Open City - Open City

End Hits / Cargo
VÖ: 17.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Summe seiner Teile

Es ist manchmal eine schwierige Kiste, wenn sich eine neue Band aus Mitgliedern anderer, größerer und vor allem bereits recht bekannter Bands rekrutiert. Weil man oft vorschnell und an der Sache vorbei nach dem Supergroup-Stempel kramt. Oder mit den Namen arg starrsinnige Vorstellungen zum Bandsound verbindet. Eben einfach den Blick verstellt bekommt, von der schnöden Tatsache, dass die Eine und der Andere schon mal in dieser und jener Band aktiv waren. Manchmal. Dann aber lohnt sich anderswo wieder ein Blick auf derlei Randnotizen. Allein schon im Sinne der Prägnanz. Also: Hinter Open City stecken Leute, die unter anderem bei so illustren Bands wie Kid Dynamite, Paint It Black und Ceremony ihr Unwesen trieben und treiben, darunter Szene-Idol Dan Yemins. Und Will Yip, der auch schon den Sound für Title Fight und Pianos Become The Teeth besorgt hat.

Hardcore also. Das löst vielleicht nicht überall Begeisterungsstürme aus. Weil die letzte größere Lüftung des Genres mit dem Auftauchen von Bands wie eben Ceremony, Pianos Become The Teeth, La Dispute und Touché Amoré auch schon ein Weilchen her ist. Und sich gerade diese Bands stilistisch in der Zwischenzeit recht weit vom ollen Hardcore weg bewegt haben. Wer auf ein Werk wartet, das mal wieder kräftig am Status Quo rüttelt, dürfte mit "Open City" dann auch nicht viel anfangen können. Die Band hat dem Gesamtkonstrukt keine Neuerungen hinzuzufügen. Muss sie auch nicht. Dafür spielt sie sich einmal kreuz und quer durch selbiges. Und das macht das Quartett mit so viel Klasse und hörbarer Spielfreude, dass man direkt den Supergroup-Stempel bei der Hand hat. Jede Silbe, die Sängerin Rachel Wilson ins Mikro faucht, klingt nach vollständiger Hingabe. Jedes Körnchen Dreck, das die Band aus den Verstärkern pustet, klingt im positivsten aller Sinne nach der Routine unzähliger Bühnen- und Studiostunden.

Dementsprechend geht "Open City" in einem Rutsch runter. Vom furiosen Kickstarter "Hell hath no fury" bis zu den letzten Atemzügen des über jeden Zweifel erhabenen Rausschmeißers "Honest as a sunday morning" lassen sich keine nennenswerten Schwächen finden. Viel mehr pflastern Highlights den – zugegebenermaßen mit nicht mal 23 Minuten ziemlich kurzen – Weg. "Black veils" nimmt da beispielsweise sehr gelungen das Tempo raus, fügt dafür aber noch eine merkliche Dosis Wut hinzu. "On the spit" braucht nicht mal eine Minute Zeit und rauscht entsprechend atemlos vorbei. Natürlich nicht, ohne einen Gruß an After The Fall dazulassen. "Nightshift" gönnt sich schließlich eine Extraportion Melodie und schlägt nach guten 90 Sekunden auch noch Haken, mit denen man in dieser Form nun wirklich nicht rechnen konnte. Und für kurze Zeit fragt man sich, ob hier nicht gerade No Weather Talks zu Besuch sind. "Sofa drugs" darf kurz vor Schluss sogar ein ganz kleines bisschen an Ceremony erinnern. Womit kurz vor Schluss dieses Textes auch noch eine große Stärke dieses Albums benannt wäre: Das alles klingt nach mehr als nur einem spaßigen Nebenprojekt. Und schon gar nicht nach einem Abziehbildchen der Hauptbands. Vielmehr schafft es die Band trotz Dan Yemins durchaus präsenter Handschrift, ihren Sound eigenständig genug zu gestalten, um in keinem Schatten stehen zu müssen. Und das schafft auch nicht jede Supergroup.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hell hath no fury
  • Black veils
  • Nightshift
  • Honest as a sunday morning

Tracklist

  1. Hell hath no fury
  2. Whose god?
  3. For shame
  4. Black veils
  5. On the spit
  6. Brother, I'm getting nowhere
  7. Nightshift
  8. Nerve center
  9. Sofa drugs
  10. Honest as a sunday morning
Gesamtspielzeit: 22:54 min

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Armin

2017-03-15 17:24:37- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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