Cold War Kids - LA divine

Capitol / Universal
VÖ: 07.04.2017
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nie mehr Wartezimmer!

Cold War Kids müssen einfach eine ganz besondere, voll und ganz einzigartige Qualität haben. Hä? Warum? Weil es doch der reine Wahnsinn ist, wie lange die Band ihre Kritiker und Hörer inzwischen warten lässt. Auf dieses eine Album, das sich da schon recht deutlich am Horizont abgezeichnet hat, als "We used to vacation" vom 2007 erschienenen Debüt "Robbers & cowards" einst mit der Erzählung väterlicher Alkoholsucht und schiefen Soli vorstellig wurde. Die perfekte Melange aus Indie, Pop und Blues sollte kommen. Auf die wartet man immer noch. Und vor lauter Warten hat man gar nicht bemerkt, dass schon wieder ein schlappes Jahrzehnt ins Land gezogen ist und Cold War Kids Album um Album aufgenommen und veröffentlicht haben. Ohne einen Meilenstein zu setzen. Schlimmer noch: Ohne sich je entscheiden zu können.

Pop und Blues waren all die Jahre die Pole, zwischen denen das Quintett mal mehr, mal weniger zielgerichtet schwankte. Die Welt der Band war eben immer das Dazwischen, jede Grenze eine Herausforderung. War, weil "LA divine" dem ewigen Grenzüberschreiten ein Ende bereitet und bis auf Weiteres den Pop nach vorne schiebt. Daran ändert auch die vorab veröffentlichte Akustik-Version von "So tied up" nichts, die sich ganz auf das Klavier verlässt und angereichert um die Stimmgewalt der großartigen Bishop Briggs zeigt, was dieser Band eigentlich möglich wäre. Hört man im Anschluss die Studioversion des Stücks, fragt man sich nicht nur, warum man die Dame so arg im Hintergrund versteckt und verschenkt hat, sondern weiß auch, dass hier ab jetzt die Touristen kommen dürfen. Das geht im Falle dieses Songs einigermaßen schief, bedeutet aber dennoch nicht gleich den Untergang des Abendlandes.

Nathan Willet & Co. wissen nämlich auch auf "LA divine", wie ein guter Song zu klingen hat. Nur die Umwege und Abzweigungen, die dabei erkundschaftet werden, sind ein ganzes Stück weniger geworden. Exemplarisch dafür steht "Can we hang on?", das sich auf ein arg breites Fundament stellt und sogar vor Handclaps nicht zurückschreckt, aber eben auch mit einer Idee protzen kann, die locker stark genug ist, um derlei Schönheitsfehler vergessen zu lassen. In der zweiten Albumhälfte werden genau diese dann ohnehin immer weniger und machen den Weg frei für ein Stück wie "Ordinary idols", das sich durchaus mit den großen Hunden in der Diskografie der Band messen kann. Auch den gefühlvollen Rausschmeißer "Free to breathe" unterschreibt man ohne Bedenken, wenngleich man im Hinterkopf sehr wohl weiß, dass es keineswegs ausgeschlossen ist, einen vergleichbaren Song irgendwo bei James Blunt zu finden. Als Highlight zwar, aber dennoch.

Das muss man "LA divine" noch nicht mal zum Vorwurf machen. Wohl aber die allenthalben um sich greifende Gesichtslosigkeit. Es beginnt beim Opener "Love is mystical" und offenbart sich besonders im Leerlauf der Albummitte: Hier hat eine Band ein gutes Stück Wiedererkennungswert aufgegeben, zugunsten von – ja, von was eigentlich? Chartplatzierungen? Airplay? Mitnichten. So richtig treffsichere Hits sind Songs wie "Restless" oder "No reason to run" nun wirklich nicht. Und von der randständigen Existenz als Rohrkrepierer halten sie auch den nötigen Sicherheitsabstand. Überall lauern Worte wie okay oder ganz nett, immer wieder wünscht man sich die musikalischen Zickereien von früher herbei. So ist "LA divine" mit Sicherheit das bis hierhin fokussierteste Album der Band. Und das leider auch das schwächste. Aber immerhin: Das Warten auf einen Meilenstein ist erst mal beendet.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Can we hang on?
  • Ordinary idols
  • Free to breathe

Tracklist

  1. Love is mystical
  2. Can we hang on?
  3. So tied up (feat. Bishop Briggs)
  4. Restless
  5. LA River
  6. No reason to run
  7. Open up the heavens
  8. Invincible
  9. Wilshire protest
  10. Luck down
  11. Ordinary idols
  12. Cameras always on
  13. Part of the night
  14. Free to breathe
Gesamtspielzeit: 43:13 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2017-03-30 23:14:32

Ich versteh ja nicht, wieso "Dear miss lonelyhearts" nicht mehr gefeiert wird. So geile Songs drauf. Das Ding hat ne 2.90 bei rateyourmusic. Was für ne Welt. Den Rest fand ich bisher nicht so spannend. Muss ich mal mehr reinhören.

Gomes21

2017-03-29 23:25:58

Miese Singles, mehr brauche ich nicht davon

Armin

2017-03-29 21:37:11- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Menikmati

2017-03-20 22:49:45

Könnte durchaus charten das Stück. Der kommerzielle Erfolg wäre ihnen jedenfalls zu gönnen..

Gomes21

2017-03-20 18:21:13

Die Single die ich irgendwann die Tage gesehen hab war schon mal ziemlich scheiße, vor allem das Video

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