Amanda Palmer & Edward Ka-Spel - I can spin a rainbow

Cooking Vinyl / Sony
VÖ: 05.05.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Lalelu

Wahrscheinlich werden ihre Wiener Fans Amanda Palmers Auftritt im Oktober auf ewig mit zwei Bildern verbinden: kleine Menschen und große Tiere. Das Video steht im Netz und zeigt Mama Amanda, wie sie ihren Sohn Anthony beim Nachmittagskonzert dem Publikum präsentiert, ihn als jungen Mozart vorstellt und ein paar Töne am Klavier klimpern lässt, ihn wieder abgibt, er zu schreien beginnt und sie eben in Palmer-Manier die Stimmung rettet. Baby zurück, Brust aus dem Korsett. Milch für das Baby und eine Wiegenlied-Version von Grauzones "Eisbär" für das Publikum.

2017 begleitet Palmer ein deutlich älterer Mann auf die Bühne: Edward Ka-Spel, der mit seinen 63 Jahren seinen Output kaum mehr zählen kann. 35 Platten hat er allein seit 1981 veröffentlicht: als Gründungsmitglied von The Legendary Pink Dots, Nebenprojekte und Soloalben, Liveaufnahmen und Compilation-Beiträge. Eine Diskografie, in die ganze Lebenswerke hineinpassen und bei der selbst Guided By Voices andächtig verstummen. In Ka-Spels meist beklemmendes Universum, irgendwo angesiedelt zwischen Neo-Psychedelia, Experimental und Lo-Fi, mag sich jeder selbst verirren. Hier geht es schließlich um ihn, sie und ja: auch um das Baby.

Anthony trägt den Vornamen des ehemals besten Freundes von Amanda Palmer: Anthony Martignetti. Er starb Ende 2015, als sie hochschwanger einen ersten Versuch startete, mit ihrem über zwei Jahrzehnte älteren Wegbegleiter Ka-Spel eine Platte aufzunehmen und so ihre Duo-Produktionen fortzusetzen. Sie zog "You got me singing" mit ihrem Vater Jack Palmer vor und – Atem holen – schließlich gelang es ihr das versprochene Konzeptalbum mit dem nach London zurückgekehrten, früheren Wahl-Niederländer doch noch. Imogen Heap ließ die beiden letztlich in ihrem Studio an der Wetterfront gemeinsam herumspinnen.

"I can spin a rainbow" ist ein Kind, das beruhigt werden muss, manchmal ein Rotzbengel: widerspenstig und spröde, trotzig und zurückgezogener als The Dresden Dolls oder zuletzt The Legendary Pink Dots auf "Pages of Aquarius". Es ist das entstanden, was herauskommen muss, wenn zwei musikalische Querschädel wie Palmer und Ka-Spel aufeinandertreffen: ein verstörendes Werk, das es dem Hörer anfangs nicht leicht macht, bei ihm anzukommen. Wo wieder Baby Anthony ins Spiel kommt. "The clock at the end of the cage" und "The jack of hands" sind derart morbide Wiegenlieder, dass sich das Kind am Ende leise in den Schlaf weint. Märchenhafte Glöckchen und düsteres Flüstern beim einen, ein Traumtanz über Little Johnny und den düsteren Jack beim anderen. "I don't believe in angels", lautet Palmers unheilvolle Botschaft vor dem Schlafen. Bleibt der Kleine eben wach.

Allerdings verschwindet dieses Schattenspiel an zu vielen Stellen gänzlich in der Dunkelheit. Licht wird es an den Stellen, an denen Ka-Spel Palmers Hauchen und Stöhnen mit Synthies auffängt, wie im Opener "Pulp fiction". Es ist ein Treiben und Mäandern durch eine Welt jenseits des Regenbogens, getragen von Palmers Klavier, der Violine von Ka-Spels-Bandkollege Patrick Q. Wright, Electronica, Glockenspiel – alles in diversen Kombinationen. "Beyond the beach" funktioniert mit Geigen und Piano als prototypisches Duett, in dem beide zusammen eine kryptische Altersobsession inszenieren: "In a world that keeps mutating / My oh my just look at how we've grown." Möglicherweise ist dieses Stück das Resultat ihrer ausufernden Gespräche über den Zustand der Welt in Heaps Hütte.

Auch am Ende des Regenbogens wartet alles andere als ein Farbspektakel. "Rainbow's end" befriedigt nicht, sondern wirft die Frage auf, was hier gespielt wurde. Ein in seiner Zurückhaltung meisterhaftes Traumspiel zweier Seelenverwandter? Oder eine erschöpfte Amanda Palmer, die sich im Kosmos ihrer Kollaborationen verliert? "I am a little bluish dot / Lost in a sea of grey / The web of streets around me / In a box has gone away." Am Ende steht nur ein Wort. Der Ort, an den sich Baby Anthony wahrscheinlich auch am liebsten gewünscht hätte, als er auf der Wiener Bühne in Tränen ausbrach. "Home."

(Bastian Sünkel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pulp fiction
  • The clock at the end of the cage

Tracklist

  1. Pulp fiction
  2. Shahla's missing page
  3. The shock of kontakt
  4. Beyond the beach
  5. The clock at the end of the cage
  6. The changing room
  7. The jack of hands
  8. Prithee / Liquidation day
  9. Rainbow's end
Gesamtspielzeit: 50:56 min

Im Forum kommentieren

Achill

2017-05-08 13:23:00

Schade.

Armin

2017-05-04 22:27:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2017-02-27 17:46:02- Newsbeitrag

Amanda Palmer kooperiert mit Edward Ka-Spel von den Legendary Pink Dots und erfüllt sich damit einen Jugendtraum!

Liebe Freunde, liebe Medienpartner,

nachdem Amanda Palmer im letzten Jahr ein Album mit ihrem Vater veröffentlichte, kann sie nun einen weiteren Punkt von ihrer persönlichen Bucket-List streichen:

Seit sie in ihren Teenager-Jahren die Musik der Anglo-Niederländischen Psychedelic-Veteranen Legendary Pink Dots entdeckte, träumte sie von einer Zusammenarbeit. Nun erscheint das Album "I Can Spin A Rainbow" welches sie gemeinsam mit dem LPD-Gründungsmitglied Edward Ka-Spel aufgenommen hat. Wie bereits in ihrer 2014 erschienenen Autobiografie beschrieben, waren die Legendary Pink Dots zu jeder Zeit ein großer Einfluss auf Palmers künstlerisches Schaffen und ihr Selbstverständnis als Kreative.

Zum ersten Mal trafen sich die beiden bereits 1993 bei einer Show der Legendary Pink Dots in Palmers Heimatstadt Boston, als die Band Fans suchte, bei denen sie übernachten konnten, um Geld zu sparen. Die damals 16-jährige Amanda beherbergte 5 Bandmitglieder und blieb auch später mit ihnen in Kontakt. Zehn Jahre später war Palmers Duo The Dresden Dolls so erfolgreich, dass sie ihre Freunde als Support für eine Deutschland-Tour einladen konnte. Während dieser Tour entstand erstmals die Idee für eine Kollaboration zwischen Palmer und Ka-Spel.
Ein weiteres Jahrzeht ging vorüber, bis Palmer hochschwanger 2015 nach London reiste, um mit den Aufnahmen zu beginnen. Am ersten Tag der Recording-Sessions erfuhr sie jedoch, dass ihr enger Freund Anthony den Kampf gegen sein Krebsleiden verlieren würde und nur noch wenige Tage zu leben hatte. Sie reiste mit gebrochenem Herzen und dem Versprechen, ein Jahr später das Projekt weiterzuführen, zurück in die Heimat. Palmer hielt Wort und kehrte 2016 mit ihrem acht Monate alten Sohn Anthony zurück nach London.

Bei der Suche nach einem Studio half ihnen Palmers Freundin Imogen Heap aus, die ihnen ihre Räumlichkeiten in Essex zur Verfügung stellte.

Großteils auf Ka-Spels Computer aufgenommen, ist "I Can Spin A Rainbow" eine wahrhafte Team-Leistung, oder wie Palmer selbst sagt "eine spirituelle Erfahrung", in der beide Künstler ihre Geschichten, Song-Fragmente, Gedichte, Texte mit melancholischem Piano-Spiel, melodiösen Fundamenten und seltsamen Rhythmen verknüpften.
Palmer beschreibt den Prozess folgendermaßen: "Wir haben unsere beiden Songwriter-Köpfe und poetischen Welten verschmelzen lassen, um ein gänzlich neues Universum zu erschaffen. Wir saßen Tee trinkend in Imogens Haus, betrauerten den Stand der herannahenden Wahlen, den britischen Trend zum Komasaufen, die Flüchtlingskrise, unsere Internetsucht, die beängstigenden Nachrichten die wir hörten, unsere Beziehungen... und dann brachten wir die Zutaten unserer Ängste und langen Gespräche in Songform. Die Regenbogen-Metapher - die auch eine Reminiszenz an den sich drehenden 'Beachball des Todes' bei Mac Computern ist - war ein immer wiederkehrendes Bild, welches während der Aufnahmen immer wieder auftauchte. Einerseits dunkel, aber auch hell zur gleichen Zeit. Auf mich wirken die Songs gleichzeitig beängstigend wie auch wohlig. Wie ein schlimmes Gewitter draußen, während man drinnen im warmen Wohnzimmer sitzt."

Ka-Spel fügt hinzu: "Dieses Album mit Amanda zu machen, war wie einen Zwilling zu entdecken, den man niemals hatte. Bis auf einmal in einem verheißungsvollen Moment eine unerwartete Email im Postfach auftaucht."

Die Tracklist ist wie folgt:

01. Pulp Fiction
02. Shahla’ s Missing Page
03. The Shock of Kontakt
04. Beyond The Beach
05. The Clock at the Back of the Cage
06. The Changing Room
07. The Jack of Hands
08. Prithee/Liquidation Day
09. Rainbow’ s End
10. Subway *
11. The Sun Still Shines *
* VINYL ONLY BONUS TRACKS

Die Tracks Rainbow's End und Beyond The Beach gibt es bereits zu hören.

https://open.spotify.com/track/20MZEVx2Kc37SPpeQiiqkQ
https://open.spotify.com/track/6ABL9bVb7E67QT25UxWwl2

Es wird außerdem ein paar ausgewählte Liveshows zum Album geben. Unter anderem beim Maifeld Derby. Hier alle Daten:

01.06. München - Muffatthalle
02.06. Leipzig - Wave Gotik Treffen
05.06. Hamburg - Fabrik
16.06. AT-Wien - Porgy & Bess
17.06. Duisburg - Traumzeit Festival
18.06. Mannheim - Maifeld Derby

Armin

2017-02-24 18:16:02- Newsbeitrag

Amanda Palmer & Edward Ka-Spel im Juni gemeinsam auf Tour
Edward Ka-Spel ist der Sänger und Songschreiber der Experimental-Band The Legendary Pink Dots und bewegt sich im Psychedelic Rock so sicher und gewandt, als wäre dies seine Nachttischschublade. Neben den rund 40 Studioalben, die er mit seiner Band in wechselnder Besetzung aufnahm, produzierte er ähnliche viele Soloplatten, auf denen er von elektronischem Krach über Folk, Kinderlieder, Progressive Rock bis zu herzzerreißenden Balladen das komplette populärmusikalische Spektrum abdeckt. Von den vielen Kollaborationen wollen wir gar nicht erst anfangen. Amanda Palmer ist ebenfalls eine enorm umtriebige Person. Sie ist ein Teil der Dresden Dolls, diesem Duo, in dem sie zusammen mit Brian Viglione reichlich eigenständige Musik macht. Von Zeit zu Zeit nimmt sie sehr spezielle Cover-Versionen auf, von Leonard Cohen über Death Cab For Cutie und Prince bis hin zu Kimya Dawson. Ihre EP „Amanda Palmer Performs The Popular Hits Of Radiohead On Her Magical Ukulele“ ist ein (fast) ironiefreies Meisterwerk. Von Zeit zu Zeit produziert sie fantastische Alben mit fantastischem Inhalt, wie ihr Solo-Debüt „Who Killed Amanda Palmer“, begleitet von einem Buch und Texten ihres Ehemanns Neil Gaiman. Zusammen haben Amanda Palmer und Edward Ka-Spel die Platte „I Can Spin A Rainbow“ aufgenommen – endlich, möchte man fast sagen, kommen diese beiden unabhängigen musikalischen Geister zusammen. Und nicht nur das: Gemeinsam mit dem Violinisten Patrick Q. Wright – ebenfalls von den Pink Dots – kommt das unorthodoxe Gothic-Duo auf Tour. „Besucht uns bei unseren intimen Konzerten“, fordert Palmer ihre Fans auf, „wir singen Stücke aus dem Album, ich singe ein paar meiner Songs, Edward seine, und natürlich auch ein paar alte Sachen zusammen. Es wird magisch werden, das kann ich euch versprechen“.

Präsentiert werden die Clubshows von Sonic Seducer.

01.06.2017 München - Muffathalle
02. - 04.06.2017 Leipzig - Wave-Gotik-Treffen
05.06.2017 Hamburg - Fabrik
16. - 18.06.2017 Duisburg - Traumzeit Festival
16. - 18.06.2017 Mannheim - Maifeld Derby

Tickets für die Shows in München und Hamburg gibt es für 25,00 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline 01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.

Mehr Infos und Musik unter amandapalmer.net, amandalanda.amandapalmer.net, facebook.com/amandapalmer, twitter.com/amandapalmer, amandapalmer.tumblr.com, instagram.com/amandapalmer und youtube.com/user/amandapalmer.


Album kommt am 5.5., steht hier: http://www.rollingstone.com/music/news/amanda-palmer-edward-ka-spel-announce-i-can-spin-a-rainbow-w467994

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