Frank Carter & The Rattlesnakes - Modern ruin
International Death Cult / Kobalt / Rough TradeVÖ: 20.01.2017
Dreht am Rad
Erwartbares zu tun, ist nicht jedermanns Passion. Gemeinhin werden Menschen, die ihr eigenes, schräges Ding durchziehen, obwohl vermeintlich geradere und bequeme Wege offenstehen, alsbald als Dickkopf bezeichnet. Frank Carter jedoch schert sich als Künstler um Erwartungen reichlich wenig. Seine Fans ziehen sowieso mit, und kaum eineinhalb Jahre nach "Blossom" steht zum Dank schon der nächste Carter-Streich mit The Rattlesnakes in der Startbox. Haftete dem Vorgänger ein gewisser Katalysator-Effekt an, der Emotionen und Wut nicht nur freien Lauf ließ, sondern auch Gift und Galle spuckte, offenbart "Modern ruin" vielleicht noch selbstbewusster, dass der einstige Gallows-Sänger, Tätowierer und Familienvater mittlerweile voll und ganz in seinem Element ist. Weil er eben kein zweites "Blossom" aufgenommen hat, sondern doch häufig am Klang-Rädchen drehte und seinen Sound selbstbewusst umjustierte.
Das ließ bereits der druckvoll-neblige Vorbote "Lullaby" erahnen, dessen Zusammenspiel von Bass, Gitarre und Schlagzeug gar Muse ins Spiel bringt und dessen leicht verstörendes Musikvideo zu allererst Töchterchen Mercy Rose zu sehen bekam – konsequent, irgendwie. In eine ähnliche Kerbe wie "Lullaby" schlägt das geheimnisvolle und zugleich eingängig-berstende "Snake eyes" – eines der stärksten Carter-Stücke bisher. Es deutet sich mehr als an: "Modern ruin", von Catherine Marks (Foals, Wolf Alice) gemixt und von Thomas Mitchener, dem ehemaligen Tourbassisten, in dessen Studio aufgenommen, setzt weniger auf entfesselte Wut, sondern auf drückende, tiefer gelagerte Atmosphäre. Zu vernehmen etwa in "Acid veins", das sich mehr und mehr aufbläst, noch einmal kräftig durchatmet, bevor es die angestaute Luft dann doch noch aus den Backen drückt.
Carter lotet allerdings auch andere Grenzen aus: Die Rock'n'Roll-Hymne "Vampires" dreht den Wegweiser bewusst in Richtung Stadion und leitet nicht zufällig zum eingängigen "Wild flowers" über, das mit dem Rumpf zwar noch im düsteren Untergrund steckt, aber dessen Augen mehr als subtil mit dem Pop-Himmel kokettieren. Carters Stimme darf dabei so viele Freiheiten genießen wie nie zuvor. Und der 32-Jährige beweist nicht nur im flehend-druckvollen "Thunder", dass er akribisch an Gesang und Stimmvariation gearbeitet hat. Hier tut sich vor allem "Neon rust" hervor, dieser atmosphärisch-getragene Schlusstrack mit epischem Finale.
Doch natürlich müssen sich auch lärmaffine Ohren weiterhin wenig Sorgen machen: Auf wummernden Bass, fräsende Gitarren und Stakkato-Riffs braucht niemand zu verzichten. "God is my friend" ist ein Brecher erster Garde und hat das über gerade mal 56 Sekunden brodelnde "Jackals" als Pogo-Teufelchen im Nacken sitzen. Und dann, ja, dann ist da ja noch der keifende Titelsong, bei dem Carter noch mal lautstark umherfaucht, um liebgewonnene Tugenden bis zur Heiserkeit zu zelebrieren. Es wird zu beobachten sein, wohin diese Treppenstufe namens "Modern ruin" den kreativen Eigensinn Carters letztendlich treiben wird. Er selbst indes meint: "We're just getting started." Erwarten Sie also einiges.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lullaby
- Snake eyes
- Acid veins
- Neon rust
Tracklist
- Bluebelle
- Lullaby
- Snake eyes
- Vampires
- Wild flowers
- Acid veins
- God is my friend
- Jackals
- Thunder
- Real life
- Modern ruin
- Neon rust
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Armin
2017-11-18 17:15:51- Newsbeitrag
Frank Carter & The Rattlesnakes | 16.03. - 28.03.2018
Wer Frank Carter vor seinem geistigen Auge erstehen lässt, denkt wahrscheinlich an einen wütenden Mann mit unbekleidetem Oberkörper, auf dem jeder Quadratzentimeter mit Tätowierungen bedeckt ist. Dieser Mann steht vorgebeugt am Bühnenrand und schreit derart brachial in den Moshpit hinein, dass seine Arteria carotis zu platzen droht. So kennt man ihn einfach, den ehemaligen Frontmann der Gallows. Und jetzt schaut man sich das Video zu „Spray Paint Love“ an, der neuen Single von Carter und seinen Rattlesnakes: Im bunten Hemd und mit rotgefasster Sonnenbrille tanzt der Mann durch ein wechselgefärbtes und technisch bearbeitetes Spiegelkaleidoskop und singt einen Song voller scharfer Riffs.
Präsentiert wird die Tour von VISIONS.
16.03.2018 Hamburg - Headcrash
25.03.2018 Köln - Luxor
26.03.2018 Berlin - Bi Nuu
27.03.2018 München - Strom
28.03.2018 Wiesbaden - Schlachthof (Kesselhaus)
Fuzzmyass
2017-03-03 13:18:36
Ja, hätte mehr aufmerksamkeit verdient
meddl loide
2017-03-03 11:04:48
Unglaublich tolles Album. Mindestens 8 Punkte wären schon drin gewesen.
dude83
2017-01-23 15:48:38
Am Anfang dachte ich: Oha, viel zu zahm, aber nach ein paar Durchgängen gefällt sie dann doch, obwohl zahmer als das Debut. Egal! Gutes Ding!
fuzzmyass
2017-01-22 15:11:26
Nicht ganz so grandios wie der Vorgänger, aber eine tolle Weiterentwicklung, super Sound und fantastische Songs.
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