Rise Against - Wolves
Virgin / UniversalVÖ: 09.06.2017
Der Orangenschalen-Effekt
Herbst 2008: Barack Obama wird zum ersten schwarzen Präsidenten der USA gewählt. Endlich werden sie eingemottet, die kultigen, mittlerweile grau-verwaschenen "Not-my-president"-Shirts, die sich in der Ära George W. Bush millionenfach verkauften. Fast könnte man meinen, die Szene sei eingeschlafen. Oder zumindest weggenickt. Der Hallo-Wach-Effekt jedoch kommt acht Jahre später mit einem Paukenschlag: Donald Trumps von vielen Seufzern begleiteter Amtsantritt hat für viele, die dem Treiben des neuen mächtigen Mannes mit Entsetzen zusehen, auch etwas Positives: Der Widerstand in den Vereinigten Staaten wird befeuert. Friedens- und Demokratiebewegungen finden massiven Zulauf, die Kabarett- und Late-Night-Szene wetzen mit Freudentränen die politischen Klingen, und Punkrock als musikalisches Sprachrohr der Anderen schiebt sich in die vorderste Front. Zumindest an dieser Stelle darf der neue Mann im Weißen Haus dann auch mal als Vorbild dienen.
Spricht man von US-amerikanischen Genre-Vertretern, fallen neben Bad Religion, Descendents oder NOFX, den Helden der Achtziger und Neunziger, etliche weitere Namen. Bloß einer kaum noch: Rise Against. Einst wilde Zöglinge der Punk-Szene, mit einem Bein im Hardcore, ist der Vierer aus Chicago mit den Jahren so übermächtig geworden, dass man der Band das Etikett mit dem Iro und den Nieten kaum noch anheften darf. Doch trotz Billboard-Spitzenpositions-Abo und Arena-Shows sind Tim McIlrath und Co. immer eines gewesen und bis heute geblieben: politisch, kritisch und gut. Dies ändert auch "Wolves" nicht, das mittlerweile achte Album der Truppe. Im Gegenteil. Als Vorab-Track fegt "The violence" in gewohnt hymnischer Ausprägung durch die angetrockneten Pfade, bringt textlich neben Unbehagen auch eine resignative, allen Glauben infrage stellende Komponente ein, über die es angesichts des Irrsinns von steigenden Rüstungsausgaben und verfehlter Kriege nachzudenken gilt: "We're not good enough / We're not brave enough / Is the violence in our nature / Just the image of our maker?"
Rise Against konservieren auf "Wolves" die melodische Qualität des Vorgängers "The black market", werfen jedoch mitunter mehr Aggression in den Moshpit. So erfreuen sich treue Weggefährten, die lange schon Material im Stile des 2003er-Werks "Revolutions per minute" ersehnen, an den heißen Ohren, die der titelgebende Auftakt verteilt. Mehr Reibung noch entfacht "Welcome to the breakdown", ein Hochgeschwindigkeits-Brett, bei dem McIlrath sein Vokalorgan malträtiert, wie man es einem gesetzten Familienvater kaum mehr zugetraut hätte. Auch "Bullshit" wird mit einer Wucht durch die Äther der amerikanischen Alternativ-Radios fegen, die selbst die betonierte Orangenschalen-Matte eines gewissen Donald Trump in Wallung versetzen sollte. "How many walls" haut textlich ebenso auf den Buzzer, prangert ideologischen Rückschritt, politische Abschottung, Lobbyismus und Waffen-Fanatismus an.
Wie bei jedem neuen Album seit dem Major-Deal können Rise Against natürlich kaum anders, als Hits zu schreiben. Aber sie machen das – wie bei bisher fast jeder Platte – eben auch verdammt gut. Midtempo-Freunde recken den Finger zum eingängigen "Far from perfect", hüpfen gemeinsam zum Refrain von "Mourning in America", vereinen sich zu "Politics of love" für das Menschliche, und rennen zum hervorragenden, gegen Ende gar um sich peitschenden "Parts per million" den Circle Pit in Grund und Boden. Und all das geht klar, weil Rise Against ihre Musik nach wie vor mit Message versehen, für Toleranz werben, Kleingeistern den Spiegel vorhalten und zu politischer Teilhabe aufrufen. Die Songs einer Band, die so viele Menschen erreicht, sind in solchen Zeiten, in denen die Welt politisch wie gesellschaftlich ernsthaft aus den Fugen zu geraten droht, wichtiger denn je.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wolves
- Welcome to the breakdown
- Parts per million
- Mourning in America
Tracklist
- Wolves
- House on fire
- The violence
- Welcome to the breakdown
- Far from perfect
- Bullshit
- Politics of love
- Parts per million
- Mourning in America
- How many walls
- Miracle
Im Forum kommentieren
Neuer
2020-04-08 18:26:16
Mal wieder angehört. Ist deutlich besser, als ich es in Erinnerung habe. Far From Perfect und Politics of Love sind Füllmaterial mMn, aber alles andere ist mehr als solide und mit eigener Identität im Bandkontext. So macht das Spaß
Armin
2018-01-10 19:06:02- Newsbeitrag
::: RISE AGAINST veröffentlichen Video zu „House On Fire“ :::
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
über den Jahreswechsel und nach ihrer erfolgreichen Hallentour im November letzten Jahres war es ein wenig ruhiger um Rise Against geworden.
Nun sind sie mit dem Video zum Song „House On Fire“ aus ihrem aktuellen Album „Wolves“ (VÖ: 09.06.2017) zurück.
Schaut Euch den Clip hier an:
Rise Against – „House On Fire“
Die Band betrat mit dem Video unbekannte Pfade: Rise Against arbeiteten mit Regisseur Daniel Carberry (Skylar Grey, Jon Bellion, R3HAB) an dem Clip, in dem es um die unerschütterliche Liebe zwischen Großvater und Enkelin geht und die unweigerliche Unschuld einer jeden frühen Kindheit, die in turbulente Teenager-Jahre münden kann.
„Wenn alles zerbricht und die Welt um uns herum in lodernden Flammen steht, selbst dann würde ich dich nicht verlassen” – das ist die Message von „House On Fire“. “
When you hear it you might hear a kind of classic love-and-loss-like love song…but the song actually is about becoming a parent. I like to think I have the world figured out, once you throw a 13-year-old daughter your way you realize, I have nothing figured out. And this is an incredible challenge that’s at the same time worth it”, so Sänger Tim McIlrath über den Song.
„House On Fire“ stammt von Rise Againsts achtem Album „Wolves”, das im Juni letzten Jahres erschienen ist und in den USA Platz #1 der Billboard Alternative-, Top Rock- und Hard Rock-Charts erreichte.
Im Juni treten Rise Against bei Rock am Ring und Rock im Park auf:
RISE AGAINST | LIVE
01.-03.06.2018 – Rock am Ring (Nürburgring)
01.-03.06.2018 – Rock im Park (Nürnberg)
http://www.rock-am-ring.com/
Grübele
2017-12-05 21:38:53
Doch. Ich fragte nur, "warum" du das lustig findest.
hubschrauberpilot
2017-12-05 20:59:45
Darf ich das nicht lustig finden? :)
Grübele
2017-12-05 19:57:12
Warum "lustigerweise", wenn du doch selber sagst, dass die alle "recht gut" sind, genau wie dieses hier, wo "7/10 passt?
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