
Beth Ditto - Fake sugar
SonyVÖ: 16.06.2017
Ein Taschentuch für alle je vergossenen Tränen
Beth Ditto starb den kreativen Tod. Zumindest fühlte es sich für sie so an. Nathan Howdeshell, ihr bester Freund und Mitgründer von Gossip, fand zu Gott und zog zurück nach Arkansas. Ihre gemeinsame Band war da Geschichte. Das ist zwei Jahre her. Seitdem hat Ditto ihre heilige Dreifaltigkeit aus Model, Muse und Musikerin nicht nur gepflegt, sondern um Modemacherin, Designerin und Autorin erweitert. Und sie häkelt noch. Daneben hat sie an ihrem ersten eigenen Album gearbeitet. Ditto musste dafür tatsächlich aber erst ein paar eigene Unsicherheiten überwinden. Heraus kam "Fake sugar", zwölf Songs, die stark an die letzten Momente von Gossip denken lassen.
Da wäre etwa "Oh la la", hier dürfen die Gitarren jaulen und jammern, doch Rhythmus und Synthie prügeln den Song direkt auf die Tanzfläche. Darüber Dittos markante Stimme. Dazu alles schick und sauber produziert. Der Schmutz der ersten Alben von Gossip findet sich mittlerweile gar nicht mehr, weil Ditto sich weiterentwickelt hat. Das trägt sie hier mit Selbstbewusstsein vor. Aus ihrem kreativen Bruch mit Howdeshell entstand "We could run" – und mal ehrlich: Kann die Welt bitte einfach für drei Minuten und einunddreißig Sekunden stehenbleiben, um zu merken, wie gottverflucht großartig dieser Song ist? In diesem Stück kehrt Ditto den Schmerz über den Verlust zu ihrer Stärke um. Der Refrain, die Stimme, die Gitarre, die Drums, das läuft alles zu einem übergroßen Popsongs zusammen. Jede Sekunde dieses Songs klebt kaputte Seelen, ein gigantisches Taschentuch für alle jemals vergossenen Tränen. Wenn Musik Leben retten kann, lässt dieser Song Tote auferstehen. Das bekommt jedoch nicht jedes Stück auf diesem Album in der Größenordnung hin.
Natürlich ist dieses Album ein großes Stück Offenheit mit ein wenig Naivität. Eben durch und durch Ditto, was das wohl größte Kompliment für "Fake sugar" ist. Denn die US-Sängerin hat ihren ganzen Charme, ihre Unbedarfheit und ihre Herzlichkeit auf diesem Album unterbringen können. Alleine damit fällt "Fake sugar" in Zeiten von Ironie und Postmoderne aus dem Rahmen. Wann gab es im Pop zuletzt einen so ehrlichen und gleichzeitig wunderbaren Songs wie "Love in real life"? Die vielen Facetten von Ditto spiegeln sich vor allem in den Stücken, in denen sie ihre vielen eigenen musikalischen Einflüsse unterbringt. In "Do you want me to" schwingt ordentlich Disco mit, "In and out" holt ein wenig Indie-Rock mit rein, und "Fire" reibt sich am Blues. Dittos Stimme alleine hält dabei dieses Album zusammen. Mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit spielt die 36-Jährige hier ein Album runter, das einfach nur zauberhaftes Stück Musik ist. Jeden Moment dieser Platte machen Dittos Wärme, Herzlichkeit und Schönheit aus. Es gibt diese Alben, die sich wie ein Rückzugsort anfühlen. Ditto hat hier ein funkelndes Heiligtum gebaut. Und jeder darf hier seine Zuflucht finden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- We could run
- Love in real life
- Do you want me to
Tracklist
- Fire
- In and out
- Fake sugar
- Savoir faire
- We could run
- Oh la la
- Go baby go
- Oh my god
- Love in real life
- Do you want me to
- Lover
- Clouds
Im Forum kommentieren
Armin
2017-08-12 21:45:51
Ein Spitzensong ist das immer noch.
Süßstoff
2017-08-11 19:02:18
Ein bisschen mehr Fake Sugar würde ihr gut tun
Armin
2017-08-11 17:43:02- Newsbeitrag
Heute feiert das neue Video von Beth Ditto Weltpremiere.
Armin
2017-07-18 18:03:10- Newsbeitrag
BETH DITTO
spielt im September und Oktober fünf Deutschland-Konzerte
Im April 2017 spielte Beth Ditto ihr erste Solo-Konzert im aus allen Nähten platzenden Berliner Lido und überzeugte Fans wie Kritiker („Verdammt, man hat diese Stimme vermisst. Sobald man sie hört, merkt man, dass sie viel zu lange verschwunden war.“ Musikexpress, 06/2017) Im September und Oktober gibt es erneut die Möglichkeit Beth Ditto live zu erleben, denn dann kommt die Sängerin nach Berlin, Hamburg, Köln, München Wien und Frankfurt:
Beth Ditto live:
21.09.2017 Berlin, Huxley´s Neue Welt
22.09.2017 Hamburg, Reeperbahnfestival
26.09.2017 Köln, E-Werk
27.09.2017 München, Muffathalle
28.09.2017 A-Wien, Arena Wien
05.10.2017 Frankfurt, Batschkapp
Zeke
2017-06-18 10:49:44
Kann MM13 nur zustimmen.
War auch sehr positiv überrascht.
Tolles poppiges Album, ohne nervige dancepop-sounds...
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Referenzen
Spotify
Threads im Forum
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