Clowns - Lucid again
This Charming Man / CargoVÖ: 14.04.2017
Bleibt alles anders
Vergleichen ist Abkanzeln. Oder kann irgendwer an eine Band wie zum Beispiel Crashcaptains denken, ohne gleichzeitig Death Cab For Cutie im Kopf zu haben? Nein? Genau. Man kann gut und gerne so weiter machen. The Dirty Nil? Weezer auf Speed. Frank Carter & The Rattlesnakes? Die Fortsetzung von Gallows unter eigenem Namen. Und Clowns? Kamen bislang kaum um den Namen "The Bronx" herum, der früher oder später bei der Beschreibung des Bandsounds fallen musste. Natürlich macht das nichts, so lange man nicht gerade klingt wie – sagen wir mal – Die Toten Hosen oder so. Aber ärgerlich ist es dennoch, wenn man Jahr und Tag den Schatten einer anderen Band mit sich herumtragen muss. Dachten sich wohl auch Clowns. Und so haben die Australier zum dritten Album den Probraum entrümpelt, gelüftet und neuen Ideen Platz geschaffen.
Das Ergebnis heißt nun "Lucid again" und deutet mit seiner Spielzeit von über 42 Minuten für nur neun Songs schon an, dass die Zeiten der kurzen Kracher zwischen Hardcore, Punk und Rock nun vorbei sein dürften. Allein der Schlusstrack "Not Coping" beansprucht über neun Minuten. Weiterentwicklung, ick hör dir trapsen. Natürlich führt das Ganze nicht zu Freejazz-Einlagen oder Rockopern und natürlich bleibt das Quintett aus Melbourne in erster Linie dem guten, alten Hardcore verbunden. Trotzdem offenbart schon der Opener und Titeltrack in aller Deutlichkeit die merklichen Akzentverschiebungen in Songwriting und Sound. Sauberer und ausproduzierter klingt nun alles. Und auch eine ganze Ecke druckvoller. Und mehr Raum gibt es natürlich auch, für die Ideen von "Lucid again".
So nimmt das Album in aller Vorsicht Fahrt auf, schleicht erst mal über drei Minuten auf ganz leisen, verstaubten Sohlen durch den Raum. Dann aber geht die wilde Hatz ganz unvermittelt und vollumfänglich los. Gitarrenwände türmen sich auf, Drums poltern über einen hinweg, und irgendwo in der Ferne stehen Fucked Up und nicken voller Stolz. Womit damit auch das einzige kleine Drama benannt ist, das sich beim Hören von "Lucid again" abspielt. Die ausladenden Melodien, das auftürmende Songwriting, das Sich-Zeit-nehmen, all das hat man von Fucked Up schon mal gehört.
Hinter den Punkt der Emanzipation kann also nicht wirklich ein Haken gesetzt werden. Wer sich daran nicht stört, bekommt aber dennoch (oder gerade deshalb?) eine wuchtige Ansage von Album. "Like a knife at a gunfight" und "Dropped my brain" starten einen furiosen Überbietungs-Wettbewerb im lustvollen Auf-die-Tube-drücken, "Pickle" ist der coolste Kopfnicker seit – nun ja – "The other shoe" von Fucked Up. "Painful truth" legt jedwede Zurückhaltung für 150 Sekunden ad acta und das bereits erwähnte "Not Coping" hat sich jede Sekunde seiner neun Minuten, in denen man zwischenzeitlich an Motorpsycho denken mag, redlich verdient. So machen Clowns alles ein bisschen anders, müssen sich aber doch weiterhin vergleichen lassen. Der Klasse von "Lucid again" tut das keinen Abbruch. Zum Glück.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lucid again
- Pickle
- Not coping
Tracklist
- Lucid again
- Like a knife at a gunfight
- Dropped my brain
- Pickle
- Noise in the night
- Destroy ze evidence
- Painful truth
- Fifteen minutes of infamy
- Not coping
Im Forum kommentieren
noise
2017-05-12 18:53:43
Auch mal reingehört.
Mid-Tempo Hardcore mit abwechslungsreichen Rock Zutaten. Kann man durchaus so machen. Gut durch zu hören.
Armin
2017-05-04 22:25:08- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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