Melanie C - Reason
VirginVÖ: 10.03.2003
Bauchlandung
Melanie Chisholm kennt den Jojo-Effekt. Nicht nur, weil sie seit Jahren fröhlich zwischen grätenschlank und grottenpummelig pendelt, sondern auch, was ihre Karriere angeht. Mit den Spice Girls war sie ganz oben, ebnete Girl Power und ungezählten erbärmlichen Nachahmern den Weg. Was vor lauter \"Sporty Spice\"-Gehopse und Flickflack-Einlagen gerne übersehen wurde: Mel C war die einzige der fünf Gewürztanten, die unfallfrei zwei Töne geradeaus singen konnte. Auch wenn es ihr herzlich wenig nützte, als Ginger-Gerri die Mädels sitzen ließ und den Erfolg gleich mitnahm. Die Spice Girls waren wenig später Geschichte und Mel plötzlich ganz unten.
Natürlich sollte es das aber noch nicht gewesen sein. Die unvermeidlichen Gehversuche ohne Stützräder starteten alle fünf, weitgehend unpeinlich sah das aber - erwartungsgemäß - nur bei Mel C aus. Gut, das Duett mit Frührentner-Popper Bryan Adams hätte nicht gemußt, aber dafür war die Kollabo mit dem verstorbenen TLC-Member Lisa \"Left Eye\" Lopes ein sicherer Fall für den peinlichsten Lieblingssong des Jahres 2001. Als \"Northern star\" dann noch vom sehr großen, sehr bärtigen Rick Rubin teilproduziert wurde, war es natürlich kein Wunder mehr, daß Mel C sich als einziges Ex-Spice-Girl ohne die gängigen Hilfsmittelchen wie Eßstörungen, Schönheits-OPs oder kickende Ehemänner in den Schlagzeilen halten konnte.
Alles das ist zwar gut und schön, wäre aber noch lange kein Grund gewesen, sich so dermaßen viel fürs neue Album vorzunehmen. \"Reason\" ist ein so offensichtlicher und krampfhafter Versuch, es wirklich allen recht zu machen, daß das von Anfang an nur schief gehen konnte. Einerseits wäre Melanie C gerne das weibliche Gegenstück zu Robbie Williams, andererseits soll sich auch ja niemand an allzu ruppigen Kanten den Kopf stoßen. So gibt es zwar letztlich eine handvoll hübscher Popsongs auf \"Reason\" zu hören, die jedoch so gnaden- und herzlos glatt poliert wurden, daß man sich fast schon drin spiegeln kann.
Dabei zeigt ausgerechnet der Einstieg in \"Reason\", was bei Mel geht, wenn sie sich mal richtig traut. Für die Melodie der Single \"Here it comes again\" würde manch gestandener Brit-Popper morden, das Titelstück, eine Klavier/Streicher-only Ballade, ist ein liebevoll geschmiertes Schmalzschnittchen. Was folgt, ist dann aber so durchschaubar wie die Tops zu Spiceys-Zeiten. Gitarren geben halbe Kraft voraus, Revue-Bläser legen Hand an die gemütlich plätschernden Songs. und die Lyrics werden direkt aus der Charts-Pop-Tube drübergekippt. So nett wie harmlos. Die Sache mit den Spice Girls verzeihen wir Mel aber trotzdem. Schließlich ist immerhin das Cover nett anzuschauen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Here it comes again
- Reason
Tracklist
- Here it comes again
- Reason
- Lose myself in you
- On the horizon
- Positively somewhere
- Melt
- Do I
- Soul boy
- Water
- Home
- Let's love
- Yeh, yeh, yeh
Referenzen
Spotify
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