Sinkane - Life & livin' it

City Slang / Rough Trade
VÖ: 10.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Die erträgliche Leichtigkeit des Seins

Stell Dir vor, Kraftwerk würden Weltmusik machen und Modest Mouse probierten es mal mit afrikanischen Rhythmen. So oder so ähnlich könnte man Freunden und Bekannten beschreiben, wie das neue Album von Sinkane klingt. Irgendwo zwischen elektronischem Gefrickel, Retro-Soul und tanzbarem Indiepop bewegt sich nämlich "Life & livin' it", das nunmehr sechste Studioalbum des hierzulande noch eher unbekannten amerikanischen Künstlers. Dabei dürfte Ahmed Gallab mit seinem eklektisch-experimentellen Sound Alt-J-Jünger ebenso begeistern wie die Reggaefraktion. Und die haben bekanntlich eher wenig Schnittmenge.

Der Schwenk in Richtung Weltmusik kommt dabei nicht von ungefähr, der gebürtige Londoner besinnt sich immer wieder auf seine sudanesischen Wurzeln. Die sind vor allem in den synkopischen Rhythmen des Albums zu hören, die auch schon auf den Vorgängeralben den Stil mitbestimmten. Zu hören ist dieser Einfluss beispielsweise auf der ersten Singleauskopplung "U'huh", die sehr an den Sound der malischen Bluestruppe Songhoy Blues erinnert, und mit dominanter Percussion und Bläsern auch Ska- und Reggaefans in die Beine gehen dürfte. Das atmosphärische "Fire" verbindet afrikanische Einflüsse mit Motown-Gitarren, genau wie das groovige "Passenger", traditionelle Güiros treffen auf jazzige Saxophone und werden zu einer gelungenen amerikanisch-afrikanischen Symbiose. Dazwischen spielt Gallab auch mit leichtfüßigem Indiepop, wie im sehr Modest-Mouse-mäßigen "Favorite song" oder in "Telephone", das ähnlich flirrend-elektronisch anfängt wie der Opener "Deadweight", um sich dann in einem Disco-Beat aufzulösen, der auch Donna Summer gefallen hätte.

Gallabs soulige Stimme gibt den ätherischen Songs im zarten Falsett genau den richtigen entrückten Touch. Dabei sind die Texte keineswegs immer so leichtfüßig, wie es die Melodien erwarten lassen. "Sometimes I feel I'm not my body / I'm just the thoughts that cloud my head / Telling me what I need / Telling me what I want to tell" beschreibt "Deadweight" das ungute Gefühl der Dissoziation vom eigenen Körper. Noch melancholischer wird es auf "Won't follow", das mit einer gescheiterten Beziehung abrechnet. So entsteht durch die Schere zwischen getragenen Texten und zuversichtlichen Melodien eine schöne Parabel auf die bittersüßen Seiten des Lebens. Und genau damit schafft es "Life & livin' it" trotz seiner Eingängigkeit und Unbeschwertheit nicht ins Belanglose abzudriften, ohne dazu den Weg über sperrige Klangexperimente zu gehen. Manchmal darf es eben auch leicht sein.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Deadweight
  • U'huh
  • Fire

Tracklist

  1. Deadweight
  2. U'huh
  3. Favorite song
  4. Fire
  5. Telephone
  6. Passenger
  7. Theme from life & livin' it
  8. Won't follow
  9. The way
Gesamtspielzeit: 38:09 min

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Sandro

2017-02-02 09:05:27

Sehr gespannt!
Live übrigens etwas vom Besten dass man sich geben kann!

Armin

2017-02-01 22:10:12

Frisch rezensiert.



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