Every Time I Die - Low teens
Epitaph / IndigoVÖ: 23.09.2016
Der Temperatursturz
Als Keith Buckley die schreckliche Nachricht bekommt, hält ihn nichts mehr auf: Gerade noch auf Tour in Kanada, hetzt er nach Hause. Seine Frau und seine ungeborene Tochter schweben in Lebensgefahr, Schwangerschaftskomplikationen. "Death can not tear us apart" würgt er später mantraartig aus sich heraus, und vor diesem Hintergrund klingt die Zeile im Opener von "Low teens" plötzlich so gar nicht nach Hardcore-Plattitüde. Immer wieder fällt das viel zu oft gehörte Wörtchen "Sacrifice". Ja, hinter der aktuell achten Scheibe von Every Time I Die stecken die echten Geschichten, und das hört man auch, und zwar gleich im sperrigen Intro vom beispielhaften "Fear and trembling". Jedes mal, bevor Buckley im Südstaaten-Treibsand zu versinken droht, holt er tief Luft und brüllt sich wieder frei.
Every Time I Die bewegen sich nach wie vor im Kraftfeld von Metalcore, Southern Rock und Sludge. Never change a running system. Vereinzelte Details sorgen für ein Minimum an Erneuerung. Und so werden auch die "More cowbell"-Rufer zum Schweigen gebracht, nämlich beim breitbeinigen "Two summers", eine Stadionhymne mit viel Dreck unter den Fingernägeln, wie damals bei "The big dirty" anno 2007. Und wenn am Ende von "Awful lot" plötzliche das brachiale Hardcore-Riff von einem leicht verstimmten Barpiano abgenommen wird, sorgt dies nicht nur beim Ersteindruck für Erstaunen.
Buckley zeigt sich auf "Low teens" von sämtlichen Seiten. Mal mit kochendem Schaum vor dem Mund ("Petal"), mal mit geschlossenen Augen, ab und zu sogar selbstironisch oder humorvoll, beispielsweise bei "The coin has a say" mit der Zeile "I can't go back to what I was / Metallica without the drugs." Die 13 Tracks, allesamt um die drei Minuten, sind sowohl textlich intelligent als auch stimmlich abwechslungsreich. Gastsänger wie Brendon Urie von Panic At The Disco ("It remembers") lockern auf, obwohl das bei der Versiertheit Buckleys eigentlich gar nicht nötig wäre. Beim thrashig-rotzigen "Religion of speed" ist der Name zunächst Programm, hier würde sogar Geschwindigkeits-Gott Lemmy mürrisch beipflichten, wobei dieser ja eigentlich Religion generell nicht abkonnte. Und überhaupt: Wer braucht schon Harmonie(n)?
Was die Riffs der Herren Jordan Buckley und Andy Williams angeht, hat sich nicht viel getan seit "From parts unknown". Daran ändert auch Drummer-Neuzugang Daniel Davison nicht viel. Dennoch ist "Low teens" ein Stück tiefer gehängt als der Vorgänger, was wohl leider auch Buckleys Privatleben zuzuschreiben ist. "Low teens" schockfrostet seine aufgestauten Gefühle und schmilzt nun wie Eiswürfel im Whiskyglas dahin. Cheers to that!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fear and trembling
- C++ (Love will get you killed)
- Two summers
- Petal
Tracklist
- Fear and trembling
- Glitches
- C++ (Love will get you killed)
- Two summers
- Awful lot
- I didn't want to join your stupid cult anyway
- It remembers
- Petal
- The coin has a say
- Religion of speed
- Just as real but not as brightly lit
- 1977
- Map change
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Affengitarre
2021-07-15 20:14:22
Die Bonustracks sind auch echt klasse, gerade "Nothing Visible.." mit seinem fetten Numetalriff macht richtig viel Spaß. Eh ein tolles Album, hoffentlich kommt bald wieder Nachschub.
Affengitarre
2019-07-28 21:17:07
Klasse Album. Ein ganzes Stück melodischer als die beiden davor, aber es wird immer noch ordentlich gewalzt. Der "Southern Metal"-Einfluss ist noch größer geworden und steht ihnen ausgezeichnet, die Songs stimmen auch. Schön, dass die Band immer noch keine Ermüdungserscheinungen zeigt.
boneless
2017-03-14 19:07:00
Zurück in Europa. Klein und rar, so wies momentan aussieht:
06.06.: Musikbunker Aachen e.V., Aachen
07.06.: JZ Riot, Lichtenstein
08.06.: Alter Stadtbahnhof, Schweinfurt
20.06.: Universum, Stuttgart
Affengitarre
2016-12-02 14:03:58
Rezension find ich gelungen, wobei man bei der Wertung ruhig etwas großzügiger hätte sein können.
Armin
2016-11-30 23:19:38
Frisch rezensiert.
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