The Little Kicks - Shake off your troubles

Loosen Up
VÖ: 03.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Dosis macht's

"Stop trying to be a perfect singer." Mit diesen Auftaktworten aus "Goodbye enemies, hello friends" spricht The-Little-Kicks-Frontmann Steven Milne dem ein oder anderen Musikromantiker aus dem blutenden Herzen. Das Streben nach einer makellos glatten Produktion oder Gesangsverbesserung mit digitalen Pro-Tools-Schiebern bedeuten für nicht wenige den Untergang der Kunstform Musik. Wenn nun eine junge schottische Indie-Kapelle mit derart simplen aber treffenden Zeilen daherkommt, besitzt diese die besten Voraussetzungen, ins Romantikerherz geschlossen zu werden. Dass The Little Kicks sich obendrein nach dem legendären, urkomischen Elaine-Tanz aus der gleichnamigen "Seinfeld"-Episode benannt haben, verschafft dem Quartett eine noch bessere Ausgangsposition. Von einer leicht schrägen, unperfekten, aber dafür ehrlichen DIY-Attitüde, die man aufgrunddessen erwarten könnte, fehlt aber zumindest auf den ersten Blick jede Spur. "Shake off your troubles", das zweite Album der Schotten, besticht dafür durch eleganten, wärmenden Indiepop.

Zu außergewöhnlichen Mitteln greifen The Little Kicks dabei nicht. Das instrumentale "Theme" zeigt zunächst die Spannbreite der Klanglandschaft auf, die mit ihren dezenten Synthesizer-Schichten und einer angezerrten Gitarre dem klassischen Repertoire einer britischen Indie-Band entspricht. Das Quartett setzt die verschiedenen Soundelemente jedoch wohldosiert ein und kreiert damit zerbrechliche und doch hoffnungsvolle Popsongs. Paradebeispiel ist die Lead-Single "Don't get mad, get even", deren einzelne Instrumente klar definiert sind. Durch den klaren Klang lassen sich selbst die mehrstimmigen Gesangsharmonien im Refrain herrlich auseinanderpflücken – obwohl sie doch zusammen so wunderbar wirken. In der Dosis liegt hier die Kunst. Keine nervigen Soundgewitter mit Gitarrenlärm und pappigen Synthies, stattdessen dezent gesetzte, elektronische Einflüsse wie im eher ruhigen "Often", dem gleichzeitig eine gelungene Geigen-Gratwanderung gelingt.

Wenig bis nichts auf "Shake off your troubles" ist nicht schon vorher dagewesen. Das wissen sicher auch die vier Jungs aus Aberdeen, die sich für die Aufnahmen in einer Hütte mit Ausblick auf den legendären Loch Ness eingemietet haben. "Gone but not forgotten" ist eine klassische Klavier-Ballade einer Indie-Band der Nullerjahre und das hittige "Let's get lost together" mit seinem dicht gewebten Gitarrenmotiv bedient sich ausgiebig bei den Achtzigern. Das Gefühl, das jedoch Songs wie der Herzschmerz-Diss-Track "Sing about something real" verbreiten, erinnert an große Taten wie die ersten Coldplay-Alben, die Anfangsjahre der schottischen Kollegen von Travis oder das geniale Erstwerk "Love is here" von Starsailor. Selten fühlte es sich so gut an, die Worte "I don't want to sing about heartache anymore" aus dem Mund eines leidenden Mannes zu hören. Die schöne Melancholie wird dabei immer wieder passend von smoothen, groovigen Einlagen ergänzt. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass The Little Kicks im letzten Albumdrittel noch einen waschechten Hit auf der Pfanne haben: In LCD-Soundsystem-Manier avanciert "You and someone like me" mit seinem Elektro-Bass und dem effektbeladenen Gesang zum leicht herausfallenden Disco-Kracher. Auch wenn Steven Milne nun wirklich kein schlechter Sänger ist, zeigt dies vor allem eins: "Stop trying to be a perfect singer." Versuch lieber deine musikalischen Elemente so passend zusammenzubauen wie The Little Kicks.

(Till Bärwaldt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sing about something real
  • Don't get mad, get even
  • You and someone like me

Tracklist

  1. Theme
  2. Sing about something real
  3. Don't get mad, get even
  4. Often
  5. Let's get lost together
  6. Goodbye enemies, hello friends
  7. Bang the drum slowly
  8. You and someone like me
  9. Gone but not forgotten
  10. Before we were friends
Gesamtspielzeit: 38:33 min

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Armin

2017-03-01 20:50:58- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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