Amaral - Nocturnal
Superball / SonyVÖ: 27.01.2017
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"Bailando, bailando, amigos adiós" und jede Menge "corazón" – spanischsprachige Mucke in eine Schublade zu stecken ist einfach. Vielleicht ist es damit zu begründen, dass Amaral in 17 Jahren Plattentests.de nicht einmal bei den Referenzen eines anderen Acts auftauchten. Kurze Band-Bio: 1997 gegründetes Indie-Duo aus Saragossa, "Pájaros en la cabeza" 2005 auf Platz 1 der spanischen Album-Jahrescharts, insgesamt fünf Longplayer, die sich weltweit mehr als vier Millionen mal verkauften. Das bisher letzte,"Nocturnal", erschien in Spanien bereits 2015. Nun hat es die Platte auch nach Deutschland geschafft.
Da ist natürlich immer noch die Sprachbarriere, die vielen einen Strich durch die Rechnung macht, wenn sie Amaral hören. Doch ihre Musik präsentiert sich universell: Gitarren-Pop mit einem Hang zum Riff und der ein oder anderen Synthie-Addition. Der Gesang von Frontfrau Eva Amaral weiß unabhängig vom Text zu ergreifen, transportiert Stimmungen von höchst bis tiefst auch ohne Übersetzungshilfe. Dennoch sind es auch die Lyrics, die ins Mark treffen. So beispielsweise in "Llévame muy lejos", in welchem Amaral darum bitten, sie in ein Paralelluniversum zu verfrachten, sei es doch hier kaum noch zu ertragen. Ordentlich rockig zeigt sich der Track, bis nach viereinhalb Minuten eine gesummte Bridge einsetzt und einzig Percussion, Akustische und Orgel verbleiben. "Unas veces se gana y otras se pierde" – manchmal gewinnt man, manchmal verliert man – schneit nach gesangsfreiem, melancholischem Dreampop-Zwischenstück ungleich ruhiger herein. "He aprendido a lamerme las heridas, renacer de mis cenizas y volver a comenzar", erklären Amaral den stetigen Neubeginn zwischen "Huh-Huh"-Chor, Gitarre und Piano.
Mit Breakbeat eilt "500 vidas" herbei: Die melodieführende Gitarre von Juan Aguirre untermalt dabei die Zeilen der Sängerin: Jeder Tag soll eine neue Ewigkeit sein, 500 Leben benötige sie dafür. Nach zwei Minuten zieht das Tempo an, die Gitarre wird elektrifiziert und Frau Amaral weiß nur noch sehnsüchtig zu keifen. Wie ein latinisiertes The-xx-Stück erscheint "Cazador" zu Beginn, danach weicht der Minimalismus einem bunten Gitarren-Treiben, das in einer verzerrten Bridge mündet. "El gran cazador, que solo mata por diversión" – der große Jäger, er tötet einzig zum Zeitvertreib. "Dónde esta el amor y su destrucción / Donde esta la euforia, donde esta la depresión", möchte "Laberintos" wissen: Wo ist die Liebe und ihre Zerstörung, wo ist die Euphorie, wo ist die Depression? Schlagzeug, E-Gitarre, Gesang mit schmerzvoller Ausmalung – fertig ist der Hit.
"Nocturnal", das bedeutet "nächtlich", beschreibt schon ganz gut, auf welchem Terrain sich die beiden Spanier bewegen. In düsterem Umfeld sind es die großen Fragen des Lebens, die sie umtreiben. Und die sind international, um die ganze Sprachthematik nun endlich mal beiseite zu legen. Wer Wilco feiert, wer The View auf "Ropewalk" mag, wer Rosenstolz immer ordentlich kacke fand, aber sich vorstellen kann, dass daraus mit anderer Besetzung und weniger Schmalz etwas hätte werden können, oder wer von "La camisa negra" heimlich einen Ohrwurm hatte, aber dabei die Realness vermisste, der wird Amaral mögen. Das dürften zusammengenommen ganz schön viele sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Llévame muy lejos
- Unas veces se gana y otras se pierde
- 500 vidas
- Cazador
Tracklist
- Llévame muy lejos
- Obertura (Unas veces se gana...)
- Unas veces se gana y otras se pierde
- Nocturnal
- La ciudad maldita
- Lo que nos mantiene unidos
- 500 vidas
- Cazador
- Nadie nos recordar
- La niebla
- Laberintos
- Chatarra
- En el tiempo equivocado
- Noche de cuchillos
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Armin
2017-01-25 22:03:25
Frisch rezensiert.
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- Amaral - Nocturnal (1 Beiträge / Letzter am 25.01.2017 - 22:03 Uhr)