Blanck Mass - World eater

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 03.03.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Hunde, wollt Ihr ewig lärmen?

"My kid loves Blanck Mass too!" So ein begeisterter Instagram-User über das Video, das Benjamin John Power unlängst auf seinem Account teilte. Dieses zeigt die kleine Tochter eines Freundes, wie sie zu Powers Track "Atrophies" eine mehr oder weniger heiße Sohle aufs Parkett oder vielmehr auf den heimischen Teppich legt. Die Ermahnung "Schau hin, was Dein Kind mit Medien macht" ist also an dieser Stelle eine freudige, denn es handelt sich um einen ungleich putzigeren Anblick als bei der bizarren Fleischskulptur auf dem nächsten Bild, die ganz offensichtlich vom "Dumb flesh"-Artwork inspiriert wurde. Doch auch wenn die eine Hälfte von Fuck Buttons das dritte Album seines Soloprojekts kindgerecht mit einer Art aufgerauten Spieluhr eröffnet, ist Vorsicht geboten: Blanck Mass bleibt so scharfkantig wie das Hundegebiss auf dem Cover.

Dennoch ist Weiterentwicklung beim in Edinburgh ansässigen Briten weiterhin ein Muss: Nach dem kosmischen Drone-Säuseln des Debüts und dem technoiden Industrial-Pumpen von "Dumb flesh", zuletzt endgelagert auf der EP "The great confuso" und der Adult-Swim-Single "D7-D5", entdeckt "World eater" nun den Groove – also etwas, das bei Blanck Mass bis jetzt maximal ansatzweise vorkam. Nicht, dass zu Anfang "Rhesus negative" viel davon wissen wollte: Das Stück wirft vielmehr mit aufgeregten Trampel-Rhythmen und gepitchtem Stimmengewirr noch mal einen herzhaften Blick zurück, lässt die Drone-Friteuse brutzeln und stopft genau die gepeinigten Schreie in die Sushi-Maschine, die das Plattentests.de-Forum bereits auf Fuck Buttons' "Tarot sport" vermisste. Die Essenz von Powers bisherigem Schaffen, verdichtet in neun Minuten polymorphem Tumult.

Als mindestens genauso formidabel entpuppt sich auch die erste Single "Please" – eine sparsam getupfte, mit The Knifes "Neverland" kuschelnde Synthie-Melodie schleift sich ins Hirn ein, die Luft wird immer mehr von mächtigen Bässen, multiplizierten Handclaps und dezenter Melancholie in den zerdehnten Vocal-Samples gesättigt. Kein Lärmbolzen, sondern ein Monstertrack, bei dem der digitale Soul eisblau aus dem Laptop blubbert und sich Euphorie und Wehmut im Trap-Wunderland gemeinsam die wunden Füße zu schmatzenden Beats verknoten. Da kommt trotz verschärftem Tempo nicht einmal "The rat" hinterher, das zu gleichermaßen flink wie behände gespielter Keyboard-Linie hakenschlagend in die Kanalisation verschwindet. Wo es selbstredend auch ordentlich rumort – von "Silent treatment" keine Spur.

Erst recht nicht beim gleichnamigen Stück, einem Stampf-Monolith, der mit geloopten Chorälen die menschliche Unfähigkeit zu kommunizieren beklagt und zum Wettrennen mit Aphex Twins "Windowlicker" antritt – knusprige Schläge und über sämtliche Effektkanäle gezogene Geisterstimmen aus der überdimensionalen Stretch-Limo inklusive. Bei aller Prägnanz dieses eindrucksvollen Rollkommandos von einem Album vermag sich "Minnesota / Eas Fors / Naked" zwar doch nicht ganz am Noise-Riemen zu reißen und lässt ähnlich schroffes Rauschen vom Stapel wie der Wasserfall, der dem zweiten Part des Dreiteilers seinen Namen gibt – was aber nichts an der Qualität von Powers vorläufigem elektronischem Meisterstück ändert. Morgen noch kräftig zubeißen? Bei den robusten Zahnreihen von "World eater" kein Problem.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rhesus negative
  • Please
  • Silent treatment

Tracklist

  1. John Doe's carnival of error
  2. Rhesus negative
  3. Please
  4. The rat
  5. Silent treatment
  6. Minnesota / Eas Fors / Naked
  7. Hive mind
Gesamtspielzeit: 49:02 min

Im Forum kommentieren

MasterOfDisaster69

2017-03-08 18:55:56

meine nicht.
Also nicht schlecht, aber nicht wirklich was man nun unbedingt braucht und nicht andere schon besser gemacht haetten. Gut kopieren kann er aber sicher, dat stimmt.

Rhesus negative – Skinny Puppy light
Please - Aphex Twin (1zu1 geklaut)

Der Sound ist ok als Nachbarschreck für die 1000 Watt Anlage zuhaue, aber wirklich Neues und auch Interessantes im Vergleich
zur formidablen „Dumb flesh“ ? Doch eher Fehlanzeige. Deswegen auch fragwürdig, warum „Dumb flesh“ ne 7 bekommen hatte und die „World Eater“ nun eine 8. Wo ist die denn bitte besser als der Vorgänger ? „Dead Format“ bleibt unerreicht, auch wenn „Rhesus negative“ ellenlange 9 Minuten lang pumpt und pumpt…

6.5

wilson (ausgeloggt)

2017-03-05 21:07:48

meine hohen erwartungen wurden erfüllt!

Felix H

2017-03-05 18:13:28

Er fährt weiter seine Schiene und das ziemlich exzellent. Tolles Album.

The MACHINA of God

2017-03-03 18:02:53

Erster Durchgang wammst gut.

cargo

2017-03-03 15:06:53

Die Favoriten in der Rezension sind auch meine Highlights. "Rhesus Negative" klingt wie The Prodigy zu ihren Glanzzeiten.

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