
Depart - Find yourself a light
Rebel / JetVÖ: 21.04.2017
Impressiver Imperativ
Die Tracklist zu "Find yourself a light", dem Debüt der Kölner Alternative-Rocker Depart, liest sich wie eine Reihe von Befehlen: Bereuen sollen wir; etwas liefern; uns verstecken; etwas finden; alles wiederholen und schließlich alles vergessen. Glücklicherweise ist dieser Rezensent diesen Anordnungen nicht blind nachgekommen; wäre das vorliegende Schriftstück doch nie entstanden, wenn alles Gehörte gleich nach dem ersten Durchlauf von "Find yourself a light" vergessen worden wäre. Dass es doch zu dieser Rezension kommen konnte, liegt aber nicht allein an der Befehlsverweigerung besagten Plattentesters, sondern vor allem an der Qualität der Musik, die Depart hier präsentieren – die ist nämlich viel zu gut, um sie gleich wieder zu vergessen. Räumen wir die kleinen Schwächen des Albums doch gleich aus dem Weg, um uns danach voll und ganz darauf zu konzentrieren, warum "Find yourself a light" ein toller Erstling geworden ist.
Dass eine junge, deutsche Band ihr erstes Album nicht in einem High-End-Hollywood-Studio produzieren lässt, ist so verständlich wie verzeihlich. Nichtsdestotrotz darf man den doch etwas dünnen Mix des Albums bemängeln; hier wäre sicher noch etwas mehr möglich gewesen. Das soll keinesfalls heißen, dass der Klang der Platte schlecht sei, ganz im Gegenteil: "Find yourself a light" klingt äußert modern, nur wird man den Eindruck nicht los, dass das Album einfach mehr knallen könnte. Auch der Sound der Band ist auf ihrem Debüt weitestgehend gleich und wirkt wie ein Kompromiss zwischen den Sounds verschiedener Stile; ganz so, als wüssten Depart noch nicht genau, wie sie wirklich klingen wollen. Ein klein wenig mehr Zurückhaltung beim Einsatz von Soundeffekten hätte der Authentizität des Sounds sicher auch nicht geschadet. Das war es dann aber auch mit der Meckerei! Depart wissen, wie man gute Musik macht und beweisen das bereits ab den ersten Takten von "Find yourself a light". Ein paar rückwärts abgespielte Becken erklingen, und bevor man sich fragen kann, was das soll, packt einen das unvermittelt einsetzende Post-Rock-Riff. Dem Mitnicken im Takt kann man sich ab diesem Moment kaum widersetzen. Überhaupt packen Depart auf ihrem ersten Album einige sehr packende Riffs aus, die, in den allermeisten Fällen, sofort mitreißen. Ein bisschen Post-Rock hier, ein wenig Metal da; die Kölner sind offensichtlich für verschiedene Stile offen und vereinen diese unter dem heutzutage eigentlich nichtssagenden Label Alternative-Rock. Schön, dass der Begriff so offen interpretiert werden kann, denn die Jungs packen Ideen aus allen möglichen Spielarten des Rock in ihre Musik und entziehen diese so jeder Zuordnung zu einem spezielleren Genre-Begriff.
Die Mitglieder der Gruppe haben vor Depart zum größten Teil in Metal-Bands gespielt. Das hört man ihnen zweifellos an; umso interessanter ist es, auf "Find yourself a light" zu hören, welche Nuancen die Band ihrem Metal-Fundament hinzufügt. Hier und da gleiten elektronische Klänge über den Songs, der Bass bewegt sich meist sehr frei über die Gitarrenriffs, und der Gesang kommt in vielen Fällen beinahe poppig daher: Ein geschmackvoller Mix, der nicht nur die Fans harter Musik ansprechen könnte, sondern auch den Aficionado, welcher die Innovation und einen gewissen Kunstanspruch in der Musik nicht missen möchte. Die einzelnen Songs beinhalten natürlich unterschiedliche Gewichtsanteile besagter Komponenten, reihen sich aber sehr passend aneinander.
"Regret" wartet mit einem wunderbar zerhackten Riff auf, bevor Michael Dolinskis Stimme die Führung übernimmt und die Instrumentierung in den Hintergrund gerät. Dolinskis Gesang schwebt ständig beinahe losgelöst über der Musik. Auch im stärker vom Metal beeinflussten "Deliver" sorgt der herrlich unaufgeregte Gesang für einen gewissen Tiefgang der Komposition. Die Gitarren pendeln zwischen harten Riffs, sanftem, choruslastigem Picking und hallüberfluteten Soundscapes. Songdienlich und stilsicher gibt sich auch Maximilian Lumer am Schlagzeug – ohne zu viele oder zu wenige Verzierungen bilden die Drums, zusammen mit dem Bass, stets das beinharte Fundament der Songs. Kurze, atmosphörische Zwischenstücke wie "Hide" und "Stand" bieten eine willkommene Abwechslung von den allesamt stark nach vorne treibenden Songs. "Find yourself a light" macht auf die gesamte Spiezeit richtig Laune, immer wieder ziehen die Kölner ein knackiges Riff oder eine mitreißende Melodie aus der Tasche. Zudem ist der Stilmix im Detail sehr interessant: Die hübsche Bluesgitarre im finalen "Forget" erwarten sicher die wenigsten, nachdem in den vorhergehenden Songs vornehmlich eine härtere Gangart angesagt war. Nochmal laut zu werden, können sich Depart aber auch im letzten Track nicht verkneifen. Alles in allem liefern Depart einen eindrucksvollen Erstling ab, man darf gespannt sein, wohin es die Band noch bringen wird. Dass Depart ihren eigenen, unverwechselbaren Sound finden werden, ist ihnen zu wünschen; das Potenzial dazu riecht man kilometerweit gegen den Wind. Bis dahin: Seek! Grow! Deliver!
(Christopher Padraig ó Murchadha)
Highlights & Tracklist
Highlights
- Interfere
- Give
- Forget
Tracklist
- Interfere
- Regret
- Deliver
- Appear
- Hide
- Find
- Give
- Seek
- Repeat
- Grow
- Stand
- Care
- Forget
Im Forum kommentieren
spreschen sie doitsch
2017-06-26 11:27:40
Musik ok, haut mich nicht um, könnte aber beim nächsten Album vielleicht etwas werden.
Aber bitte dann auf deutsch singen, dieses Schulenglisch mit deutschem Akzent ist irgendwie penetrant unangenehm.
Armin
2017-06-14 23:03:12- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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