Blackfield - Blackfield V

Kscope / Edel
VÖ: 10.02.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Flasche voll

Ungerecht ist es schon ein wenig. Aber auch irgendwo frappierend. Da liefern Blackfield, bekanntermaßen das gemeinsame Projekt von Steven Wilson und Aviv Geffen, mit ihren ersten zwei Alben 2004 und 2007 absolute Meisterleistungen ab. Und ob nun geplant oder nicht, Wilson zieht sich daraufhin weitgehend aus dem Projekt zurück und überlässt dem israelischen Megaseller und Friedensaktivisten das Feld. Mit der nach zwei ziemlich mäßigen Platten in der Folgezeit vermutlich einigermaßen ernüchternden Erkenntnis, dass der Brite offenbar doch eine eigene Liga bildet, sein Charisma unmittelbar fehlt. Insofern dürften zwei Nachrichten aus dem Hause Wilson nicht nur für Geffen besonders erfreulich sein. Erstens: Der kleine, große Musiker zeigt ohnehin bereits mit seinen eigenen letzten Platten die Tendenz zu mehr Melodien, mehr Tiefgang statt artrockiger Experimente. Zweitens: Erstmals seit "Blackfield II" greift er wieder vermehrt ins Songwriting ein.

Natürlich ist dies keine Garantie für eine herausragende Platte. Doch nach dem orchestralen Intro "A drop in the ocean" zeigen Blackfield, dass sie tatsächlich nur dann ihre ganze Wucht entfalten können, wenn beide Partner gleichberechtigt, als gegenseitiges Korrektiv agieren können. Denn "Family man" klingt, und das ist in höchstem Maße positiv zu verstehen, als sei es einer Aufnahmesitzung der großen Porcupine-Tree-Alben "Lightbulb sun" oder "Stupid dream" entstanden. Weiche Keyboard-Teppiche bilden die Grundlage, ein dezentes Riff im Hintergrund fügt eine gewisse Schärfe hinzu, und floydischer Bombast runden den Song zu einer ersten Glanztat ab. Faszinierend, wie sich diese beiden Künstler – endlich wieder, möchte man hinzufügen! – die musikalischen Bälle zuspielen.

Das folgende "How was your ride?" setzt dem sogar noch einen ganzen Zacken drauf. Sagen wir's ganz klar: Wenn es auch nur einen einzigen Grund für diese Platte gibt, dann ist es dieser Song. Unfassbar schöne Gesangsharmonien über einem Klavierlauf, der bei aller Zerbrechlichkeit dieses einzigartigen Stück zusammenhält, kulminierend in emotionaler Wucht ohne Pathos. Dass hier sowie bei zwei weiteren Songs ein gewisser Alan Parsons die Regler bedient hat, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Auch das zutiefst melancholisch perlende "Sorrys" zeigt die israelisch-englische Zweckgemeinschaft von ihrer zerbrechlichen Seite, während kurz danach "Lately" vor guter Laune nur so sprüht.

Und diese gute Laune wächst und wächst. Immer wieder tauchen diese "Geht doch!" und "Warum nicht immer so?"-Momente auf, überaus angenehme Reminiszenzen an die strahlenden ersten beiden Platten. Und wie diese ist alles aus einem Guss. Auf den Punkt dosiertes Pathos ohne Kitsch, auf den Punkt angemessene Melancholie ohne Weinerlichkeit. Selbst ein Song wie das vordergründig sperrige "The jackal" wirkt dadurch eben nicht wie ein Fremdkörper, sondern wie ein bewusst gesetzter Reizpunkt. Mit einem galaktischen Gitarrensolo von Steven Wilson, aber das nur am Rande. Wirkten "Blackfield IV" und vor allem "Welcome to my DNA" über manche Strecken uninspiriert bis langweilig, haben Wilson und Aviv Geffen mit "Blackfield V" endlich wieder den Weg zurück gefunden – und das nicht nur optisch mit derselben Flasche, die bereits das Artwork des Debüts zierte. Was für ein großartiges Comeback.

(Markus Bellmann)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Family man
  • How was your ride?
  • From 44 to 48

Tracklist

  1. A drop in the ocean
  2. Family man
  3. How was your ride?
  4. We'll never be apart
  5. Sorrys
  6. Life is an ocean
  7. Lately
  8. October
  9. The jackal
  10. Salt water
  11. Undercover heart
  12. Lonely soul
  13. From 44 to 48
Gesamtspielzeit: 44:01 min

Im Forum kommentieren

Gomes21

2017-10-15 09:27:07

Wäre auch max bei ner 7. Vielleicht aber auch weniger

whitenoise

2017-10-15 00:21:44

Sehe das Album bei einer guten 7. Atmosphärische und sehr melodische Softrockmusik mit leichten Prog- Einflüssen.

Irritierter

2017-10-14 09:42:03

8/10 = Meisterwerk

Dafür? lol

Obrac

2017-10-14 08:52:17

Meine Lieblingsstücke auf dem Album sind "Sorrys" und "Undercover heart", zwei Geffen-Songs.

Gomes21

2017-10-14 00:36:25

Sind das nicht auch wilson's Songs?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum