Die Kraszesten - Alexander Marcus

Muther / HHV
VÖ: 31.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Rhymes galore

Zahlenspielerei gefällig?! Doz9 gibt zero Fucks. Pierre Sonality gibt zero Fucks. Und die beiden zusammen geben? Richtig! Absolut zero Fucks. Der Mittelfinger ist bereits seit der Gründung von Die Kraszesten irgendwann um 2010 so gewaltig, dass es nicht mal handelsübliche Tracknamen braucht. Die Magdeburg-Connection rasiert mit Reimen, die präziser kommen als die zweite Dezimalstelle hinter dem Komma bei der Gema-Abrechnung. Doz9 ist dabei, wie auf nahezu jedem seiner Releases, "der schönste Mann im Raum" und Tausendsassa Pierre Sonality spittet überlegen vor sich hin. Da sind zwei zusammen am Werk, die auch zusammen gehören. Beide machen es sowieso ziemlich häufig im Verbund: Doz9 agiert mit Produzent Torky Tork als T9 oder ist die Schaufel bei Schaufel und Spaten. Pierre Sonality ist Funkverteidiger-, Sendemast- und Die-Zampanos-Member in Personalunion. Da jagt eine Kollabo-Platte die nächste, und nun war es mal wieder Zeit für eine Runde mit Die Kraszesten. Auch gerne mal cruisend in einem stabilen Mercedes.

Damit Missverständnisse ausbleiben – trotz dieser vielen, vielen Projekte neigt keiner der MCs zum randomisierten Rudelbumsen. Auf "1655" scheppert die Ansage recht deutlich: "Jungs, mit denen ich sonst nix zu tun hab, hängen nicht mit mir in einer Booth ab." Schmutz am Mic ist nicht gestattet. Unnachgiebig werden Werte zelebriert, die spontanem Hunger mit Bockwurst im Senfglas und nicht mit Kaviar auf Weizencrackern entgegnen. Dinge sind rough. Es ist schließlich gefährlich da draußen. Eine Hook gleicht nur einem unnötigen Kompromiss, wenn die beiden Hauptprotagonisten abwechselnd wie in "104" feinsten Ansage-Sport vor den Latz des Hörers knallen. Das ergibt mehr Bars, als Damion Davis je einfordern könnte. Zusammen mit Galv of the 3 Moonz formiert sich in "Ca2" das gut getarnte Gegengewicht zur Cloud- und Trapbewegung: "Zwölf Zeilen bringen den Kick / Weiß, wie der Winter ist / Real Rap, Swag-Rap / Dazwischen bin ich der Bindestrich."

Diese immer weniger populäre Attitude dehnen die Kraszesten auf 13 Songs aus, die fast kein anderes Fass aufmachen außer das des Battle-Raps. Die Lieblingsbeschäftigung lautet: kreatives Beleidigen mit dem Sneaker-Abdruck im Gesicht des Wack-MCs. Zwischendrin finden die Dauerbeschimpfer auf "2257" auch mal Zeit für Besinnliches. Ein kleines Break zwischen all den Zeilen, die unwürdige Mic-Betaster zu Statisten degradieren. Ab und zu werden die erhellenden Gedanken tatsächlich auf einem relativ funky Teppich ausgebreitet. Gegenüber der restlichen Beats ist jede Dürreperiode jedoch ein Feuchtbiotop. Dabei bleibt auch die eine oder andere Schote nicht auf der Strecke: "Für die deflorierten Mauerblümchen / Battle Dich in Shorts / Komm gegen zwölf / Es gibt Bauernfrühstück." Die Grüße gehen in "1251" raus an den jungen King Kool Savas. Apropos: Selbst der König der Electrolore, der in seinem Gesamtkunstwerk auch als eine Art ultimative Punchline erscheint, nahm bereits Notiz. Mehr Ritterschlag geht nicht!

(Michael Rubach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 2243 (feat. Mase)
  • 2257
  • Ca2 (feat. Galv of the Moonz)
  • 104

Tracklist

  1. 156
  2. 2243 (feat. Mase)
  3. 18
  4. 1655
  5. 128
  6. 19
  7. 2257
  8. 145
  9. Ca2 (feat. Galv of the 3 Moonz)
  10. 1251
  11. 326
  12. 104
  13. 229
Gesamtspielzeit: 35:47 min

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Armin

2017-04-04 10:08:57- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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