Alfahanne - Det nya svarta

Indie / Plastic Head / Soulfood
VÖ: 07.04.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwanzvergleich im Dunkeln

Mal wieder so ein Tag, an dem man sich irgendwie Punkrock fühlt? Den Drang verspürt, ein T-Shirt mit der Aufschrift "I don't discriminate – I hate everyone" anzuziehen und dazu den Grindcore-Klassiker "Everyone should be killed" von Anal Cunt zu hören? Dann kommen Alfahanne wie geschliffen. Ganz so grobschlächtige Thesen haben die Schweden zwar nicht auf der Pfanne, geben aber auf die Frage nach etwaigen politischen Inhalten immerhin zu Protokoll: "Alle Menschen sind gleich. Gleich nutzlos." Punkrock halt. Vong Geisteshaltung her. Umgesetzt allerdings mit den Mitteln von kumpeligem Black Metal, ungewaschenem Turbonegro-Sleaze und Dark Wave der räudigen Spielart. Doch wirklich schwarz sind hier vermutlich nur Leber, Lunge und Lederoutfit der bleichen Mitglieder, die sich im Absturzschuppen jederzeit bereiterklären würden, einem jungen Mütterchen ins Bett zu helfen. Siehe "Slutdestination Eskilstuna" vom Album "Blod eld alfa" – das Stück, das der Bandheimat ein dubioses Denkmal setzte.

Wer jedoch denkt, Alfahanne würden bloß Fickmusik ohne Musik machen, verkennt die verblüffende Entwicklung, die das Quartett seit seinem ungeachtet namhafter Schwarzmetall-Gäste eher überschaubaren Erstling "Alfapokalyps" genommen hat. Zwar gehen auch auf "Det nya svarta" Pommesgabeln, Mittelfinger und Geschlechtsteile in die Luft – vor allem aber jede Menge zweckmäßig entschlackte Songs. Und die sind zum Bersten tight arrangiert, auf den Punkt gespielt sind und drücken alle Knöpfe, die diesen wild um sich beißenden Rock'n'Roll zur dick auftrumpfenden Horror-Revue machen. Frontmann Pehr Skjoldhammer spuckt heiser die Zahl des Tieres in den von dichten Riffs gesättigten Raum, "Stigmata" wird mit dynamischen Tempowechseln und wiederholt gedropptem Bandnamen zur bizarren Personality-Show – und trotz Landessprache klappt es dank unschwer zu entschlüsselnder Titel wie "Satans verser", "Klubb 27" oder "Även en hund har sin dag" auch mit dem skandinavischen Leibhaftigen.

Und der staunt nicht schlecht, denn auch jenseits von vernichtenden Stakkato-Hetzjagden und schwerstem Gitarrendonner hat "Det nya svarta" einiges zu bieten. Das zu spitzem Twang infektiös groovende "Mitt mörker är mörkäre än ditt" veranstaltet mit zusammengebissenen Zähnen einen dezent sinnfreien Schwanzvergleich im Dunkeln, und dem Titelstück genügen die Drum-Figur von Dead Kennedys' "California über alles" nebst kreisendem Goth-Riff für einen Ohrwurm samt schwarzer Schleimspur. Dem erstaunlich locker durch die Hose swingenden "Avgrundsgravitation" leiht hingegen der Indie-Shoegazer David Lindh die zweite Stimme – Fans seiner Ex-Bands Broder Daniel und Yvonne werden sich erinnern und Alfahanne nicht nur bohrende Konsequenz, sondern auch musikalische Offenheit nach allen Seiten attestieren müssen. Woraus folgen mag, dass der Vierer nicht ganz dicht ist – aber auch das kann ja irgendwie Punkrock sein. Zumindest auf einem formidabel überspannten Bösewerk mit Spaß in den Backen wie diesem.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stigmata
  • Mitt mörker är mörkäre än ditt
  • Det nya svarta

Tracklist

  1. Satans verser
  2. Stigmata
  3. Avgrundsgravitation
  4. Dödsmaskin
  5. Klubb 27
  6. Mitt mörker är mörkäre än ditt
  7. Även en hund har sin dag
  8. Svarta får
  9. Det nya svarta
Gesamtspielzeit: 36:20 min

Im Forum kommentieren

Kim

2017-04-22 08:17:52

Och nö, "Vong Geisteshaltung her" man muss doch nicht jedem abgefahrenen Zug hinterherlaufen, jaja, ich weiß das ist natürlich total ironisch gebrochen gemeint - trotzdem so verdammt unnötig...

Armin

2017-04-19 20:53:14- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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