Soundtrack - La la land
Interscope / UniversalVÖ: 13.01.2017
Rat-tat-tat im Kopf
Dieser Film schillert und funkelt und glitzert einem entgegen. Wenn die Sonne scharf auf die Autoverdecke des proppenvollen Highways brutzelt, diesen verschwitzten, entnervten L.A.-Menschen nichts anderes übrig bleibt, als zu singen und zu springen, dagegen zu protestieren, während ihre quietschbunten Kleider heller strahlen als die Sonne; wenn später Ryan Gosling und Emma Stone im Walzertakt durchs Planetarium gleiten, sie abheben, an den schwummrigen Sternen vorbeifliegen, und er auch mal daneben tritt; wenn die Choreographien und das ganze Singsang nicht immer hundertprozentig richtig liegen, ja, teilweise auch schief klingen und ein wenig unbeholfen ausschauen, das auch bewusst offenlegen – dann ist "La la land" bezaubernd. Filmpreise werden diesem Filmmusical hinterhergeworfen. Man kann sich auch so schnell darauf einigen.
Denn "La la land" tut nicht weh, verstört nicht, ist unpolitisch, hat wenige subtile Momente, am ehesten noch, sobald auf alte Hollywoodstreifen der Ära Fred Astaire & Ginger Roberts angespielt wird. Die Botschaft eines solchen Streifens? Sing' und tanz' um Dein Leben. Halte Deinen Traum so lange fest, bis doch noch was daraus wird. Ein Broadway-Disney für Erwachsene, frei von Ironie, null scharfzüngig. Ohne die Songs von Justin Hurwitz würde dieser Film nicht funktionieren. Das gilt jedoch auch umgekehrt. Er und Regisseur Damien Chazelle kennen sich seit gemeinsamen Studienjahren in Harvard. Damals traten sie in Clubs auf, Chazelle wirbelte an den Jazzdrums, gleich dem selbstzerstörerischen Typus in seinem vorigen Film "Whiplash". Hurwitz saß am Klavier, wie nun die Hauptfigur in "La la land". Die Songs entstanden, als das Drehbuch noch grobe Skizze war.
Von den ersten Tönen an manövriert sich dieser Soundtrack bewusst in ein Aus, das andere Soundtracks heute versuchen zu vermeiden: Es geht kitschig bis in die Spitzen zu. Die Melodien schlagen schwindelige Pirouetten, darunter so viele unnötige. Es wird lieber noch einmal der Refrain gesungen, noch ein hoher Ton gespielt, alles im Sinne der tanzbaren Gesten, was die Hände nach oben schwingen lässt. Ein mit Zucker glasierter Soundtrack, unumwunden optimistisch. Selbst die Ballade "City of stars", einmal mit einem unwiderstehlichen, gepfiffenen Part von Gosling, den man auf offener Straße nachpfeifen möchte, – obwohl öffentliches Pfeifen zu den zivilisatorischen Unverzeihlichkeiten zählt –, klingt gutgelaunt. Später trillert er es als Duett mit Stone, die sich nicht mehr einkriegt vor Amüsement. Hurwitz hat mit "Herman's habit" ein Jazz-Stück komponiert, stark angelehnt an das, was jedem in den Sinn kommt, der an Jazz denkt. Ähnlich plakativ ist "Start a fire", im Film und auf dem Soundtrack von John Legend vorgetragen, das dessen Band unsympathisch machen soll, was diesem ekligen, klebrigen Elektro-Upbeat gelingt.
Der Film braucht die Songs, die ihn so elementar strukturieren. Diese sind reizarm ohne den Film. Beispielhaft in "Someone in the crowd": Ohne das dazugehörige Kleiderschaukeln erlahmt, was sich Stone und ihre Damenschar hier um die Köpfe werfen. "La la land" übertreibt durch und durch, die Musikparts des Films übertreiben noch mehr. Hurwitz hat Hommagen verfasst, so deutliche, dass sie eben nur funktionieren, wenn sie im Drumherum gesehen werden. Verpufft dieses, ist es, als würde plötzlich die Mauer fehlen, auf die man sich eben noch gestützt hat. Was auch zu dem führen würde, was in "City of stars" besungen wird: "'Cause all that I need is this crazy feeling / A rat-tat-tat on my heart."
Highlights & Tracklist
Highlights
- Another day of sun (Cast)
- City of stars (Ryan Gosling)
- City of stars (Emma Stone & Ryan Gosling)
Tracklist
- Another day of sun (Cast)
- Someone in the crowd (Emma Stone, Callie Harnandez, Sonoya Mizuno & Jessica Rothe)
- Mia & Sebastian's theme
- A lovely night (Emma Stone & Ryan Gosling)
- Herman's habit
- City of stars (Ryan Gosling)
- Planetarium
- Summer montage / Madeline
- City of stars (Emma Stone & Ryan Gosling)
- Start a fire (John Legend)
- Engagement party
- Audition (The fools who dream) (Emma Stone)
- Epilogue
- The end
- City of stars (Humming)
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MopedTobias (Marvin)
2017-02-08 21:03:54
Hm. Ich stimme der Rezension darin zu, dass die Stücke den Film brauchen, um komplett zu funktionieren, man hätte hier dann aber so konsequent sein müssen, dem Album überhaupt keine Wertung zu geben. Die 6/10 wird der Größe der Songs im Musicalkontext nämlich nicht gerecht und dass ein Filmsoundtrack ohne den zugehörigen Film an Wirkung verliert ist wahrlich kein valider Kritikpunkt.
Armin
2017-02-08 20:35:37
Frisch rezensiert.
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