Gothic Tropic - Fast or feast
Old Flame / Redeye / H'ArtVÖ: 02.06.2017
Wild im Vordergrund
Sie stehen im hinteren Teil der Bühne, beherrschen ihr Handwerk meist außergewöhnlich gut, bieten auf Wunsch das ein oder andere Performance-Element und werden nicht schlecht bezahlt. Der Job der Live- bzw. Tour-Musiker ist sicherlich nicht der Unbeliebteste. Jubelnde Menschenmassen, das Spielen eines Instruments als Einnahmequelle und abends ein frisches Bierchen – für diese zugegeben leicht oberflächliche Arbeitsbeschreibung würde die Jugend ihr Studium hinschmeißen. Doch was, wenn das alles nicht reicht, etwas fehlt? Von diesem Problem kann Cecilia Della Peruti nicht nur ein, sondern gleich zehn Liedchen singen. Die junge Amerikanerin verdiente ihren Lebensunterhalt nämlich unter anderem als Tour-Musikerin von Charlie XCX und Børns und steht nun mit ihrer Band Gothic Tropic und dem Debüt "Fast or feast" selbst an den Chef-Reglern. Und das entpuppt sich als durchaus gute Idee.
Einen Ego-Trip unternimmt die Dame aus L.A. aber nicht. Wenn sie alleine komponiert, schreibe sie ausschließlich glatte Pop-Songs, meint Della Peruti und erfreut sich daher bei Gothic Tropic der Begleitung zweier weiterer Musiker. Diese verleihen "Fast or feast" ein äußerst wandelbares Gesicht . So stehen abgedrehte Psychedelic-Nummern wie "Chemical trail" neben eingängigen Tracks. "Stronger" ist das beste Beispiel dafür, dass dem Pop dennoch große Wichtigkeit eingeräumt wird. Nachdem der Bass in der Strophe einmal das gesamte Griffbrett abgeschrubbt hat, folgt ein ohrwurmtauglicher Refrain, der jedoch trotzdem bald in Vergessenheit gerät. Gothic Tropic setzten dem Opener nämlich eine weitere sanfte Pop-Hook auf, die an die besten, lang vergangenen Zeiten von Tegan And Sara erinnert. Hin und wieder wird es ein wenig elektronischer. Das starke "Don't give me up" kommt erst mit düsterem Bass daher, ehe es im leichtfüßigen Refrain am Haus der Haim-Schwestern anklopft. Auch den etwas älteren Generationen entlocken Gothic Tropic Elemente. "Your soul" lässt mit seinen rhythmischen Gitarren und dem weiten Pop-Synthie an Debbie Harry und ihre Jungs von Blondie denken.
Trotz den nicht zu kurz kommenden, diversen Einflüssen präsentiert sich "Fast or feast" zielstrebig und dringlich. Dem durchgehenden Stil mit markanten Basslinien, stark modellierten Gitarren und teils hektischen Drums drücken Gothic Tropic selbst den Stempel "Jungle Rock" auf. Auch wenn dieser durchaus verwirrend wirken kann – halten sich die südländischen Klänge doch sehr in Grenzen – hat das Trio definitiv etwas Eigenständiges und etwas Wildes geschaffen. Das mit knackigem Beat versehene "Teenage behavior" überzeugt mit nicht zu bändigenden Gitarrentönen und einer generellen Experimentierfreude in der Modellierung der Saiteninstrumente. Das elektronische Mid-Tempo-Pendant "How life works" steht jenem in nichts nach, und auch der luftige Abschluss um "Cry like a man" und der Schunkler "Feed you to the sharks" haben Profil und verkörpern zumindest die "wilde" Komponente dessen, was Gothic Tropic mit der Bezeichnung "Jungle Rock" wohl sagen möchten. Vielleicht ist bei den Live-Darbietungen der Amerikaner im hinteren Teil der Bühne ja Platz für einige tropische, grüne Pflanzen. So verhindert man zumindest das Versauern anderer unentdeckter Talente, die derzeit als Live-Musiker arbeiten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- How life works
- Teenage behavior
- Don't give me up
Tracklist
- Stronger
- How life works
- Teenage behavior
- Your soul
- Chemical trail
- Don't give me up
- If it had a body
- Major
- Cry like a man
- Feed you to the sharks
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Armin
2017-05-31 21:02:07- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Gothic Tropic - Fast or feast (1 Beiträge / Letzter am 31.05.2017 - 21:02 Uhr)