Mando Diao - Good times
BMG / WarnerVÖ: 12.05.2017
Bring 'em out
"Ich traf sie irgendwo / Allein in Mexiko / Aelita!" Na gut, falscher Text und falsche Melodie, sorry. Wobei der Synthesizer-Quark von Mando Diaos letztem Album qualitativ nicht mehr weit entfernt von abgehalfterten Schlagern war. Nur dass bei den Skandinaviern halt weniger passierte und die Songs trotzdem doppelt so lang waren. Was ist geschehen mit dem größten Export Borlänges, der außerhalb Schwedens hauptsächlich in Deutschland einen Namen hat? Der zumindest bis zu erwähntem Machwerk immer etwas besser war als sein Ruf? Nun ist mit Gustaf Norén auch noch eines der beiden Frontgesichter aus der Band ausgeschieden – wegen des "Aelita"-Fiaskos? Oder weil zwei Egos der Stärke sieben auf der Gallagher-Skala doch zu viel in einer Band sind? Björn Dixgård muss jedenfalls die ganze Chose nun alleine schultern und ist neben Bassist Carl-Johan Fogelklou das einzige verbleibende Gründungsmitglied. Ob das alles nun gute oder schlechte Vorzeichen für das achte Album "Good times" sind, steht zur Diskussion.
Ein warnendes Signal ist zumindest die erste Single "Shake". Oder wie sie landläufig genannt wird: "Dance with somebody again (again)". Nach "Black Saturday" schon das zweite Klonexperiment, das die Truppe an ihrem mit Abstand größten Hit durchführt. Und wie eine Fotokopie von Mal zu Mal unschärfer wird, bleibt auch dieses Stück blass, bemüht und langweilig. Sogar das Wort "somebody" wird noch prominent im Refrain untergebracht. Zwinker, zwinker. Kein Grund, nicht das Original zu hören – oder gleich einen der zahlreichen besseren Mando-Diao-Songs. Probleme macht auch der seltsam pappig wirkende Mix, irgendwo zwischen schwach belichtet und übersteuert. Leider hätte es wohl keinen treffenderen Vorboten geben können. Gerockt wird kaum und gute Melodien sind fast gänzlich Fehlanzeige. "Good times" fühlt sich leider gar nicht nach ebensolchen an, sondern vielmehr nach Ideenlosigkeit und Ausgebranntheit.
Die Elektropop-Ausrichtung von "Aelita" klingt noch durch, Gitarren stehen jedoch wieder mehr im Vordergrund. Und es reichen in der Regel weniger als vier Minuten pro Track. Es ist aber vor allem das schwache Songwriting, das Mando Diao wie eine Eisenkugel am Bein hängt. Der Titeltrack klammert sich rettend an eine einprägsame Idee – und schafft dann nicht viel mehr, als die Zeile "Good times / You know I keep doing it" so lange zu wiederholen, bis sie einem tierisch auf den Wecker geht. "Money" schließt so unbemerkt und unauffällig an "Shake" an, dass man meinen könnte, es handle sich noch um den gleichen Song. "Voices on the radio" hat eine hübsche Coda, ist davor aber nur The Soundtrack Of Our Lives für ganz Arme. Und der balladige Closer "Without love" versinkt so tief im Formatradio-Kitsch, dass man selbst nach den ernüchternden elf Vorgängern noch erschrickt. Immerhin: Wie eine gute Ballade geht, zeigt wenigstens "Hit me with a bottle". Selbiges wünscht man sich nach einem Durchlauf von "Good times" auch. Zum Aufwachen.
Eigentlich waren die tendenziell schrägen Abfahrten sympathisch, die Mando Diao nach ihren ersten drei Alben genommen hatten. Mit "Never seen the light of day" klatschten sie den zahlreichen Teeniefans ein dick orchestriertes, introvertiertes Machwerk vor die Nase. Nach dem Mega-Erfolg von "Dance with somebody" präsentierte sich "Infruset" komplett auf Schwedisch und ohne nennenswerte Hits. Und ja, selbst "Aelita" war in seinem kolossalen Scheitern irgendwie putzig und eine interessante Anomalie im Schaffen. Nicht einmal diesen Bonus hat "Good times". Dieses Album ist einfach langweilig, schlecht produziert und hechelt früheren Zeiten hinterher wie ein alter Hund. Willkommen in der kreativen Sackgasse. "Musikanten herbei"? Nö. Geleitet sie bitte nach draußen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- All the things
- Hit me with a bottle
Tracklist
- Break us
- All the things
- Good times
- Shake
- Money
- Watch me now
- Hit me with a bottle
- Brother
- Dancing all the way to hell
- One two three
- Voices on the radio
- Without love
Im Forum kommentieren
soisses
2017-07-11 10:31:42
Die Jungs sind älter geworden. Vor 10Jahren waren sie Mitte 20. Jetzt haben sie Familie und sind Älter, Ansichten und Geschmack ändern sich. Leben heißt Veränderung. Stillstand mag wohl keine Band.
Die Veränderung bei Mando Diao sind im Detail diese: Wollen klingen wie früher, aber uninspiriertes Songwriting und blutleere Umsetzung klingen eher nach einer Malen nach Zahlen-Taktik.
Aber besser als Stillstand, denn Leben heisst Veränderung und die Veränderung bei Mando Diao ist, dass Sie nun scheisse klingen.
@wolf
2017-07-11 10:22:33
liegt an den 50 Jahren! Definitiv! Du bist nun in einem Alter, da hört man immer mehr abgestandenen Altherrenrock. Bei Dad fing es auch so an......man nennt es auch Thomasgottschalkrock
Patrick
2017-07-10 23:57:03
Was oben steht kann ich nicht nachempfinden und grenzt schon an Verleumdung!! Das Album ist definitiv besser, als es von manchem Musik Kritikern dargestellt wird! Bei solch negativen Beurteilungen scheinen wohl andere Gründe mit eine Rolle zu spielen...aber meiner Meinung nach weit weg von Neutralität und Objektivität!!!
Wolf
2017-05-18 12:46:01
Ich wollte das eigentlich nicht hören, da ich Dance with somebody nicht mehr ertragen kann. Nachdem ich aber nun doch reingehört habe, finde ich es viel besser als erwartet. Nicht so gezwungen auf gute Laune und uptempo. Schöne Stimme auch. Stehe damit ja nun ziemlich alleine hier....bin aber auch schon über 50. Vielleicht liegt es ja daran :-))
jo
2017-05-15 22:49:13
:D Es liest sich schon ein bisschen so, aber das kann ja eigentlich kaum sein...
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