Mary J. Blige - Strength of a woman

Capitol / Universal
VÖ: 28.04.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Much more drama

Ein einzelner Zaunpfahl war zum Winken wohl nicht genug. Das Album heißt "Strength of a woman", Songtitel sind unter anderem "Survivor", "Set me free", "Love yourself" und "Indestructible". Ja, Mary J. Blige ist es ernst mit dem Self-Empowerment. Das bestimmende Thema ihrer 13. Platte hat allerdings einen tragischen privaten Hintergrund. Nach über zwölf Jahren Ehe trennte sich die 46-Jährige von ihrem Mann und Manager Martin Isaacs, aufgrund "unüberbrückbarer Differenzen". Wie unüberbrückbar diese gewesen sein müssen, dazu gibt die neue Platte einige Einblicke. "I know you don't deserve me" giftet Blige im schön verhallten Blues "Thank you" und setzt nach: "Truth hurts but a lie kills." Und dem Ex wird in der Hook von "Set me free" ein warmes Plätzchen in Aussicht gestellt. "There's a special place in hell for you", vorgetragen mit süßlicher Note vor einem nahezu entspannten klanglichen Hintergrund. Das sticht mehr als jegliche blanke Aggression.

Im Gegensatz zum Privatleben reitet Mary J. Blige künstlerisch in den letzten Jahren auf einem Hoch. Neben einigen gelobten Serien- und Filmrollen hat sie musikalisch mit dem Vorgänger "The London sessions" ihr wohl bestes Album aus diesem Jahrtausend geschaffen. Nicht zuletzt dank des britischen Produzenten-Duos Disclosure, die der Soul-Diva einen modernen, schmissigen Anstrich verpassten. "Strength of a woman" geht jedoch wieder ein paar Schritte zurück zur klassischen Mischung aus R&B, Rap und Soul. Das discoid pumpende "Find the love" ist hier eher eine Ausnahme, nicht die Regel. Zumindest gibt das mächtig marschierende "Love yourself" einen exzellenten Wegweiser in das Album. Dickbackige Bläser und ein gut aufgelegter Kanye West sorgen für den frühen Höhepunkt. Dem modernen Rap-Sound wird gefrönt, wenn sich Quavo von Migos, DJ Khaled und Generationskollegin Missy Elliott auf "Glow up" zusammenfinden. Leider bleibt die Posse hinter ihren Möglichkeiten zurück, trotz ordentlichem Beat. Khaled quasselt schlichtweg zu oft unpassend über den Song, während Missy Elliott überraschend unscheinbar bleibt.

Anderswo gibt sich "Strength of a woman" organischer und dem Soul der alten Schule zugewandt. Eine derart simple, schöne Pianoballade wie "Smile" hat man schon länger nicht mehr gehört. "U + me (Love lesson)" steht im Ablauf als zentrales Stück, in welchem Blige über verträumtem Sound die zu Bruch gegangene Beziehung reflektiert. "Gotta keep on pushing and love myself through the hard times" – letztlich bietet Blige für jedes Wallen in Wut und Schmerz auch immer einen positiven Ausblick, eine Bestärkung der eigenen Position. Das kommt nicht ohne Kitsch und Klischee daher, wird aber wenigstens nie zu platt. Ehrensache auch, dass ihre Stimme weiterhin eine Ausnahmeerscheinung darstellt. Vor allem reduziert angelegte Stücke wie "Thick of it" werden zum Großteil von den energischen Vocals vorangetrieben. Nur ein paar Deep Cuts, die das Album leicht in die Länge ziehen, verhindern, dass "Strength of a woman" auf Augenhöhe mit dem Vorgänger ist. Aber Hauptsache, diese Songs haben Mary J. Blige geholfen, die Trennung zu überstehen. Und Hauptsache, Alessio geht's gut.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Love yourself (feat. Kanye West)
  • U + me (Love lesson)
  • Thank you
  • Smile (feat. Prince Charlez)

Tracklist

  1. Love yourself (feat. Kanye West)
  2. Thick of it
  3. Set me free
  4. It's me
  5. Glow up (feat. Quavo, DJ Khaled & Missy Elliott)
  6. U + me (Love lesson)
  7. Indestructible
  8. Thank you
  9. Survivor
  10. Find the love
  11. Smile (feat. Prince Charlez)
  12. Telling the truth (feat. Kaytranada & BadBadNotGood)
  13. Strength of a woman
  14. Hello Father
Gesamtspielzeit: 57:51 min

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Armin

2017-05-04 22:24:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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