Sylvan Esso - What now
Caroline / UniversalVÖ: 28.04.2017
Vom Knispern und Knospern
Sie lassen es nicht nur knacken, brodeln, pluckern: Sylvan Esso aus North Carolina fordern mit ihrem zweiten Album "What now" jeden Rezensenten dazu auf, neue, lustig-onomatopoetische Verben zur Beschreibung ihrer Musik heranzuziehen. Die da beispielsweise wären: plickern, knatzen, rütscheln. Fluppern, fimpen, fopsen. Das Duo, bestehend aus Sängerin Amelia Meath und Produzent Nick Sanborn, setzt nämlich, wie auch schon auf dem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2014, auf hochmelodiösen, sommerlichen Indie-Electropop, der seine Arme für jedermann beziehungsweise jederfrau ausbreitet, dabei aber nicht stumpf und kettenrauchend Richtung Chartspitze schielt, sondern leichtfüßig über Felder und Wiesen tänzelt. Freilich stilecht in Buffalo-Boots.
Denn ebenjene trägt Meath besonders gerne und häufig, auch wenn man sich kaum vorstellen mag, wie man mit den klobigen Quadratlatschen überhaupt zum flinken Sound von Sylvan Esso tanzen kann. Vielleicht singt die Frontfrau aber auch deswegen "Kick the shoes off fast now / They're going insane" zu Beginn des 8bit-infizierten "Kick jump twist", einer fabelhaft spinnerten Electropop-Nummer, zu der auch Super Mario und Prinzessin Daisy einen flotten Schwof aufs zweidimensionale Parkett legen würden. Stark jedenfalls, wie die US-Amerikaner hier den nostalgischen Konsolenklang lockerflockig auf den aktuellen Zeitgeist ummünzen, ohne sich dabei irgendeiner Ära verpflichtet zu fühlen. Dass sie bei diesem und ähnlichen Unterfangen dann manchmal gar auf pures Hit-Gold stoßen, ist umso besser: "Die young", die Single, hat das Ding zum veritablen Sommerhit. Zumindest für Leute mit gutem Geschmack und einem Faible für den süßen Sound von Acts wie Chvrches oder Purity Ring. Sylvan Esso steigen also spätestens mit dem zweiten Album in die erste Liga auf.
Ob sie mit Nummern wie dem fiebrigen "Radio" dann auch in selbigem laufen werden? Es wäre ihnen, trotz der expliziten Lyrics, nur zu wünschen. Agil und munter pumpen Sylvan Esso auf "What now" einen Ohrwurm nach dem anderen in den Hörer, mal deutlich tanzflächenfokussierter, dann wieder etwas introvertierter. Wobei "introvertiert" hier natürlich auch nur halbernst gemeint sein kann. "Just dancing" entwickelt sich dann in der zweiten Albumhälfte zum schwitzigen Trip, der Beat stöckelt nervös und sorgt für angenehme Spannung, die sich daraufhin in einem ansteckenden Refrain entlädt. Mit den letzten Songs ihrer zweiten Platte finden Meath und Sanborn letztlich doch ein wenig zur Ruhe: "Slack jaw" wirkt wie ein friedliches Wiegenlied und ist eine willkommene Pause vom hektisch-spaßigen Gezappel. Und "Rewind" klappert zwar auffallend durch die Strophen, will aber eigentlich lieber chillen als den Dancefloor aufzumischen. Auch okay: Wir ritscheln, ploppen und bömmeln vergnüglich mit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Die young
- Radio
- Just dancing
Tracklist
- Sound
- The glow
- Die young
- Radio
- Kick jump twist
- Song
- Just dancing
- Signal
- Slack jaw
- Rewind
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Armin
2017-05-04 22:28:08- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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