Thundercat - Drunk

Brainfeeder / Rough Trade
VÖ: 24.02.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Funkspruch aus dem Wurmloch

Kaninchenlöcher braucht kein Mensch mehr. Den Eintritt ins Wunderland besorgen heute Flachbildschirm oder Drogen. In manchen Fällen beides gleichzeitig. Fortgeschrittene Bummelanten greifen statt zu Drogen gerne mal zu Cornflakes. In manchen Fällen zu beidem gleichzeitig. Bei seinem vierten Album "Drunk" lässt sich nur zu gut vorstellen, wie sich Stephen Bruner am Samstagmorgen vor den Fernseher pflanzt, die Froot Loops in der Schüssel und Mother's Finest in der Tüte. Der Typ nennt sich schließlich nicht umsonst Thundercat. Kurz: Bruner wäre eine wunderbare Slacker-Version von Bootsy Collins, hätte er nicht einen Plattenvertrag bei Brainfeeder, einen herausragenden Ruf als Musiker und diverse Kollaborationen auf seiner Seite. Als Bassisten, Produzenten und Sänger verpflichteten den 32-Jährigen schon Kendrick Lamar, Erykah Badu und Flying Lotus. Das Musikbusiness also einmal durchgespielt.

War sein letztes Mini-Album eher gestrafft, zersplittert Bruner "Drunk" wieder in zahlreiche Einzeltracks. Die wenigsten Stücke kommen über die drei Minuten, schon seine ersten Veröffentlichungen lebten von schnellen Wechseln. Funk, Jazz und Fusion sind zwar weiterhin die Wegweiser, doch lange Jams tauchen bei Bruner nicht auf. Das macht schon einen wichtigen Punkt aus, warum sich "Drunk" nie in Nostalgie verheddert. Dazu kommen die warme Produktion, die etwa "Bus in these streets" zu einem kleinen groovigen Traum macht, und Features von Wiz Khalifa und Kendrick Lamar. Die Tracks scheren nicht aus, sondern fügen sich in seinen Sound. Keine Gefälligkeitsinstrumentals für die Gäste. Der typische Beat der heutigen HipHop-Produktionen muss draußen bleiben. Dafür kriechen die Takte entspannt unter den Bass von Bruner, während ein paar Synthies jammern. "Inferno" reißen dann sogar ein paar gesampelte Streicher in den Abgrund. Funk, einmal durch das Wurmloch gezogen. Die Ursprünge des Genres sind zu spüren, aber keine Vorgaben, sondern Ausgangspunkte für die Entwicklung dieser Tracks.

Und genau diese Breite macht "Drunk" so herrlich und so herausragend. Cartoons und der Tod fügen sich ohne Probleme als Themen auf dieses Album. "Captain stupido" darf simplen Humor bedienen, in "A fan's mail" miauen ein paar Katzen und in "Friend zone" fällt ein "Bitch don't kill my vibe"-Zitat – es passt trotzdem alles zusammen und ergibt einen Sinn, der sich nicht in Worte fassen lässt. Der liebe Gott passt auf Kinder, Betrunkene und Thundercat-Hörer ganz besonders auf. Warum? Das muss niemand verstehen. "Drunk" lässt sich mit dem Verstand sowieso nicht begreifen. "Ich habe immer versucht, mich daran zu halten, was Erykah Badu und Flying Lotus mir gesagt haben: Es muss von einem ehrlichen Fleck kommen", sagte Bruner vor nicht langer Zeit in einem Interview. Mit diesem Ansatz hat er als Thundercat nicht nur ein totes Genre wiederbelebt, sondern in eine noch buntere, verzerrtere und trotzdem authentische Welt entführt. Ein Bewusstseinsstrom direkt aus dem Herzen, während das Hirn in seinem eigenen Dunst glimmt. Irgendwann hat eben das Bauchgefühl das Sagen. Es geht bei dem Trunkensein hier nicht um die Ekstase. Die Dinge sollen nur ihre wahre Identität zeigen. Wir sind mit diesem Album alle verrückt – und es gibt keinen erstrebenswerteren Zustand.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let me show you (feat. Michael McDonald & Kenny Loggins)
  • Walk on by (feat. Kendrick Lamar)
  • Them changes

Tracklist

  1. Rabbot ho
  2. Captain stupido
  3. Uh uh
  4. Bus in these streets
  5. A fan's mail (Tron song suite II)
  6. Lava lamp
  7. Jethro
  8. Day & night
  9. Let me show you (feat. Michael McDonald & Kenny Loggins)
  10. Walk on by (feat. Kendrick Lamar)
  11. Blackkk
  12. Tokyo
  13. Jameel's space ride
  14. Friend zone
  15. Them changes
  16. Where I'm going
  17. Drink dat (feat. Wiz Khalifa)
  18. Inferno
  19. I am crazy
  20. 3AM
  21. Drunk
  22. The turn down (feat. Pharrell)
  23. DUI
Gesamtspielzeit: 51:38 min

Im Forum kommentieren

kingsuede

2017-03-17 19:50:07

Yelp! Rotes Vinyl!

Loketrourak

2017-03-15 15:08:04

Ich warte noch auf meine Box (Killerformat 4* 10").

kingsuede

2017-03-14 22:13:51

Bislang schon Album des Jahres. Gab aber auch noch nicht soviel.

motown

2017-03-05 11:18:37

walk on by mit kenny wie zu erwarten genial. die restlichen features kann man aber getrost in die tonne kloppen.

Freetown Sound

2017-03-03 16:19:49

Blood Orange fehlt in den Referenzen

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