The Dears - Times infinity volume one

Dangerbird / The Orchard
VÖ: 03.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
10/10

Kompakt

Ein bisschen witzig ist es ja schon. Weit vor dem derzeitigen Vinyl-Hype wird im Laufe der 80er-Jahre die LP peu à peu als beliebtestes Wiedergabemedium für Musik abgelöst. Schuld daran war die CD, die vor allem ein nerviges First-World-Problem löste: den Weg vom Sofa zur Stereoanlage, der für die Wiedergabe der zweiten Albumhälfte unabdingbar ist. 80 Minuten Wiedergabezeit bietet die Compact Disc und sticht damit den Longplayer im Quartett der Musikmedien deutlich aus – obwohl sie ja eigentlich die Kompaktheit im Namen trägt. Wie dem auch sei: Nach anfänglicher Begeisterung nutzen nur noch die wenigsten Bands die zeitlichen Vorzüge der kleinen Silberscheibe. Zehn Songs, 40 Minuten, aus, basta! Die kanadischen Indierocker von The Dears waren da seit jeher fast ein Vorzeigebeispiel für das Gegenstück. Ihren opulenten Songs gab die Band um Murray Lightburn den nötigen Platz, sodass das ein oder andere Album auch mal auf die 60 Minuten zuging.

In den vergangenen Jahren ist es ein bisschen stiller um The Dears geworden. Zuletzt waren sie im Gespräch, als sie ihren spanischen Kolleginnen von Hinds vor Gericht mal eben eine geschlechtliche Namensumwandlungs-OP von Deers zu Hinds aufdrückten. Da es sich im versifften Proberaum aber eben doch besser als im sterilen Gericht leben lässt, grüßt das Quintett aus Montreal – in Europa mit gut einjähriger Verspätung – mal wieder mit Musik. "Times infinity volume one" soll weniger ausschweifend, zugänglicher, leichter und eben kompakter geworden sein. Der Blick auf die knapp 40-minütige Gesamtspielzeit gibt zunächst grünes Licht für die Mission. Der etwas sperrige Opener "We lost everything" kommt aber gewohnt fordernd daher, will nicht so richtig den Weg in die Gehörgänge finden – und gibt letztendlich damit den falschen Eindruck. Die Kanadier nehmen sich dieses Mal ein wenig zurück und bestechen vielmehr mit großen Melodien und luftigen Songs.

Sei es "You can't get born again", das Frontmann Lightburn gemeinsam mit seiner Bandkollegin und Angebeteten Natalia Yanchak an Piano- und Akustikgitarre vorantreibt, oder das fast schon knisternde "Face of horrors": die etwas gediegenere Art steht der Band gut. So kommen auch die etwas düsteren Songs wie das voll beladene "Here's to the death of all romance" anders zur Geltung. Im nahezu gutgelaunten "Someday all this will be yours" fragt man sich, ob Lightburn im Vorfeld von Get Well Soons Konstantin Gropper per Skype den Tipp bekommen hat, mal ein etwas positiveres Album zu machen. Das bittersüß schunkelnde Liebeslied "To hold and have" zeigt indes Lightburns Stärke große Melodien zu schreiben, die auch in über fünf Minuten nicht langweilig werden. So lautet nach neun Songs und dem Interlude "Times infinity 1" die Erkenntnis: The Dears finden neue Stärken in der Gediegenheit, können immer noch kleine Hymnen schreiben – hier sei als Vorzeigebeispiel noch das epische "I used to pray for the heavens to fall" genannt – und hätten das Album auch auf einer LP unterbringen können.

(Till Bärwaldt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I used to pray for the heavens to fall
  • To hold and have
  • Someday all this will be yours

Tracklist

  1. We lost everything
  2. I used to pray for the heavens to fall
  3. To hold and have
  4. You can't get born again
  5. Times infinity 1
  6. Here's to the death of all romance
  7. Someday all this will be yours
  8. Face of horrors
  9. Hell hath frozen in your eyes
  10. Onward and downward
Gesamtspielzeit: 38:33 min

Im Forum kommentieren

Rainstorm

2017-08-16 19:45:43

Kennt anscheinend keiner. Irgendwie tolle Musik. Ich höre viel Bowie raus...starkes Album 7,5/10

Armin

2017-01-18 22:00:53

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Thomas

2015-07-14 19:08:09

Kommt im September, "Volume two" voraussichtlich schon Anfang 2016. Neue Single "I used to pray for the Heavens to fall" und alles weitere hier:

http://noisey.vice.com/en_ca/blog/The-dears-i-used-to-pray-for-the-heavens-to-fall

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