ: 30.06.2017
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Macht lustig

Nein, humorbefreit war Corey Taylor noch nie. Nicht zuletzt kam bei Slipknot im Laufe der Zeit immer mehr eine ironische Komponente des Masken-Brimboriums durch. Sein Zweitprojekt Stone Sour hat für den sechsten Longplayer "Hydrograd" nun richtig tief in die Witzkiste gegriffen. Die Tracklist lässt Perlen wie "Allah tea" oder "Friday knights" hervorsprießen, Gipfel der Albernheiten ist ein Song mit dem unsäglichen Titel "Red rose violent blue (This song is dumb & so am I)". Im Video zur Single "Song #3" wird die Band in verschiedene Rollen gesteckt, ob Fönmatten-Vokuhila oder Schmierlappen-Look, vergessend dabei, dass diese Idee schon alt ist. Sind klischeebeladene Zeilen wie "Did I save you? / Cause I know you saved me too" in diesem Fall ernstzunehmen oder überzeichneter Pathos? Stone Sour haben jedenfalls einen Clown gefrühstückt – kein Kommentar bisher dazu, was Slipknot-Kollege Shawn Crahan darüber denkt. Und ihren Sound haben sie dazu noch mehr in Richtung Hardrock und dicke Hose verschoben, Metal-Elemente erscheinen nur noch sporadisch. Das muss nicht schwach sein. Aber Belanglosigkeiten wie eben dieser inkonsequente "Song #3" stehen dem Quintett schlecht zu Gesicht.

Besser als ihr blöder Titel macht's die andere Vorabsingle "Fabuless" – ebenfalls mit einem humorigem, aber deutlich gelungenerem Clip ausgestattet. Und wenn Taylor nach "It's only rock'n'roll / But I like it, like it" ein "It's all downhill from here!" mantraartig herausbellt, hat der Track unweigerlich zugepackt. Dass das pompöse Power-Intro "YSIF" den Hörer mit "Hello, you bastards!" begrüßt, ist gleichermaßen gewollt wie passend. "Hydrograd" hat mit 15 Songs in über einer Stunde aber eine ganze Menge mehr vor und setzt die Masse an Material am Ende doch nur halbherzig um. An jeder Ecke treffen sich Power-Chords und druckvoller Bass, Taylor überzeugt wie gewohnt am Mikro, aber zu viele Stücke kranken am gleichen Standard-Hardrock-Schema und mangelnden Ideen. Ob nun "The witness trees", "Thank God it's over" oder "Mercy" läuft, man kommt bei einem relativ großen Anteil von "Hydrograd" nicht umhin, das böse Wort "Füllmaterial" in den Mund zu nehmen. Die sechs Minuten des Closers "When the fever broke" ziehen sich wie Kaugummi. Und wenn bei "St. Marie" überraschend der Country-Sound ausgepackt wird, dann zündet das nicht, sondern bleibt träge. Was insbesondere auch für Lyrik der Marke "Take my hand and give me peace / Cause I don't think I'll ever be the same" gilt.

Dass Stone Sour auf weite Strecken gegen ihre Stärken spielen, zeigt sich umgekehrt in den positiven Beispielen. Dann, wenn das Gaspedal doch noch einmal durchgetreten wird, kommt die Erinnerung, wie viel Energie diese Truppe doch transportieren kann, falls sie mag. "Knievel has landed" rockt schwungvoll und macht zu Anfang der Platte noch einige Hoffnung auf eine Tour de Force, während weiter hinten das galoppierende "Whiplash pants" eine angenehme Erlösung nach längerer Flaute darstellt. Der Song erinnert an Slipknot, aber mit Reiterstiefeln an den Füßen. Ein Fest für's innere Auge. Es täuscht nicht darüber hinweg, dass "Hydrograd" im Gesamten zu aufgeblasen ist und auf mindestens ein Drittel der Songs locker verzichten könnte. Interessant, dass Stone Sour mal als Ventil von Slipknot gesehen wurden, bei dem Corey Taylor das machen konnte, was bei der Hauptband nicht ins Konzept passte. Inzwischen zeigten diese sich deutlich experimentierfreudiger, während Stone Sour weitestgehend auf Autopilot fahren und gefährlich nahe am Rand der grauen Masse austauschbarer Rockbands balancieren. Da helfen auch die Witzchen nichts, wenn angesichts der musikalischen Entwicklung so langsam das Grinsen vergeht.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Knievel has landed
  • Fabuless
  • Whiplash pants

Tracklist

  1. YSIF
  2. Taipei person / Allah tea
  3. Knievel has landed
  4. Hydrograd
  5. Song #3
  6. Fabuless
  7. The witness trees
  8. Rose red violent blue (This song is dumb & so am I)
  9. Thank God it's over
  10. St. Marie
  11. Mercy
  12. Whiplash pants
  13. Friday knights
  14. Somebody stole my eyes
  15. When the fever broke
Gesamtspielzeit: 65:22 min

Im Forum kommentieren

Rainer Winkler

2017-07-04 15:58:49

All filler no killer

Fanatic1-

2017-07-04 14:10:58

Schönes Album.Nichts besonderes aber kann man sich mal geben. Leider zu viel Füllmaterial.

edegeiler

2017-06-30 23:28:14

Klingt irgendwie belanglos. Schade, ich hatte gehofft, dass sie sich mit dem Album mehr Profil verschaffen.

Armin

2017-06-28 22:14:04- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Frost

2017-06-06 20:06:30

Die erste Singel ist cool, die andere eher nicht so.

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