Animal Youth - Animal
Weyrd Son / CargoVÖ: 26.05.2017
Erwartbar 2.0
Kaum ein halbes Jahr ist es her, dass sich Animal Youth aus den Überbleibseln der Brüsseler Noise-Punk-Band Siamese Queens formierten. So flott mit dem Debüt daherzukommen, ist schon so eine Sache. Bedeutet der Schnellschuss, dass die Belgier möglichst schnell Aufmerksamkeit erregen wollten? Dass sie so schnell wie möglich irgendetwas aufnehmen wollten, das irgendwer dann schon kaufen wird? Möglicherweise ist die Miete für den Proberaum bereits seit Monaten überfällig? Das ist natürlich nichts als wilde Spekulation. Wenn "Animal" dann einmal läuft, erscheint eine andere Erklärung für den frühen Output des Trios weitaus wahrscheinlicher: Man kennt sich bereits seit langem, weiß wie die anderen Kerle ticken und ist aufeinander eingespielt. Ein gewisses Maß an Talent und eine gemeinsame Liebe zum New Wave führten dann unweigerlich zu "Animal“ – und das klingt weniger nach einem Schnellschuss, als nach einem aus der Zeit gefallenen Werk, welches mit Huldigungen der Helden der Achtziger nur so um sich wirft, und trotzdem einen eigenen Charakter besitzt.
Der Sound, den Animal Youth fabrizieren, ist schnell erklärt: Ein staubtrockener Bass und ein im Hall badendes Schlagzeug bilden die Rhythmussektion. Eine Leadgitarre, die den Namen verdient, schneidet die meiste Zeit hochtönend durch das Fundament. In unaufgeregter Coolness gibt Guy Tournay Lyrics von sich, die er wie Parolen skandiert. Darüber schweben hier und da Synthesizer wie Nebelwolken, präsent aber durchsichtig und so nie aufdringlich. Der Klang des Trios erinnert unweigerlich an New-Wave-Größen wie The Cure oder Joy Division, bricht aber stellenweise stark aus. Auch Noise-Rock-Elemente und Shoegaze-Passagen finden Platz auf "Animal". In "To burn is the next big thing" drehen Animal Youth richtig auf. Mit flotten Rhythmus und einem verzerrten Riff legt dieser Track das eindrucksvollste Zeugnis vom eigenständigen Sound der Band ab. Fühlt man sich doch bei vielen Nummern an andere Songs oder entsprechend bekannte Künstler erinnert, so zeigen die Belgier mit diesem Stück am deutlichsten ihr eigenes Gesicht. "Feeling" und die Version von "In Heaven (Lady in the radiator)" aus dem David-Lynch-Klassiker "Eraserhead" sind dagegen die Ruhepole des Albums.
Was macht nun den Charakter einer Band aus, deren Stil sich am einfachsten mit Hilfe von Referenzen beschreiben lässt? Die Besinnung auf ein Genre, dessen Blütezeit Jahrzehnte zurückliegt, ist ja schonmal ein Statement. Nostalgie ist somit ein großer Bestandteil des charakterlichen Spektrums. Eine gewisse Romantik wohnt dem Genre ohnehin inne, und "Animal" zelebriert geradezu eine düstere, schaurige Spielart ebendieser. Und trotzdem klingt es nicht so, als sei es vor 30 Jahren entstanden, auch wenn der Vibe an der ein oder anderen Stelle genau dies vermuten ließe. Es sind dann die sehr modern anmutenden Ausbrüche aus den erwartbaren Schemen des New Wave, die die Eigenheit dieser Band und ihres Debüts aber letztlich ausmachen. Wenn sich die Gitarre wie in "Rainy day" plötzlich schreiend erhebt und den ganzen Raum für sich beansprucht, fühlt man sich trotz des 80er-Vibes, den "Animal" aus jeder Pore schwitzt, wieder klirrend in die heutige Zeit versetzt. Es sind die kleinen Momente des Durchbrechens des Erwartbaren, die dem Hörer vermitteln möchten, dass Animal Youth den Post-Punk in die Moderne überführen können. Das klappt mal besser und mal etwas schlechter, ist aber zu jeder Zeit hochinteressant.
(Christopher Padraig ó Murchadha)
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rainy day
- To burn is the next big thing
- You don't know love
Tracklist
- Darkest place
- Rainy day
- Eat you alive
- Feeling
- Love you (when you're dead)
- To burn is the next big thing
- Sunday
- In Heaven (Lady in the radiator)
- You don't know love
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Armin
2017-06-14 23:01:51- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Animal Youth - Animal (1 Beiträge / Letzter am 14.06.2017 - 23:01 Uhr)