Moloko - Statues

Echo / Roadrunner / Universal
VÖ: 03.03.2003
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Traumtänzer

"Statues". Statuen. Stein und Marmor. Bildende Kunst. Uff! Sollte Moloko, dieses ungestüme Elektro-Duo, das sich bislang nun wirklich nicht des Abgreifens antiker Ideen verdächtig gemacht hat, plötzlich auf Klassik stehen? Auf erhabene Momente und große Gesten? Nein, nein, selbst wenn gleich der erste Track mit einer schmierigen Orgel einsetzt, rückt einem bald ein feister Slap-Baß den Kopf zurecht, und ein heillos groovendes Durcheinander stürzt sich in das famose "Familiar feeling". Nach knapp zweieinhalb Minuten setzt es plötzlich ein Break. Weiche Streicher eilen herbei, und eine luftige Gitarre salutiert Roisin Murphys Stimme mit Flamenco-Rhythmen. "Nothing can come close / To this familiar feeling." Wie recht sie doch hat. Genau wegen solcher Instant-Hits lieben wir Moloko schließlich.

Wer sich jedoch nach dem Vorgänger "Things to make and do", der sich noch in völliger Verstrahlung suhlte, auf allerlei durchgequirlte Zappeleien gefreut hat, dürfte sich bei "Statues" das eine oder andere Mal wundern. Statt immer abstrusere Beat-Verwerfungen und zittrige Ohrwürmer aus seinen Maschinchen zu locken, setzt Mark Brydon mittlerweile auf handfestes Songwriting. Spätestens mit dem melodischen Baßlauf des Titelstücks merkt man, daß sich im Moloko-Kosmos einiges getan hat. Madame Murphy darf sich in dieser schmachtenden Ballade als echte Diva gerieren - Paillettenkleid, Discokugel und Showtreppe inklusive. Sanfter Nebel steigt auf, während ihr vor lauter Ergriffenheit die Stimme wegbleibt. Und dem Hörer gleich mit.

Anderswo wie in "Cannot contain this" oder "I want you" macht sich dezent verquerer Funk breit. Mit schmierigen Bässen, knusprigen Grooves, wabernden Streichern und spitzen Bläsern. Die Siebziger bestellen freundliche Grüße. Und schon kommen wir Moloko auf die Schliche. Dem Live-Gefühl des Vorgängers gesellen sich nun die guten, alten Kniffe der Disco-Schule hinzu. Klassische Tanzmusik eben. Noch immer ein wenig schräg, selbstverfreilich stets auf die Beine gezielt und dabei erstaunlich routiniert. Mancher wird wegen ausgeschlafener Songs wie dem arschkalten Stampfer "Forever more" oder dem verträumten "The only ones" versucht sein, den Sheffieldern endlich das Erwachsensein zu attestieren.

Und tatsächlich sind es nicht mehr die zappeligen Momente, die "Statues" überstrahlen. Ein gesundes Maß an Ruhe ist eingekehrt, so daß sich die Streicher im Raum verteilen können. Ein wenig echter Kitsch darf auch mitmischen, bevor sich die Murphy wieder den Vocoder zwischen die Zähne klemmt. Die Aufregung setzt sich langsam, und Moloko feiern sich selbst. Nicht zu unrecht. Denn wenn sich schließlich ganz am Ende ein wahrhaft unwirkliches "Over & over" durch die Nacht bricht, mit zauberhafter Melodie begeistert und uns in über neun Minuten durch den Himmel schweben läßt, vergißt man sogar den einen oder anderen verschenkten Augenblick auf Molokos viertem Album. Denn eines stimmt noch immer: "The time is now."

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Familiar feeling
  • Statues
  • I want you
  • Over & over

Tracklist

  1. Familiar feeling
  2. Come on
  3. Cannot contain this
  4. Statues
  5. Forever more
  6. Blow by blow
  7. 100%
  8. The only ones
  9. I want you
  10. Over & over
Gesamtspielzeit: 57:23 min

Im Forum kommentieren

logan

2010-05-13 00:52:33

Es wächst...

Susu

2007-08-23 22:22:28

Verdammt nochmal, was für ein supertolles Album. Roisin hat sone Wahnsinnsstimme, und die Mucke macht wirklich süchtig.

Milchig

2005-10-04 17:40:34

Hey, ich bin kein House-Fan, hab' das Album praktisch von meiner Freundin untergejubelt bekommen, aber da sag ick: Respekt, Mann!
Gott, bei Forever More könnt ich glatt ins Auto steigen, zu Rosy fahr'n und weinend vor ihren Füßen liegend schluchzen: "Ich kenne das Gefühl!!! Wahrlich!" Endless Tears eben... will mehr!

++

2005-10-04 12:22:46

erwarte nicht zuviel von plattentest

Stefan

2005-10-04 12:09:44

Held des Tages....

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