Iggy Pop - Post pop depression: Live at the Royal Albert Hall

Eagle Rock / Universal
VÖ: 28.10.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Lust for live

Eine der ersprießlichsten Kollaborationen in diesem Jahr fand bekanntlich zwischen Iggy Pop und Joshua Homme statt. Dass es generell eine gute Idee ist, mit Homme im Studio zu arbeiten, können auch Trent Reznor oder PJ Harvey bestätigen. Aber "Post pop depression" wurde dann noch einmal das gallige Ausrufezeichen hinter der Diskografie von Iggy Pop, denn der alte Punk klang lange nicht mehr derart vital und viril. Es wird wohl sein letzte Album sein. Wobei es viel schöner ist, sich diesen Livemitschnitt als sein allerletztes vorzustellen. Iggy Pops Karriere hat im Lichtkegel begonnen, bei heruntergerissenem Hemd, mit herausgestreckten Brustwarzen und schwitziger Lautstärke. Dieser Abend in der Royal Albert Hall schließt daher den Kreis zu den Anfängen, man könnte es konsequent nennen – oder noch besser: notwendig.

Alle neun Songs von "Post pop depression" wurden gespielt, sie klingen weitestgehend nach den Versionen auf dem Album. "Break into your heart" ist ebenso liebevoll wie bedrohlich, der Streicherschwanz von "Sunday" wird durch gniedelnde Gitarren ersetzt. Überhaupt die E-Gitarren. Homme versteht es mit Troy Van Leeuwen, seinem Buddy bei Queens Of The Stone Age, und Matt Sweeney als wüstes Metronom dieser Show zu fungieren, mal peitschen sie Pop an, dann streicheln sie ihn wieder fromm. Und deshalb gerät es viel interessanter, was mit den anderen Songs des Sets geschieht, die hauptsächlich von den ersten beiden Alben des "Godfather of Punk" stammen. Es ist eben eine Abschiedstournee.

Endlich ist wieder ein vernünftiges "Nightclubbing" zu hören, das ebenso Besänftigung aus Synthesizern wie den Sündenpfahl aus Schwurbelgitarren bietet. Endlich erhält "Sixteen" mit Matt Helders von Arctic Monkeys diese Entschiedenheit an den Drums. Und endlich wird noch einmal deutlich, dass eben nicht immer Pop der frohgemute Sorgenfreie und David Bowie der in seinem Grübeln Gefangene war: Das steckt alles in diesem "China girl", dem Song, den sie zusammen geschrieben haben, aber unterschiedlich interpretieren, den Pop mit einem verschrobenen Drang und Geschrei auf die Bühne bringt und für Bowie eine süßliche Romanze war.

So wie auch noch etwas anderes in diesem Livealbum steckt, etwas, das nur ganz schwach hervorkriecht. Das Konzert in London fand einige Zeit nach den Anschlägen aufs Bataclan statt, wo eigentlich auch Homme mit Eagles Of Death Metal hätte auf der Bühne stehen können, wäre er nicht mit Vorbereitungen für die Aufnahmen zu "Post pop depression" beschäftigt gewesen. Das Konzert in London fand zudem kurze Zeit nach dem Tod von David Bowie statt, der Pop offenbar doch mehr mitgenommen hat, als er bereit war zuzugegeben. Weshalb ein besonderer Drall in den Songs liegt, ein Rebellieren und Trotzen, fürs Leben, fürs Weitermachen. "Lust for life" wird purer Ernst. Die Lebenszeichen von "The passenger" werden zu Überlebenszeichen. Aber eben auch zu überlebensgroßen.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lust for life
  • Sunday
  • Nightclubbing
  • China girl

Tracklist

  1. Lust for life
  2. Sister midnight
  3. American Valhalla
  4. Sixteen
  5. In the lobby
  6. Some weird sin
  7. Funtime
  8. Tonight
  9. Sunday
  10. German days
  11. Mass production
  12. Nightclubbing
  13. Gardenia
  14. The passenger
  15. China girl
  16. Break into your heart
  17. Fall in love with me
  18. Repo man
  19. Baby
  20. Chocolate drops
  21. Paraguay
  22. Success
Gesamtspielzeit: 109:06 min

Im Forum kommentieren

edegeiler

2016-12-22 11:28:26

Josh Homme Fan!!!

Josh Homme Fan

2016-12-22 01:19:31

josh!!!

Armin

2016-12-11 22:29:24

Frisch rezensiert.

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