Minus The Bear - Voids
Suicide Squeeze / CargoVÖ: 03.03.2017
Warm ums Herz
Wenn Herzerwärmung ausschlaggebender Gradmesser für Relevanz wäre, und Güte in der Musik rein nach dem Vertrauensvorschuss attestiert würde, lautete die Formel schlicht und einfach: Minus The Bear. Und wenn man für ebenjene Math-Pop-Truppe einen Begriff neu erfinden müsste, dann lautete dieser ganz simpel: Liebhaber-Kapelle. Und ja, die US-Amerikaner gibt es auch im Jahr 2017 noch, zum Glück. Für ihr sechstes Album, das erste seit "Infinity overhead", ließ sich der Fünfer aus Seattle überraschenderweise deutlich mehr Zeit. Und hat mit Kiefer Matthias für Erin Tate auch einen neuen Mann an den Drums. Doch das Warten auf "Voids" – und das dürfte niemanden groß überraschen – hat sich umso mehr gelohnt.
Dass Minus The Bear trotz ihres härteren, verqueren Sounds aus den Anfangstagen ein sehr feines Händchen für Melodien und Harmonien haben, offenbarte spätestens ihre dritte Platte "Planet of ice" in leuchtenden Großbuchstaben. Ebenjene sind nun auch vonnöten, wenn man den Grad der Melodie- und Hymnenseligkeit dieses "Voids" beschreiben müsste. Schon die Single "Last kiss" verteilt trotz melancholischer Lyrics einen hymnischen Knutsch, und macht aus ihren Ambitionen auf ein paar Runden Radio-Airplay keinen Hehl. Zunächst schnaubt "Give & take" im Anschluss in etwas tieferen Tönen, schaukelt sich im Refrain dann aber in eine ähnliche Liga wie der Opener. Fans der ersten Stunde schnaufen zu "Invisible" womöglich kurz durch, dem bis dato wohl straightesten Song der Band aus Seattle, doch gewöhnt man sich schnell an die klare, fokussierte Ausrichtung, dank derer Minus The Bear auch ein paar neue Ohren erreichen könnten.
Das großartige "Call the cops" etwa berührt sofort und zeigt im Refrain, dass auch wenig experimentierfreudiger Pop-Rock mit leichtem Emo-Einschlag für leuchtende Augen sorgen kann. Ja, "Voids" mag in gewisser Weise ein Schritt hin zu den nächsten Ufern sein. Do erinnern Ruhe und Opulenz von "Erase" und vor allem "What about the boat?" nicht zufällig auch an die erhabenen Momente Elbows. Doch Freunde feinsinniger Strukturen entdecken natürlich trotzdem etliche der bisher so liebgewonnenen Trademarks – nicht nur die wohlige Stimme von Sänger Jake Snider, auch Dave Knudsons quietschende, zackige Gitarren-Licks im großartigen, auf heißen Sohlen hüpfenden "Tame beasts". Und natürlich auch die flehenden "Bring on the night!"-Ausbrüche samt Gitarrenaufschichtungen im elegischen, zunächst funkig anmutenden "Silver".
Spätestens, wenn "Robotic heart" mit seinen Tempo- und Rhythmik-Experimenten und einem furiosen Finale aufhorchen lässt, und "Lighthouse" abschließend in einem elektronischen Inferno endet, fällt es von Durchgang zu Durchgang schwerer, aus diesem konstant sehr guten Album echte Highlights herauszustellen. "Voids" ist trotz neuer Ansätze erneut wie aus einem Guss. Und in diesem Genre so erhaben, wie man es von Schöngeistern wie Minus The Bear natürlich fast schon erwarten durfte. Die Frage mit der Relevanz indes ist ohnehin vom Tisch. Was bleibt? Ein weiteres dickes Herz für Minus The Bear.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Last kiss
- Call the cops
- Silver
- Tame beasts
Tracklist
- Last kiss
- Give & take
- Call the cops
- Invisible
- What about the boat?
- Silver
- Tame beasts
- Erase
- Robotic heart
- Lighthouse
Im Forum kommentieren
neutral
2017-03-12 08:03:39
Sehe ich auch so die Singels sind noch unterhaltsamsten, dann die von Hoschi genannten Songs sind auch noch ganz gut. Denn Rest macht wirklich wenig Spass, bei Infinity ist es allerdings ähnlich. Omni gefällt mir hingegen richtig. Aber ist nicht untypisch..bei Death Cab wurden die Alben ja auch immer belangloser.
noise
2017-03-12 02:17:58
Muss leider auch sagen, dass mir die Voids gar nicht gefällt. Fand noch die Vorab Songs am besten. Belanglos trifft es ganz gut.
Wenn man sich die Diskografie so anschaut ist ein Qualitätsabfall unabsehbar.
Hoschi
2017-03-03 21:50:57
Puh, ich trau mich gar nicht was zu Voids zu schreiben.
Für mich ist nach 3 Hördurchgängen Voids das schlechteste Album in der Diskografie.
Lediglich Lighthouse und Tame Beasts bewegen mich mit dem Kopf zu wippen.
Der Rest schwankt zwischen "belanglos" und "ganz nett".
Klar, es waren bis dato erst 3 Durchgänge aber die die Komplexität des Album sich eher zurück hält nehme ich mal an, dass es nicht sonderlich besser wird.
Als ich die Platte gehört habe ist mir sofort der "Mutemath Effekt" in den Sinn gekommen.
Andere Band dessen Debüt in meinen Augen min. ne 9/10 bekommt und die Nachfolgewerke allesamt ihren Reiz haben aber sich dermaßen von den Davorgehenden unterscheiden dass es schwer ist der Band treu zu bleiben.
Nicht falsch verstehen. Voids ist kein schlechtes Album aber gemessen an den Vorgängern doch eher durchwachsen.
Natürlich gibt's auch noch die obligatorische Disko-Bewertung :)
Highly Refined Pirates - 6/10
Menos el Oso - 9/10
Planet of Ice - 9/10
Omni - 7/10
Infinity Overhead - 6/10
Voids - 5,5/10
neutral
2017-03-01 13:10:46
Das sind ja mal geile Nachrichten..gut dass ich das Ticket schon habe.
alex
2017-03-01 13:03:20
Vielleicht noch als Ergänzung dazu: am 16.06.2017 als Support für American Football im SO36 in Berlin dabei.
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