Megafauna - Welcome home

Bandcamp
VÖ: 26.05.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Sturm des Entzückens

Es rumpelt im Raumschiff. Der Techniker wurde bereits informiert und wird zwischen 9 und 17 Uhr im Maschinenraum eintreffen. Aus der Sprechanlage dröhnen merkwürdige Geräusche. Sind das Gitarren? Aber ja. Denn die Crew des Forschungsschiffs Megafauna gehört einer aussterbenden Spezies an. Ihr ist zeitgenössische Effekthascherei fremd, der Fokus liegt klar auf den wesentlichen Dingen. Genrekorsette sind allerdings fast genauso eng wie Commander Rikers Uniform, weshalb die Musik des Quartetts aus Texas an alles mögliche erinnert, sich letztlich aber einer exakten Kategorisierung entzieht.

Ein bisschen Wüstenrock hier, eine gute Portion Psychedelica dort — das Fundament für "Welcome home", dem vierten Album von Megafauna, ist auf Sand und Pilzen gebaut. Darüber jaulen die Gitarren als schrieben wir das Jahr 1978. Währenddessen kann sich die Sängerin Dani Neff nicht entscheiden, ob sie Brody Dalle oder Galadriel sein will: In tieferen Lagen klingt ihre Stimme rotzig und wütend, meist hievt sie ihr Organ jedoch in entrücktere Sphären. Das sorgt zu Beginn durchaus für Irritation, gerade in Verbindung mit den wüst voranpreschenden Gitarren. "Doubt" ist hierfür ein Musterbeispiel: Minimalistische Riffs treffen auf ausladende Soli, atmosphärische Strophen wechseln sich mit beschwingten Refrains ab.

Deutlich brütender geht es in "Panpsychist" zu. Zumindest bis der Groove des ersten Parts einer lupenreinen Spacerock-Abfahrt Platz macht. Das hätten Hawkwind auch nicht viel besser hinbekommen. Den Höhepunkt des Albums markiert unterdessen "Don't ask questions". Der Song tastet sich zunächst vorsichtig durch neblige Gefilde, bevor die Fuzzpedale durchgetreten werden. Neff umgarnt den Hörer mit einem leichten, leisen Säuseln, ehe sie Kopf voran in unendliche Weiten springt. Megafauna besitzen ein feines Gespür für das Notwendige, weshalb es keines großen Aufwandes bedarf, Wirkungstreffer zu landen. Nachzuhören auch in dem in Noise-Gefilde abdriftenden "Hogs out", dessen Mittelteil Freunden des gepflegten Tempowechsels die Freudentränen in die Augen treiben dürfte.

Mit Manie und Hinterlist entfesseln die Musiker auf "Welcome home" einen Sturm des Entzückens. Selbst, wenn sie einfach nur blind darauflosrocken, ist zumindest das Tanzbein befriedigt. Straighte Tracks wie "Gaia" leben vor allem vom Schlagzeugspiel Zack Humphreys, der genau weiß, wann er knüppeln und wann er streicheln muss. Eine gewisse Unzurechnungsfähigkeit muss dabei allen Beteiligten so oder so attestiert werden. Wer im Jahr 2017 derart losgelöst von Trends im eigenen Sound aufgeht, hat sicher nicht alle Spulen am Warpkern. Womit wir wieder beim Techniker wären. Denn auch im Weltall gelten irdische Gesetzmäßigkeiten.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Panpsychist
  • Hogs out
  • Don't ask questions

Tracklist

  1. Desire
  2. Doubt
  3. Panpsychist
  4. It's so simple
  5. Interlude
  6. Gaia
  7. Hogs out
  8. Keep learning the same thing
  9. Don't ask questions
  10. Welcome home
Gesamtspielzeit: 41:10 min

Im Forum kommentieren

nörtz

2017-08-22 17:32:06

Ich möchte nochmal auf die Scheibe hier hinweisen, die man sich immer noch auf Bandcamp komplett anhören kann. Sie wird sicherlich in meinen Jahrescharts in den Top 10 landen.

Anspieltipps: Panpsychist, Keep Learning The Same Thing, Don't Ask Questions...

nörtz

2017-06-20 18:47:16

Das Album ist wirklich gut. Bevor der Thread in der Versenkung verschwindet, sollte es sich jeder, der auf Rock steht, mal angehört haben. Da müssen sich die Queens aber anstrengen.

https://megafaunamusic.bandcamp.com/

The MACHINA of God

2017-06-17 12:17:29

Ich bin irritiert. Hat nix mit Tiny Fingers zu tun, oder?

Armin

2017-06-14 23:06:55- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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