Pink Floyd - Is there anybody out there? (The wall live)

EMI
VÖ: 27.03.2000
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein weiteres Stück in der Mauer

Man stelle sich einmal vor, das grandiose Live-Album der Simple Minds von 1987 wäre nicht direkt im Anschluß an die Tournee, sondern erst genau zwanzig Jahre später, also erst im Jahre 2007 erschienen? Sicher hätte niemand großes Interesse an dem Album gezeigt, obwohl hier einige musikalische Höhepunkte zu finden sind, die in den Studioversionen nicht diese Dynamik und diese Spielfreude gezeigt haben. Nun sind Pink Floyd nicht die Simple Minds und "The Wall" ist mit Sicherheit ein wesentlich größerer Meilenstein der Rockmusik als alle Simple-Minds-Alben zusammen. Dennoch drängt sich die Frage auf, was die Musiker und Funktionäre der Plattenfirmen zwanzig Jahre lang warten ließ, um dieses Spektakel nun endlich einmal live zu veröffentlichen, wie es ursprünglich geplant war?

Erklären läßt sich dieser Umstand wahrscheinlich hauptsächlich mit der unüberbrückbaren Kluft zwischen den beiden Lagern, bestehend aus Roger Waters auf der einen und den verbliebenen Mannen um David Gilmour auf der anderen Seite. Der Umstand, das zwanzigste Jubiläum der Scheibe mit dieser Veröffentlichung zu begehen, wird es wohl nicht unbedingt sein; schließlich führte sie letztlich zur Spaltung der Band. Möglicherweise kommt diese Veröffentlichung wirklich ein wenig zu spät, denn der wahre Fan hat natürlich schon fast alle Informationen über "The Wall" aus den in großer Stückzahl und Auflage erschienen Büchern verschlungen, anstatt auf die 64-seitige Zugabe der Limited Edition zu warten. Okay, die eine oder andere Skizze der Bühnenaufbauten mag vielleicht noch nie veröffentlicht worden sein und so schöne Fotos der Bühnenshow hat sicher noch kein Fan zu Hause an der Wand hängen, aber Bootlegs dieser Livekonzerte füllen bereits ganze Plattensammlungen.

Das nun vorliegende Songmaterial ist allerdings von einer bestechenden Brillianz gegen die die blinkende Leuchtdiode von "P.U.L.S.E." wirklich blasser leuchtet. Es ist kaum zu glauben, daß diese Aufnahmen 20 Jahre alt sind und hier keine Overdubs über eventuelle Fehler gelegt wurden. Die erwähnte Feindschaft hätte solches wohl auch nicht zugelassen. Vor einiger Zeit erschien übrigens eine digital überarbeitete Version des Filmes auf DVD (VÖ: Dezember 1999) mit komplett neu gemischtem Tonmaterial. Als Bonus enthalten sind u.a. Interviews mit Waters, Gerald Scarfe (Art Director) und Alan Parker (Regie), überarbeitete Videos und ein Making-Of. Allerdings ist hier die Federführung Roger Waters' wesentlich deutlicher zu spüren, ist er doch der einzige Floyd-Musiker, der hier zu Wort kommt. Was die Veröffentlichung dieses Live-Albums angeht, war er zudem gänzlich anderer Meinung als der Rest der Band, die er kürzlich noch per Gerichtsbeschluß in die Rente schicken wollte. "Bei mir hinterläßt die LP den Eindruck, als würde jemand die wirklich allerletzten Krumen aus dem Topf kratzen". Vielleicht dient das ganze Unternehmen ja doch nur dazu, um ein paar alten Herren der Rockmusik nach einigen nicht mehr ganz so erfolgreichen Alben die Rente etwas aufzubessern. Sei's drum - als Live-Dokument eines der Höhepunkte der Ära der Konzeptalben wird dieses Album nicht zu Unrecht seine Käufer finden.

(Steffen Fischer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • One of my turns
  • Comfortably numb

Tracklist

  1. MC:Atmos
  2. In the flesh?
  3. The thin ice
  4. Another brick in the wall (Part 1)
  5. The happiest day of our lives
  6. Another brick in the wall (Part 2)
  7. Mother
  8. Goodbye blue sky
  9. Empty spaces
  10. What shall we do now?
  11. Young lust
  12. One of my turns
  13. Don't leave me now
  14. Another brick in the wall - part 3
  15. The last few bricks
  16. Goodbye cruel world
  17. Hey you
  18. Is there anybody out there?
  19. Nobody home
  20. Vera
  21. Bring the boys back home
  22. Comfortably numb
  23. The show must go on
  24. MC:Atmos
  25. In the flesh
  26. Run like hell
  27. Waiting for the worms
  28. Stop
  29. The trial
  30. Outside the wall
Gesamtspielzeit: 105:03 min

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