
Delicate Steve - This is Steve
Anti / Epitaph / IndigoVÖ: 27.01.2017
Instrumentales Training
Ist das Trash? Ein Do-it-yourself-Dogma? Oder einfach schlechter Geschmack? Die Assoziationen, die das Cover von Delicate Steves dritter LP "This is Steve" aufwirft, sind nicht durchgehend schmeichelhafter Natur. Da sitzt der aus New Jersey stammende Steve Marion, optisch so circa Mickie Krause nach erfolgreicher Diät, vor billigem Unicolor-Hintergrund auf einem unsichtbaren Hocker und schaut durchdringend in die Kamera. Das ist Steve? Na klar. Delicate Steve – das ist sowohl sein eigener Künstlername als auch der seiner Band. Wie bei Marilyn Manson quasi. Nur die Musik, die hat so ziemlich gar nichts von Marilyn Manson. Reduzierter Surf-Noise-Rock ist das, wie gerade erst zusammengewürfelt und in Hinblick auf das Cover schon passend bei Lo-Fi und Trash einsortierbar. Der schlechte Geschmack bleibt musikalisch jedoch glücklicherweise außen vor – ebenso wie jegliche Vocals. Denn Marion lässt vor allem seine Gitarre für sich sprechen.
Die ertönt zum Glück weit entfernt von Talkbox-Verbrechen wie bei Peter Frampton oder Bon Jovi. Und auch verwirrendes Gegniedel lässt der vielbeschäftigte Wuschelkopf sein. Vielmehr ersetzt die Klampfe schlichtweg die Gesangsmelodien und sorgt auf "This is Steve" schon nach kurzer Eingewöhnungszeit für Ohrwurmbefall. Etwa die erste Single "Winners" mit ihrer schön verschunkelten Stimmung, der träumerischen Leadgitarre und natürlich dem allgegenwärtig kratzigen Sound, der für die nötige unterschwellige Kante sorgt. Das folgende "Cartoon rock" ist seinem Namen entsprechend tatsächlich charmant überzeichnet und drückt mit ordentlich Pfeffer aus den Boxen. Ab "Tomorrow" gibt sich im Verlauf sogar öfters mal ein Klavier die Ehre – laut Marion der Wiederentdeckung des Beatles-Katalogs geschuldet. Im erwähnten Track gehen die Töne der tiefen Tasten richtig unter die Haut, in "Help" hämmern anschließend ihre hohen Gegenstücke wie wild gegen das Trommelfell.
Dass Steve Marion die knapp fünfjährige Zeitspanne seit dem letzten Album "Positive force" vor allem mit Bühnenbeihilfe für namhafte befreundete Musiker gefüllt hat – Dirty Projectors, Sigur Rós und Tame Impala sind nur ein paar Referenzen –, hat sich auf "This is Steve" hörbar ausgewirkt. Hielten sich die ersten beiden Platten noch stark an ein einheitliches Klangbild und ähnliche Songstrukturen, haben Delicate Steve nun eine deutlich größere Bandbreite zu bieten, welche die knackige knappe halbe Stunde erfreulich unterhaltsam macht. Das zu Beginn leicht triphoppende "Swimming" oder der abschließende Titeltrack mit Vintage-Piano sind in jedem Fall Zeugen eines gereiften Songwriting-Prozesses, der hinter der lässigen Fassade steckt und für Vielfalt sorgt. Da werden letztendlich weder Texte noch Vocals ansatzweise vermisst. Nur ein hübscheres Cover, das könnte nächstes Mal bitte wieder drin sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Winners
- Cartoon rock
- Tomorrow
- Together
Tracklist
- Animals
- Winners
- Cartoon rock
- Nightlife
- Tomorrow
- Help
- Swimming
- Driving
- Together
- This is Steve
Im Forum kommentieren
MickHead
2024-12-09 22:35:37
"Delicate Steve Songs" bei Bandcamp:
https://delicatesteve.bandcamp.com/album/delicate-steve-sings
Shadow Talk
2024-12-09 21:38:30
Wie geil ist denn eigentlich die aktuelle Platte ‚Delicate Steven Sings‘. Da hat er mich echt gefoppt, dachte tatsächlich der gute Steve lässt hier tatsächlich mal die Stimmbänder vibrieren. Aber denkste, hier singt natürlich nur die Gitarre. Aber so, dass sie das Soft-Rock-Herz höher schlagen lässt!
https://m.youtube.com/watch?v=EQFrEof_wVw
Armin
2017-01-18 22:01:01
Frisch rezensiert.
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