
Charles X - Peace
Bordeaux Rock / Groove AttackVÖ: 27.01.2017
The way I see it
Dales Anthony Doss reiht sich mit seinen Wünschen und Ambitionen ein bei vielen Schönheitsköniginnen und unzähligen Endrundenteilnehmerinnen von Misswahlen. Werner Schulze-Erdel hätte 100 Leute fragen können, was diesbezüglich bei jenen Contests klischeemäßig am häufigsten genannt wird, die Top-Antwort lautete zweifelsohne Weltfrieden. Und auch Charles X, Doss' Alias, tauft seine dritte LP "Peace". Wie schon bei John Lennon und Bob Marley wird seine musikalische Aufforderung des harmonischen Miteinanders verpuffen und weder Radikale noch Staatsmänner umstimmen, das macht den Wunschgedanken aber nicht weniger begehrenswert. Im Gegenteil.
So einfach das Ansinnen, so schnörkellos formuliert es Charles X. Egal wer Du bist, egal wo Du herkommst, wir brauchen nur Frieden. Das ist repetitive Kernaussage des Titelstücks, in dem er jene Botschaft von einem Ohr zum nächsten trägt. "Tell them we're fine, we'll survive and we found that all we needed was peace." Das Stille-Post-Prinzip erreicht am Ende des Tracks sogar die Straßengangs von Baltimore. Nachdem Freddie Gray in Polizeigewahrsam starb, formierte sich aus der Wut ein zusehends friedlicher Protest und einte gar Bloods und Crips. Der in "Peace" eingesetzte Mitschnitt von Bloods-Mitglied Nico Caldwell stammt aus einem NBC-Interview: "We decided to go back to our roots, cause we're tired of the harm that these police are giving us on a daily basis / We don't want that anymore so we decided to unite." Das letzte Wort hallt nach.
Die größte Anhängerschaft hat Charles X in Frankreich – das Label Bordeaux Rock veröffentlicht schließlich seine Alben – gebürtig aber kommt er aus Los Angeles. Seine Friedensmission startet er also aus den Vereinigten Staaten heraus, mit dem perkussiven Souljazz der "Ghetto daze" und dem dunkel trommelnden Duett des Aufruhrs an der Seite von Georgia Anne Muldrow. "Make war while we scream for peace – so we started a riot." Gerade noch wähnt man sich bei Straßenkämpfen, da serviert Charles X dem Club-Brummer "In love" ein sonniges Pianothema als auflockerndes Momentum.
Das wahnsinnig gute "Gunz" stimmt auch durch Doss' zurückhaltende Intonation nachdenklich. Als ginge man zum Grab der Opfer von Waffengewalt, um die Seelen gen Himmel auffahren zu sehen. Die weiche Soulstimme kann auch anders, bellt durch "Soul power" mit hochgereckter Faust und zieht eine Marke für die wachsende Schlange hinter Kendrick Lamars Attitüde auf "To pimp a butterfly". Charles X arrangiert "Peace" wie zwölf Kurzgeschichten, zumindest deutet der wilde Sprung hin zwischen Neo-R'n'B, Rap, Pop und Jazz zu Retro-Soul mit Rhythm'n'Blues. Den schwül-flötenden Schein kalifornischer Träume stellt er auf den Boden sinistrer Cellotöne, für "Fuck you and Zen" baut Robin Williams' und James Earl Jones' Stotter-Dialog aus "The angriest man in Brooklyn" ein, um in "In this life" zu 90s-Piano-HipHop "I heard my dying brothers last goodbye" zu singen. Trotz thematischer Streiflichter bleibt er dem Kernauftrag Frieden verpflichtet. "What If I could tell you a story of a man who ruled the world and how the world should overcome." Ja, what if.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ghetto daze
- Wind (feat. Georgia Anne Muldrow)
- Gunz
- Soul power
Tracklist
- Ghetto daze
- Peace
- Wind (feat. Georgia Anne Muldrow)
- In love
- Gunz
- Soul power
- California dreamin
- Fuck you and Zen
- Black Betty Jane
- The man who ruled the world
- Kast
- In this life
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Armin
2017-01-25 22:03:44
Frisch rezensiert.
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- Charles X - Peace (1 Beiträge / Letzter am 25.01.2017 - 22:03 Uhr)