
Nick Cave & Warren Ellis - Mars
Milan / WarnerVÖ: 06.01.2017
Mission Doof
Die Idee ist gut, an der Umsetzung hapert's gewaltig: Hollywood-Mogul Ron Howard hat für National Geographic eine Serie gedreht. "Mars" ist halb dokumentarisch, halb fiktional. Im einen Teil wurden Interviews mit Tesla-Guru Elon Musk zusammengeschnitten, der gar nicht oft genug betonen kann, wie toll doch sein Raumfahrt-Kommando "Space X" ist. Ein Werbespot in Überlänge. Der Plot des anderen Teils lässt sich in etwa so zusammenfassen: Was würde passieren, wenn wir einige Volldeppen auf den Mars loslassen, die dabei möglichst pathetischen, dafür inhaltsleeren Quatsch schwafeln? Es ist ein Graus, eine große Karambolage, verteilt auf sechs Episoden. Weshalb die Kluft zwischen dem, was da zu sehen ist und dem, was dazu erklingt, verheerend groß ausfällt.
Nick Cave und Warren Ellis haben wieder einen Soundtrack gemacht. Wahrscheinlich wissen sie selbst nicht genau, den wievielten. Und natürlich ist er wieder gravitätisch, eindrücklich, spannungsreich und melancholisch. Aber er ist auch elektronisch fiebrig. Wenn es schon ins All geht, dann dürfen auch mal die Platinen glühen. Zumindest hier begeben sich die beiden auf ein noch nicht vollends durchforstetes Terrain. Irgendetwas vibriert und pulsiert immer. Das beginnt mit dem "Mars theme", das man lieber als langen Cave-Song hören würde: Gesungene Zeilen ohne Zusammenhang, darüber, dass alles brennt, dass irgendetwas zu schnell naht, dass Briefe nach Hause geschrieben werden. "And Heaven has address some know / Cold down my love, cold down my love". Im abschließenden "Life on Mars" wird dies noch einmal aufgegriffen. Der viel zu kurze Song hätte auch eine Brücke zwischen Caves letzten regulären Bad-Seeds-Alben sein können. Um etwas Neues einzubringen.
Sonst perlt wieder viel trauriges Klavier, gerade in "Earth", dazu einige auch mal schiefe Streicher und atmsophärische Sounds von piependen Geräten. "Space X" erinnert mit klassischem Industrial an "Pretty hate machine" von Nine Inch Nails. "Space station" hat die Melodie einer Kinderspieluhr. Und "Symphony of the dead", beinahe zehn Minuten schwer, breitet sich als dröhnender Teppich aus. Das Merkwürdige ist, dass sich dieser Soundtrack so grundlegend von der Serie unterscheidet, für die er komponiert wurde: Hier das Hochwertige, dort das Billige. Hier das Durchdachte, dort das Beliebige. Hier Nick Cave und Warren Ellis, dort "Mars". Ein Album, das man seinem Umfeld entreißen und in einem Planetarium abspielen möchte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mars theme
- Symphony of the dead
- Life on Mars
Tracklist
- Mars theme
- Mars
- Daedalus
- Earth
- Science
- Voyage
- Space X
- Space station
- Symphony of the dead
- Planetarium
- Aftermath
- Towards Daedalus
- Life on Mars
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Flami
2017-01-12 17:01:02
@ Armin
Singt Cave auf dem Soundtrack? Bzw. wie hoch ist der Anteil an gesungenen Tracks?
Armin
2017-01-11 21:55:10
Frisch rezensiert.
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