Jens Lekman - Life will see you now
Secretly Canadian / CargoVÖ: 17.02.2017
Augen auf
Ein schwarzer Rahmen. Ein ausgeschnittener Kreis in der Mitte. Fußspuren im Sand. Ein Mann im dunklen Mantel, der über die Schulter hinweg nach hinten schaut. Das Cover zu Jens Lekmans drittem Album "I know what love isn't" von 2012 platzte beinahe vor Wehmut und Tristesse, beschäftigte sich trotz der visuellen Erscheinung aber nicht nur mit den traurigen Seiten des Lebens: Der Schwede sang gleichermaßen über das Auf und Ab in der Liebe. Und auch auf seinem vierten Studiowerk "Life will see you now" wagt der 37-Jährige den philosophischen Austausch zwischen Gott und der Welt und versucht, sich seinen Ängsten mit mindestens einem kleinen Augenzwinkern zu stellen.
"Evening prayer" verdeutlicht diesen Willen und bewegt sich – nicht nur textlich – dennoch auf der Schwelle zum Wahnsinn: Ein Mann lässt sich mittels eines 3D-Druckers ein Modell des Tumors anfertigen, der ihm kurz zuvor am Rücken entfernt wurde, um die Nachbildung des fiesen Geschwulsts in seiner Brusttasche durch die Gegend zu tragen. Darunter legt Lekman eine unbeschwerte Melodie im flotten Rhythmus, Handclaps und lustiger Background-Gesang inklusive. Nicht irre genug? In "Wedding in Finistère" holt er die tropischen Klänge Rio de Janeiros in seine schwedische Heimat, und "What's that perfume that you wear?" trumpft gar mit House-Anleihen auf, während sich Lekman an einer Don-Jens-Version des verführerischen Don Juan probiert. Derweil spielt sich der selig-romantische Abschlusstrack "Dandelion seed" sicher nicht nur in das Herz der besungenen Lisa, sondern vor allem in das des Hörers.
So ambitioniert das alles scheinen mag und so sehr "Life will see you now" auch versucht, die Experimente auf die Spitze zu treiben, um das Thema des Albums in so vielen Farben wie möglich anzustrahlen: Es klappt nicht immer gleichmäßig gut. Der Opener "To know your mission" etwa startet in typischer Lekman-Manier, baut sich langsam unter allerlei Neunzigerjahre-Referenzen zu einer mindestens beschwinglichen Indie-Pop-Nummer auf und verpasst dann doch deutlich die Ausfahrt. Mit knapp fünf Minuten gerät ausgerechnet der Einstieg ins Album deutlich zu lang und beschwört dabei früh herauf, was sich in den folgenden neun Stücken noch wiederholen wird. Lekman läuft mit offenen Armen ins Leben, stolpert dabei aber ein ums andere Mal über seine eigenen Füße.
Klar rappelt der sich auch wieder auf. Überhaupt: Richtig auf die Schnauze fällt der Göteborger natürlich nicht, auch wenn es an so mancher Stelle brenzlig wird: "Postcard #17" beginnt klebrig-kitschig und verläuft sich dann in repetitiver Monotonie, die auch durch den zu späten – und zu kurzen – Bläser-Einsatz kaum mehr als eine nette Erinnerung bleibt. "How can I tell him" gelingt der Spannungsaufbau wesentlich besser und untermalt die Geschichte zweier Männer, die Probleme mit dem Aussprechen der berühmten und ebenso wichtigen drei Worte haben, auf mindestens angemessene Weise: Romantik und Verspieltheit gehen hier Hand in Hand, aufgeregte Befangenheit wird abgelöst durch verliebte Sicherheit. Immerhin – zusammen darf man ruhig auch mal blind durch die Gegend spazieren. Wir halten Dich schon fest, Jens. Und an Dir sowieso.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Evening prayer
- How can I tell him
- Dandelion seed
Tracklist
- To know your mission
- Evening prayer
- Hotwire the ferris wheel
- What's that perfume that you wear?
- Our first fight
- Wedding in Finistère
- How we met, the long version
- How can I tell him
- Postcard #17
- Dandelion seed
Im Forum kommentieren
Nun
2019-05-16 20:56:27
Die Frau finde ich nicht so gut... Und die Songs sind alle sehr langsam... :(
AndreasM
2019-05-16 12:15:48
Ja!
Zusammen mit der mindestens gleichsam tollen Annika Norlin:
https://c-o-r-r-e-s-p-o-n-d-e-n-c-e.com/
Reingehört habe ich leider aber auch noch nicht.
Frage
2019-05-16 12:06:44
Neues Album correspondence???
###
2017-04-29 01:15:33
Live = sehr gut!!!!
Leeeel
2017-04-01 23:24:20
Typisch Pt mal wieder, dass sie so ein geniales Album mal wieder nicht zu würdigen wissen. Depner, das war nix!
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