Erlend Øye - Unrest

Source / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 10.02.2003
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

König der Bequemlichkeit

Popstar zu werden ist nicht immer eine sonderlich aufregende Angelegenheit. Man muß sich nur richtig anstellen. So wie es Erlend Øye mit seinen Kings Of Convenience gemacht hat, die vor zwei Jahren einem ganzen Genre mit ihrem Debütalbum einen Namen gaben. Die kuscheligen Gitarrenstreicheleien und das sanftmütige Gehauche von "Quiet is the new loud" waren aber nur eine Weile lang spannend. Als im Nachhinein viel interessanter entpuppte sich "Versus", das überraschende Remixalbum, das ebenso wie Øyes Zusammenarbeit mit den Loungefricklern Röyksopp andeutete, daß neben dem Lagerfeuer auch Platz für andere Arten von Beleuchtung ist. Für Neonlicht, Lavalampen und Discostrahler. Potzblitz.

So überrascht es eigentlich nicht wirklich, daß sich Øye für sein Solodebüt "Unrest" weiter von den angestammt geglaubten Pfaden entfernt, als man es dem schüchtern wirkenden Hornbrillenträger zugetraut hätte. Um die halbe Welt reiste der Norweger bei dem Versuch, sich spontanen Pop und intuitive Beats von Leuten wie den Op:l Bastards, Prefuse 73 oder Soviet auf den spargeligen Leib schneidern zu lassen. Kein Wunder, daß da auch Schneider TM gleich mit von der Partie sein wollte. Doch was "Like gold" im Titel verspricht, hält der Song nicht unbedingt. Er schippert in entrückten Gewässern und plätschert dabei nur ein wenig unentschlossen vor sich hin. Aus Weirdo-Disco für Quietscheenten wird so nichts.

So setzt es zum Beispiel bei "Sheltered life" einen schmierigen Italo-Sound, wie man ihn seit den mittleren Achtzigern verdrängt hatte. Die auch nicht übermäßig verkantete Vorabsingle "Sudden rush" mit den schwedischen Synthpoppern Kompis weiß da schon besser zu gefallen. Der melancholische Refrain, in dem der Wahl-Berliner fragend "Why did you come at all / When it wasn't for me?" säuselt, will einem gar nicht mehr aus dem Kopf. Perfekt produzierte Elektronik für den Hausgebrauch. Doch die vielen Weichmacher lassen die Scheibe nicht nur glänzen, sondern machen sie auch noch glatt. Aalglatt. Das ist zwar stets très chic, aber auf Dauer nur mittig spannend.

Kann man sich noch für den schicken Opener "Ghost trains" begeistern, verfahren Øyes unaufgeregte Melodien zu oft nach dem Prinzip "Rechts rein, links raus". Da müssen schon der merkwürdig blubbernde Beat von "The talk" und der trockene Spacken-Funk von "Prego amore" ran, um die einschlummernden Ohren endlich mal aufzuwecken. "Unrest"? Dafür hält sich der Norweger zu selten vom Sandmännchen fern. Das Album kommt über weite Strecken so müde daher, daß sich der anfängliche Schwung zuhörends ausschleicht. "Every party has a winner and loser" stellt Øye fest. Mit angezogener Handbremse steht man leider zu selten auf der Gewinnerseite.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ghost trains (with Morgan Geist)
  • Prego amore (with Jolly Music)
  • The talk (with Björn Torske)

Tracklist

  1. Ghost trains (with Morgan Geist)
  2. Sheltered life (with Soviet)
  3. Sudden rush (with Kompis)
  4. Prego amore (with Jolly Music)
  5. Every party has a winner and a loser (with Prefuse 73)
  6. The athlete (with Minizza)
  7. Symptom of disease (with Mr. Velcro Fastener)
  8. The talk (with Björn Torske)
  9. A while ago and recently (with Timo & Villunki)
  10. Like gold (with Schneider TM)
Gesamtspielzeit: 44:04 min

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