Blaudzun - Jupiter (Part II)
Glitterhouse / IndigoVÖ: 03.03.2017
Watching the planets align
So richtig erotisierend ist dieser Zungenkuss auf dem Cover von Blaudzuns "Jupiter" ja nicht. Sieht gar nicht so sehr nach inniger Liebe aus, sondern mehr als ob die Person links ihrem Gegenüber förmlich die Mundhöhle aussaugt. Wie gut, dass nun das gleiche Bild auf der versprochenen Fortsetzung "Jupiter (Part II)" entkoloriert und eingeschwärzt gleich viel abstrakter und angenehmer wirkt. Musikalisch steht natürlich ebenfalls höchstens ein kleiner Farbwechsel bei Johannes Sigmond an. Immer noch sucht das Kammerorchester nach dem nächsten Crescendo, die Indie-Disco darf sich über neues Futter freuen und eine gewisse kanadische Formation ist und bleibt die ewige Blaupause. Aber jetzt, da Arcade Fire sich mit James Murphy in neue Gefilde begeben haben, dürfte es einige geben, die sich von deren neuen Sound nicht abgeholt fühlen. Und Blaudzun liefert mit Teil zwei der "Jupiter"-Trilogie vor allem für diese Leute noch bessere Argumente, sich stattdessen mit seinen Songs zu begnügen.
Denn nicht nur die Äußerlichkeit ist ein schönerer Anblick, auch innen hat Sigmond noch einmal die Heimwerkzeuge angesetzt und schlichtweg bessere Stücke für den Nachfolger gezimmert. Das beginnt schon bei der Vorabsingle "Mud", deren konstantes, grobkörniges Summen für eine ordentliche Grundspannung sorgt. Im Refrain wechselt der Niederländer in die Kopfstimme, während sich um ihn langsam der Krach Bahn bricht. Am Ende gibt es kein Halten mehr und der Song pest mit ausrastenden Bläsern über die Ziellinie. Zu den besten Songs des bisherigen Jahres zählt auch das hochdramatische "Tear gun", das sich erst einmal eine gute Minute Zeit nimmt, um den stoischen Rhythmus wie eine Kopfmassage einwirken zu lassen. "This bullet's for you", lässt Sigmond wissen, um sich anschließend in den Pathos zu werfen. "Tear gun, fire off / Put down all the villains in the north." Ein verdammt einprägsamer Refrain ist das.
Generell weisen die Songs auf "Jupiter (Part II)" wieder mehr interne Dynamik auf als die des Vorgängers. "When we wrote this" oder "Outside the lights of the city" verwenden das Refrain-Explosions-Template zu ihrem Vorteil, letzterer dazu noch mit einem gut tanzbaren Rhythmus, der sich gegen Ende in einen galoppierenden Part auflöst. Und nachdem sich "Modern talk" in träumerisch-lethargische Schwaden gezupft hat, haut das Instrumental "Manic talk" nach allen Regeln der Kunst aus den Socken. Durchdrehendes Schlagzeug, quakende Bläser, dröhnender Bass – gerade mal zwei Minuten braucht dieser Wirbelwind, um zu überwältigen. Der olle "Jupiter" hat sich mit dieser Episode auf jeden Fall in eine günstige Position gebracht. Und macht neugierig, was das große Finale dieser kleinen Saga bringen wird.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mud
- Tear gun
- Manic talk
Tracklist
- When we wrote this
- Mud
- Press on (Monday's child)
- Tear gun
- Outside the lights of the city
- To be lost in 87
- Modern talk
- Manic talk
- Mud (Airplane mode)
Im Forum kommentieren
Felix H
2017-03-04 14:31:12
Danke sehr. :-)
musie
2017-03-03 23:12:33
Jetzt wo ich das Album kenne: richtig gute Rezi! Volltreffer!
musie
2017-03-03 23:01:22
Genau so ist es. Eine Freude gegenüber dem lauen Teil 1. richtig gut!
Luxor
2017-03-03 12:19:59
Ein hervorragendes zweites Album der Reihe. Tear Gun und Manic Talk sind richtig starke Songs für mich. Nach einem eher enttäuschendem ersten Part mit nur 2-3 wirklich guten Songs ist hier ein sehr stimmiges Album mit wirklich großartigen Songs gelungen. Ein reinhören lohnt sich auch für Leute die vom ersten Teil nicht so überzeugt waren.
Armin
2017-02-22 21:16:06- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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