Tim Vantol - Burning desires
Odyssey / Rough TradeVÖ: 21.04.2017
Bleib noch
In politisch unruhigen Zeiten sind vertraute und aufmunternde Klänge, wie sie Kern der Musik des folkpunkenden Songwriters Tim Vantol sind, eine Wohltat. Unbeeindruckt von den Entwicklungen im sonst so weltoffenen Holland, wo rechtsgerichtete Parteien und Politiker erfolgreich Ängste und Fremdenfeindlichkeit schüren, schnürt der Mann aus Amsterdam weiterhin seine abgelatschten Stiefel, ölt gleichsam Gitarre und Bart – und hat für sein drittes Album "Burning desires" auch elf neue Stücke sicher im Backpack verstaut, die er zuletzt auf Tour mit Royal Republic vorstellte.
Vantol ist einer, der kommt und geht. Immer wieder. Zuhause ist da, wo die Musik ist. "Call me restless / But I'm satisfied", reagiert er im episch anmutenden "Restless" auf jene spießbürgerliche Besserwiser, die das Musikerdasein als unstetigen Lebenswandel abtun. Großartig ändern möchte der Songwriter den seinigen nicht, wie die Single "Till the end" verrät: "I keep going / Until I can go no more." Nicht die schlechteste Ankündigung für die stetig wachsende Fanschar in ganz Europa, die sich in Zeiten des Terrors nur allzu gern ein paar Scheiben Mut abschneidet. Die immer da ist, wenn Vantol seine aufmunternde Kläpse verteilt und mit der belebenden Wirkung eines Cocktails aus schwarzem Tee und Aspirin Complex Zeilen wie "We can go anywhere / So why shouldn't you?!" ins Mikro posaunt.
Offen durchs Leben wandern, jede Minute genießen – mit dieser Botschaft erfüllt Vantol Clubs und Kneipen gleichsam und weiß, dass es oft nur ein simples "Scheiß drauf!" braucht: "Nothings hurts that bad / When nobody cares." Eben. So forsch wie im feinen Titelstück oder dem pulsierenden Stadion-Punker "The hardway" aber geht es auf "Burning desires" selten zu, was ein bisschen schade ist, stehen Vantol solche Stampfer doch äußerst gut zu Gesicht. Besser zumindest als Lagerfeuer-Country der Marke "We're not gonna make it".
Entgegen des bisherigen, meist vor Optimismus strotzenden Œvres, mischen sich dieses Mal allerdings auch einige nachdenkliche Töne unter. Weil man als reisender Barde jedes Jahr viele Menschen kennenlernt, sind diese gern mal persönlicher Natur. Wie im schönen, leicht countryesken Songwriter-Stück "A little that we know", das zurückschaut und Fehler eingesteht. Oder dem melancholischen Folkrocker "Lost the unknown", der Verlust verarbeitet: "I don't wanna walk alone / Barefoot back home / Where everything reminds me of you." Brauchst Du nicht, Tim. Bleib einfach da.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Restless
- Lost the unknown
- The hardway
Tracklist
- Till the end
- Why shouldn't you
- A little that we know
- Restless
- We're not gonna make it
- Lost the unknown
- Let it pour
- Burning desires
- The hardway
- '67 in broken white
Im Forum kommentieren
Armin
2017-04-19 20:58:57- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2017-02-16 18:31:02
Tim Vantol [NL] - neues Album "Burning Desires"
Album-VÖ: 21.04.2017 Label: Odyssey Music Vetrieb: Rough Trade & GoodToGo
„Ich bin ein einfacher Mann“, sagt Tim Vantol. Woran er das festmacht? „Ich bin weder der beste Musiker, noch der beste Songwriter auf der Welt. Es gibt Millionen Leute, die besser Gitarre spielen oder ihre Stimme kontrollieren können als ich. Aber darum geht es nicht. Es ist wie mit abstrakten Gemälden. Da sagen die Leute gerne: Das hätte ich auch gekonnt. Tja, aber sie haben es nicht gemacht!“
Wo er recht hat, hat er recht und wir dürfen froh sein, dass er es gemacht hat. Diese Musik, die einen vom ersten Ton an mitreißt, einen dazu motiviert kurz alles liegen zu lassen und einfach mal das Leben zu feiern. Einfach mal tief einzuatmen und sich daran zu erinnern wie es ist, einfach mal zu atmen. "Burning Desires" ist rockig, folkig und motiviert einen dazu bereits seinen abenteurlichen Sommerurlaub zu planen.
LIVE: Tour mit Royal Republic
16.02. München - Backstage
18.02. Hamburg - Grosse Freiheit
19.02. Leipzig - Conne Island
20.02. Strasbourg (FR) - La Laiterie
22.02. Linz (AT) - Posthof
23.02. Fürth - Stadthalle
24.02. Innsbruck (AT) - Music Hall
25.02. Graz (AT) - Orpheum
27.02. Pratteln (CH) - Mini Z7
28.02. St. Gallen (CH) - Grabenhalle
10.03. Bremen - Schlachthof
Guter Mann.
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