Crazy Town - The gift of game

Columbia / Sony
VÖ: 04.02.2000
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Neues Pferdchen am New Metal-Karren

Geht ein neuer Stern am New Metal-Himmel auf? Wenn es nach der Meinung Shifty Shellshocks, seines Zeichens Sänger, Songwriter und Produzent, ginge, trägt dieser den Namen Crazy Town. Die sieben Mann starken Newcomer aus der Stadt der Engel veröffentlichen gehen mit ihrem Debüt völlig im heutigen New Metal-Trend auf, der die vorherige Bezeichnung Crossover ablöste. Die Bandmitglieder um die Köpfe Shifty Shellshock und Epic Mazur sind eine Mischung tätowierter und gepiercter Anfangzwanziger, deren Aussehen auffallend dem der Kollegen von Limp Bizkit und Korn ähnelt. Plagiatsvorwürfe gegenüber eben diesen Bands werden ihrerseits natürlich mit entschiedener Deutlichkeit abgewiesen, doch eine Ähnlichkeit zu den genannten, berühmt gewordenen Protagonisten ist nun mal unübersehbar. Der ansonsten omnipräsente Produzent Ross Robinson hat hier entgegen allen Erwartungen seine Finger allerdings nicht im Spiel.

Shiftys Aussage nach war das Beastie Boys Album \"License to ill\" die Initialzündung für ihn, Hip-Hop und Rockmusik zu vereinen. \"I wanted to incorporate rap and rock like it had never been done before… Our parents listened to rock and we grew up listening to hip-hop. We\'re part of a new generation of kids who really have an appreciation for all kinds of music and they\'re all being pushed together.\" Epic Mazur beschreibt Crazy Towns Gedankengang ziemlich genau: \"We\'re some hip-hop kids that needed to rock, rather than some rock kids that needed to rap.\" Nun sind diese Feststellungen nicht von großer Innovation gesegnet, da - man erinnere sich - solche Aussagen schon zum Besten gegeben wurden, als New Metal noch Crossover hieß und deren Vorreiter auf die Namen Rage Against The Machine, Faith No More oder Red Hot Chilli Peppers hörten.

Unterstützt von Mitproduzent Josh Abraham (Orgy, Coal Chamber) und diversen Gästen verquicken Crazy Town Hip-Hop-Attitüden mit rhythmischer Frechheit und der Schallmuskulatur von handgespielter Rockmusik. Für diesen Stil typisch gewordene, aggressive Klänge in Verbindung mit pulsierenden Gitarren und zähnefletschender Vocals werden als Erfolgsrezept weiterentwickelt und je nach Laune mal härter oder auch etwas hip-hoppiger dargeboten. Obligatorisch deftige Lyrics wie \"I got a lollipop porn bitch / Dead on arrival / A hardcore sex bitch turns / suicidal\", die sich eines \"Parental Advisory\"-Stickers würdig erweisen, dürfen ebenso wenig fehlen.

Das Album beginnt mit einem gesprochen Intro als Einleitung zum Auftaktsong \"Toxic\", der zugleich erste Single Auskopplung ist und mit Gitarrenbrettern, Samples und Hip-Hop-Vocals aufwartet. Sofort wird hier der Einfluß der Beastie Boys und Limp Bizkits deutlich. Allerdings merkt man, daß Crazy Town im direkten Vergleich etwas wuchtiger rüberkommen. \"Darkside\" ist mit Breakbeats unterlegt, die im Verlauf des Stückes zuweilen von den Gitarren und dem deftigen Gesang übertönt werden.

Bei \"Black cloud\" schlägt die Band ruhigere Töne an, soweit dieses Adjektiv überhaupt auf die Kalifornier zutrifft. Unterstützung steuert hier Jay Gordon von Orgy bei. Zu Beginn von \"Butterfly\", das von der Suche nach der perfekten Frau handelt, stößt man sogar überraschenderweise auf ein Sample der Red Hot Chili Peppers, was von Shifty mit der Freundschaft zu Anthony Kiedis erklärt wird. Mit \"Revolving door\" präsentiert man das zweite, sehr gelungene, ruhige Stück auf \"The gift of game\", dessen Text sich mit dem ausschweifenden Sexleben à la \"Ladies come / Ladies go\" beschäftigt. Nicht zu vergessen ist auch die Mitwirkung von Kultgast KRS-One, der bei dem eher Hip-Hop-lastigen \"B-Boy 2000\" Beihilfe leistete. Erste Zukunftspläne haben Crazy Town bereits mit Buddy Evan von Biohazard geschmiedet, um mit ihm einige Songs einzuspielen.

Auch von diesen Gastauftritten abgesehen bietet \"The gift of game\" sicherlich reichlich Abwechslung, doch hundertprozentig kann das Album leider nicht überzeugen, da manche Songs ein wenig heruntergeleiert und monoton klingen, was meinen Zeigefinger der Skip-Taste doch einige Male sehr nahe brachte. Das selbstgesteckte Ziel, absolute Hip-Hop-Punkrock-Superstars zu werden, werden Crazy Town mit ihrem Debüt sicherlich noch nicht erreichen, doch nicht jede Band schafft auf Anhieb den Durchbruch.

(Benjamin Bunte)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Toxic
  • Butterfly
  • B-Boy 2000

Tracklist

  1. Intro
  2. Toxic
  3. Think fast
  4. Darkside
  5. Black cloud
  6. Butterfly
  7. Only when I'm drunk
  8. Hollywood babylon
  9. Face the music
  10. Lollipop porn
  11. Revolving door
  12. Players (only love you when they're playing)
  13. B-boy 2000
  14. Outro
Gesamtspielzeit: 50:14 min

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