Black Lips - Satan's graffiti or God's art?

Vice / Polydor / Universal
VÖ: 05.05.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Im Fegefeuer

Es ist die ewige Frage, die spätestens seit 1977 den popkulturellen Diskurs etwa so hartnäckig heimsucht, wie Godwin's Law die Internetforen: "Ist das noch Punk-Rock?". Und auch Black Lips, mit ihrem extremen Lo-Fi-Sound und ihrer betont rotzig-anarchischen Attitüde auf der einen, ihrer SXSW-Hipstergefolgschaft und ihrer Avantgarde-Ästhetik auf der anderen Seite, lassen Fans wie Kritiker kontinuierlich über die Antwort auf diese Frage im Unklaren. Im "Urban Dictionary" wird gar, um diesem Schisma gerecht zu werden, ein neues Genre für die Band aus Atlanta definiert: "Flower Punk", angelehnt an ihre stilistische Verortung zwischen 60s und 70s. Ob ihr nunmehr achtes Studioalbum "Satan's graffiti or God's art?" endlich ein klares Bekenntnis zum Punk ist? Eine Pro-Contra-Diskussion.

Pro

Da wäre zunächst einmal die Tatsache, dass Black Lips konsequent auf glatte Produktion pfeifen und ihre Songs auch auf der neuen Platte größtenteils mit einer ähnlichen unverschämten Ungeschliffenheit daherkommen wie einst "Raw power". Cole Alexanders Organ krakeelt in guter Joe-Strummer-Manier über den hingerotzen Rockabilly-Rhythmus und die sägenden Treble-Gitarren von "Rebel intuition" und "We know". "Occidental front" könnte man vielleicht als "Punk Western" bezeichnen, klingt es doch ein bisschen als hätten die Sex Pistols die "Bonanza"-Titelmelodie neu aufgelegt. Das darauffolgende "Can't hold on", das zwar auch ein bisschen 60s in der leicht verstimmten Gitarrenmelodie hat, lässt sich mit seinem nihilistischen Text und Alexanders in beinahe existentialistischer Verzweiflung dahingespuckten Lyrics auch auf der Punk-Seite verbuchen. Im betrunken-gröligen "Squatting in heaven" wiederum bekommt Hausbesetzung eine ganz neue Dimension und man kann förmlich sehen, wie die Südstaaten-Flegel Petrus ihre leeren Bierdosen in den göttlichen Vorgarten werfen.

Contra

Als großen Gegenpol zur oben beschriebenen Punk-Attitüde kann man die 60s-Einflüsse nennen, die ebenfalls einen großen Teil der Songs auf "Satan's graffiti or God's art?" prägen. Nicht verwunderlich, schließlich wurde das Album von Sean Lennon, dem Sohn von John und Yoko und damit quasi dem fleischgewordenem Vermächtnis der Hippie-Generation, produziert. Stücke wie "Last cul de sac" und "It won't be long" beschwören mit ihrem wunderbar hypnotischem Sound die Yardbirds und Moody Blues, "Got me all wrong" erinnert mit seinem dreckig-lasziven Saxophon wiederum an das groovige "Yer Blues" der Lennon-Richards-Clapton-Mitchell-Supergroup The Dirty Mac. Und mit "Loser's lament" hat sich gar ein schunkeliger Folksong auf die Platte verirrt, der eher Neil Young als Sid Vicious huldigt und wesentlich rauschärmer produziert ist, als die oben genannten Beispiele. "Zu verschnörkelt, zu Hippie, zu lang" würden strenge Punk-Fans über diese Songs sagen, klingen die Fünf hier doch mehr nach Flower Power denn nach No Future.

Synthese

Die Frage im Albumtitel deutet es bereits an: Auch mit ihrer neuen Platte lassen Black Lips den Hörer im ewigen Fegefeuer und liefern in etwa genauso viele Pro- wie Contra-Agrumente für die ewige "Ist das noch Punk-Rock?"-Diskussion. Vielleicht könnte man als Pro-Argument noch die Live-Gigs des Fünfers in die Waagschale werfen, bei denen auf der Bühne bisweilen munter erbrochen, uriniert, sich entblößt und Equipment angezündet wird, ganz in der Tradition von Iggy Pop oder Dead Boys. Rein stilistisch lässt sich über die Truppe aus Atlanta jedenfalls nach wie vor kein eindeutiges Urteil fällen. Und eigentlich ist es auch egal, ob "Satan's graffiti or God's art?" nun Punk ist oder nicht. Verdammt gut ist es in jedem Fall.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Can't hold on
  • Squatting in heaven
  • The last cul de sac
  • We know

Tracklist

  1. Overture: Sunday morning
  2. Occidental front
  3. Can't hold on
  4. The last cul de sac
  5. Interlude: Got me all alone
  6. Crystal night
  7. Squatting in heaven
  8. Interlude: Bongo's baby
  9. Rebel intuition
  10. Wayne
  11. Interlude: E'lektrik spider webz
  12. We know
  13. In my mind there's a dream
Gesamtspielzeit: 55:35 min

Im Forum kommentieren

virginia1

2017-05-05 00:11:27

Cant hold on klingt wie eine gute We did not know / Let it bloom b-seite. Occidental front klingt auch schön . Einzig Squatting in heaven spricht nicht so zu mir.

Armin

2017-05-04 22:23:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?


Armin

2017-04-20 17:51:28- Newsbeitrag

"Squatting In Heaven" mit den Black Lips.

Liebe Freunde, liebe Medienpartner,

die Flower-Punk-Pioniere Black Lips kündigten vor Kurzem mit „Satan’s Grafitti Or God’s Art?“ ihr achtes Album an, welches am 05. Mai über Vice Records erscheint. Nun gibt es einen weiteren Song namens "Squatting In Heaven" zu hören. Der fuzzig-staubige Rock 'n‘ Roll den die Band aus Atlanta auf „Satan’s Grafitti Or God’s Art? ein weiteres Mal zelebriert, wurde von Sean Lennon in dessen Studio in Upstate New York produziert.

Während der Aufnahmen isolierten sich alle Beteiligten völlig von der Außenwelt, wodurch die Band in einer fokussierten Lebendigkeit zusammen rückte, wodurch sie zurück in den Spirit ihrer Gründung versetzt wurden. Neben den Gründungsmitgliedern Cole Alexander und Jared Swilley, waren auch der frühere Gitarrist Jack Hines (2002-04) und die kürzlich dazugestoßenen Oakley Munson an den Drums und Zumi Rosow am Saxophone mit von der Partie. Als weitere Gäste sind Saul Adamczewski von Fat White Family und Yoko Ono auf dem Album zu hören.

Die Black Lips entstanden aus einem DIY-Ethos, der sie von schweißgetränkten Shows in den Kellern von Georgia auf die Bühnen der großen Festivals, darunter auch ein Gig auf dem Fun Fun Fun Fest, der in Terrence Malicks kommenden Film Song To Song zu sehen ist, sowie Touren in weit enfernten Regionen wie u.a. Indien, Jordanien, Ägypten, Libanon oder den Irak führte. „Satan’s Grafitti Or God’s Art?“ bestätigt die Black Lips darin sich treu geblieben zu sein, während die Trends und Hype-Bands kamen und wieder gingen. Mit einem breiten Sound, aber dennoch roh und präzise reiht sich "Satan’s Grafitti Or God’s Art?" als aufregendes neues Zeitdokument in die geschichtsträchtige Bandhistorie ein.

Tracklist:
1. Overture: Sunday Mourning
2. Occidental Front
3. Can't Hold On
4. The Last Cul de Sac
5. Interlude: Got Me All Alone
6. Crystal Night
7. Squatting in Heaven
8. Interlude: Bongo's Baby
9. Rebel Intuition
10. Wayne
11. Interlude: E'lektric Spider Webz
12. We Know
13. In My Mind There's a Dream
14. Lucid Nightmare
15. Come Ride with Me
16. It Won't Be Long
17. Loser's Lament
18. Finale: Sunday Mourning


Armin

2017-03-22 17:47:48

Und noch auf Deutsch hinterher:

Satan’s Grafitti Or God’s Art? - Wohin weißt das neue Album der Black Lips?

Liebe Freunde, liebe Medienpartner,

die Flower-Punk-Pioniere Black Lips kündigen mit „Satan’s Grafitti Or God’s Art?“ ihr achtes Album an, welches am 05. Mai über Vice Records erscheint. Der fuzzig-staubige Rock 'n‘ Roll den die Band aus Atlanta auf „Satan’s Grafitti Or God’s Art? ein weiteres Mal zelebriert, wurde von Sean Lennon in dessen Studio in Upstate New York produziert. Ein erster Song ist mit "Can't Hold On" ab sofort auf allen gängigen Streaming Plattformen zu hören.

Während der Aufnahmen isolierten sich alle Beteiligten völlig von der Außenwelt, wodurch die Band in einer fokussierten Lebendigkeit zusammen rückte, wodurch sie zurück in den Spirit ihrer Gründung versetzt wurden. Neben den Gründungsmitgliedern Cole Alexander und Jared Swilley, waren auch der frühere Gitarrist Jack Hines (2002-04) und die kürzlich dazugestoßenen Oakley Munson an den Drums und Zumi Rosow am Saxophone mit von der Partie. Als weitere Gäste sind Saul Adamczewski von Fat White Family und Yoko Ono auf dem Album zu hören.

Die Black Lips entstanden aus einem DIY-Ethos, der sie von schweißgetränkten Shows in den Kellern von Georgia auf die Bühnen der großen Festivals, darunter auch ein Gig auf dem Fun Fun Fun Fest, der in Terrence Malicks kommenden Film Song To Song zu sehen ist, sowie Touren in weit enfernten Regionen wie u.a. Indien, Jordanien, Ägypten, Libanon oder den Irak führte. „Satan’s Grafitti Or God’s Art?“ bestätigt die Black Lips darin sich treu geblieben zu sein, während die Trends und Hype-Bands kamen und wieder gingen. Mit einem breiten Sound, aber dennoch roh und präzise reiht sich "Satan’s Grafitti Or God’s Art?" als aufregendes neues Zeitdokument in die geschichtsträchtige Bandhistorie ein.

Tracklist:
1. Overture: Sunday Mourning
2. Occidental Front
3. Can't Hold On
4. The Last Cul de Sac
5. Interlude: Got Me All Alone
6. Crystal Night
7. Squatting in Heaven
8. Interlude: Bongo's Baby
9. Rebel Intuition
10. Wayne
11. Interlude: E'lektric Spider Webz
12. We Know
13. In My Mind There's a Dream
14. Lucid Nightmare
15. Come Ride with Me
16. It Won't Be Long
17. Loser's Lament
18. Finale: Sunday Mourning

Armin

2017-03-22 17:45:31- Newsbeitrag

BLACK LIPS ANNOUNCE NEW ALBUM SATAN’S GRAFFITI OR GOD’S ART?

SEAN LENNON-PRODUCED FULL LENGTH TO DROP MAY 5 on VICE RECORDS, FIRST ALBUM SINGLE “CAN’T HOLD ON” AVAILABLE TODAY

STREAM "CAN'T HOLD ON" HERE

https://open.spotify.com/track/1Z6voteD7TWjWRwNyqloGV

Atlanta flower punk pioneers Black Lips have announced that their first album in three years, Satan’s graffiti or God’s art?, is set for release May 5th in the UK through Vice Records. Produced by Sean Lennon at his studio compound in upstate New York throughout 2016, the album is the group’s most musically evolved to date, while still staying true to their original blistering take on fuzzy, dirty rock n’ roll.

During the recording the band isolated themselves from the outside world, infusing the album with a focused liveliness similar to the spirit that brought them together in the first place. On Satan’s graffiti or God’s art? founding members Cole Alexander and Jared Swilley teamed with former guitarist Jack Hines (who played in the group from 2002-2004) and recent additions Oakley Munson on drums and Zumi Rosow on saxophone. The album also features contributions by Saul Adamczewski of Fat White Family and guest vocals by Yoko Ono.

Black Lips were born of DIY ethic, working their way from sweaty basement shows in Georgia to huge crowds at international music festivals (including a performance at Fun Fun Fun Fest that appears in Terrence Malick’s forthcoming film Song to Song) to tours in such far flung locales as India, Jordan, Cyprus, Egypt, Lebanon, Iraqi Kurdistan, the United Arab Emirates and many more. Satan’s graffiti or God’s art? vindicates Black Lips for sticking it out through many years of shifting trends and buzz bands; providing a sonically captivating document that is as creatively unhinged as it is precisely executed, one of the rawest and most expansive albums in the band’s storied history.


STREAM “CAN’T HOLD ON” HERE

http://open.spotify.com/album/6MNdAcXD6mncIpq8hvFzZe

http://black-lips.com/

SATAN’S GRAFFITI OR GOD’S ART? TRACK LISTING:

1. Overture: Sunday Mourning
2. Occidental Front
3. Can’t Hold On
4. The Last Cul de Sac
5. Interlude: Got Me All Alone
6. Crystal Night
7. Squatting in Heaven
8. Interlude: Bongo’s Baby
9. Rebel Intuition
10. Wayne
11. Interlude: E’lektric Spider Webz
12. We Know
13. In My Mind There's a Dream
14. Lucid Nightmare
15. Come Ride With Me
16. It Won't Be Long
17. Loser’s Lament
18. Finale: Sunday Mourning

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